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# taz.de -- Türkische Justiz gegen Journalisten: Can Dündar droht hohe Haftst…
> Angeklagt wegen Geheimnisverrat: Can Dündar, Exchefredakteur von
> „Cumhuriyet“, erwartet ein hartes Urteil. Es soll Mitte Juni verkündet
> werden.
Bild: Can Dündar im April 2017 in Berlin
Berlin taz | Das Urteil gegen den bekannten türkischen Journalisten Can
Dündar wegen angeblichen Geheimnisverrats soll am 14. Juni verkündet
werden. Das entschied am Mittwoch das zuständige Gericht in Istanbul. Can
Dündar wird gemeinsam mit seinem Kollegen von der Zeitung Cumhuriyet, Erdem
Gül und dem Parlamentsabgeordneten Enis Berberoglu vorgeworfen,
Staatsgeheimnisse publik gemacht zu haben.
Cumhuriyet hatte Anfang Juni 2015 Fotos veröffentlicht, auf denen Waffen zu
sehen waren, die der türkische Geheimdienst MIT an islamistische Gruppen in
Syrien liefern wollte.
Der Staatsanwalt fordert für Can Dündar und Erdem Gül jeweils zwischen
siebeneinhalb und 15 Jahren Haft. Enis Berberoglu soll als vermeintlicher
Informant gar lebenslänglich ins Gefängnis. Can Dündar lebt seit Herbst
vergangenen Jahres in Deutschland, nachdem im Anschluss an eine damalige
Gerichtsverhandlung auf ihn geschossen worden war.
Erdem Gül arbeitet nach wie vor als Hauptstadtkorrespondent für Cumhuriyet
in Ankara. Enis Berberoglu, ebenfalls ein früherer Journalist, sitzt jetzt
für die sozialdemokratisch-kemalistische CHP im Parlament. Allerdings wurde
seine Immunität aufgehoben.
Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan hat mehrmals öffentlich gefordert,
dass „der Verräter“ Can Dündar hart bestraft werden solle. Schon deshalb
ist für die Angeklagten nicht mit Milde zu rechnen. Da Dündar sich der
türkischen Justiz entzogen hat, müssen Erdem Gül und Enis Berberoglu wohl
auch stellvertretend mit hohen Strafen wegen Geheimnisverrats und
Unterstützung einer terroristischen Vereinigung (Gülen Bewegung) rechnen.
## Französischer Fotojournalist im Hungerstreik
Von Cumhuriyet sitzen noch weitere 13 Journalisten und Mitarbeiter der
Cumhuriyet-Stiftung seit mittlerweile mehr als 200 Tagen in
Untersuchungshaft. Auch für sie fordert die Staatsanwaltschaft hohe
Haftstrafen, ihr Prozess hat allerdings noch nicht begonnen.
Auch ein ausländischer Fotojournalist, der Franzose Mathias Depardon, sitzt
seit mittlerweile 16 Tagen in der Türkei in Haft. Depardon hatte bei
Protesten gegen das Staudammprojekt Hasankeyf am Tigris fotografiert und
war dort Anfang Mai festgenommen worden.
Depardon lebt und arbeitet seit fünf Jahren in der Türkei, erhielt
allerdings für 2017 keinen Presseausweis mehr. Er wurde deshalb wegen
illegalen Aufenthalts im Land in Gaziantep in Abschiebehaft genommen. Weil
er aber bislang nicht abgeschoben wird und der französischen Botschaft auch
der Zugang zu ihm verweigert wird, hat er vor vier Tagen einen Hungerstreik
begonnen.
24 May 2017
## AUTOREN
Jürgen Gottschlich
## TAGS
Türkei
Schwerpunkt Can Dündar
Cumhuriyet
Recep Tayyip Erdoğan
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Pressefreiheit in der Türkei
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