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# taz.de -- Museum in Berlin-Dahlem: Publikumsmagnet oder Resterampe?
> Das Nachdenken über die Nachnutzung der beiden Dahlemer Museen, die ins
> Humboldt Forum ziehen werden, hat endlich begonnen.
Bild: So sieht es derzeit im Asiatischen Museum aus: Die Zeichen stehen auf Umz…
Es gab nicht wenige Berliner, die mehr als nur sentimental wurden, als es
Anfang Januar diesen Jahres endlich so weit war. Eigentlich wusste man es
ja schon seit 13 Jahren, seit dem Jahr 2004, dass das Ethnologische und das
Asiatische Museum von Dahlem ins Humboldt Forum nach Mitte umziehen würden.
Aber dass man nun tatsächlich zum letzten Mal in Dahlem durch die schönen,
strengen Museumshallen wandeln durfte, die so formschön von der
Nachkriegsmoderne erzählten, das traf viele trotzdem noch mal wie ein
Eisregen.
Es ist, als sei dieser Eisregen nötig gewesen, um die Berliner aufzuwecken,
denn endlich scheint sich ein produktiver Streit darüber zu entwickeln, was
denn mit dem Museumsstandort Dahlem geschehen soll – wie man verhindern
kann, dass Berlin immer mehr wird wie Paris, wo es auch nur vor allem im
Zentrum viel zu sehen gibt, und Dahlem ein vergleichbar verschlafener
Vorort wird wie – sagen wir – Rahnsdorf oder Wilhelmsruh.
Die beiden Kontrahenten in diesem Streit, dies zeigte sich am
Montagnachmittag bei einer Anhörung im Kulturausschuss des Berliner
Abgeordnetenhauses – sind auf der einen Seite die Stiftung Preußischer
Kulturbesitz (SPK), zu dem sowohl die umziehenden wie das verbleibende
Museum Europäischer Kulturen gehört – und die Dahlemer Bürger auf der
anderen, die sich nun zur Initiative Dahlemer Appell zusammengetan haben.
Denn während die SPK vor allem dahin tendiert, in Dahlem eine Art
Forschungscampus zu etablieren mit „kleinen Schaufenstern“ für die
interessierte Öffentlichkeit, so der Präsident der SPK, Hermann Parzinger,
lehnen dies die Bürger, so Burkhart Sellin vom Dahlemer Appell, als „nicht
ausreichend“ ab.
## Zuletzt waren es wenige Besucher
Im Grunde sind es immer noch die guten, alten Zeiten, die hier nachhallen.
Denn wenn sich Menschen gern erinnern, wie sie als Kind auf den berühmten
Südseebooten im Asiatischen Museum herumkletterten, dann erinnern sie sich
eher ans Kulturverhalten der Berliner, als ihre Stadt noch geteilt war, als
die Dahlemer Museen noch jährlich eine Million Besucher anlockten. Zuletzt
waren es nur noch wenig mehr als 100.000 jährlich.
Konkreter klingen daher die Pläne der SPK. Der Bau eines großen Depots der
SPK in Friedrichshagen liegen auf Eis, sodass Teile der Sammlung, die nicht
ins Humboldt Forum passen, bleiben könnten. Auch die Bibliothek der
Dahlemer Museen wird anders als geplant nicht ins Humboldt Forum ziehen.
Und dann gibt es noch eine Abguss-Sammlung antiker Plastik der FU Berlin,
die sich in Dahlem gut machen könnte.
Und trotzdem haben die Ideen Parzingers etwas von Resterampe. Was der SPK
wie den Bürgern in Dahlem nach wie vor fehlt, ist eine zündende Idee, wie
man den Museumsstandort zu einer zeitgenössischen Variante der Attraktion
machen könnte, die er mal war. Aber immerhin: Es wird Workshops geben, dann
eine Machbarkeitsstudie. Das Nachdenken hat begonnen.
13 Jun 2017
## AUTOREN
Susanne Messmer
## TAGS
Humboldt Forum
Stadtschloss
Kolonialgeschichte
Ethnologie
Stiftung Preußischer Kulturbesitz
Berliner Schloss
Humboldt Forum
Ethnologie
Kolonialismus
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