# taz.de -- Hamelner Gewalttäter verurteilt: „Grauenvoll und abscheulich“ | |
> Das Landgericht Hannover verurteilt den Mann, der seine Exfrau an einem | |
> Seil hinter seinem Auto hergeschleift hat, zu 14 Jahren Haft. | |
Bild: Hat alles gestanden: der Angeklagte Nurettin B. | |
HANNOVER taz | Er hatte seine Tat selbst als „grauenvoll, widerlich und | |
abscheulich“ bezeichnet. Nun hat das Landgericht Hannover Nurettin B., den | |
Mann, der seine Expartnerin an einem Seil hinter seinem Auto durch Hameln | |
gezogen hatte, wegen versuchten Mordes und gefährlicher Körperverletzung zu | |
14 Jahren Haft verurteilt. Zudem wird B. seinem Opfer Kader K. 137.000 Euro | |
als Schmerzensgeld zahlen. So einigten sich seine Verteidiger mit der | |
Nebenklägerin K. | |
Richter Wolfgang Rosenbusch sah den menschenverachtenden Charakter der Tat. | |
Nurettin B. und sein Opfer Kader K., die nach islamischem Recht verheiratet | |
waren, aber getrennt leben, hatten sich [1][am 20. November 2016 | |
getroffen], um den gemeinsamen dreijährigen Sohn zu übergeben. Wie schon so | |
oft kam es zum Streit, weil K. den ihr zustehenden Unterhalt von ihrem | |
Expartner verlangte. | |
Bei dem Treffen rastete B. aus. Zunächst schlug er die Mutter seines Sohnes | |
mit den Fäusten nieder, zog dann ein Messer und stach damit auf ihren | |
Oberkörper ein. Staatsanwältin Ann-Kristin Fröhlich wies in ihrem Plädoyer | |
darauf hin, dass schon diese Verletzungen akut lebensbedrohlich waren, weil | |
B. mit der 12,4 Zentimeter langen Klinge das Herz traf. Doch das war ihm | |
nicht genug. | |
Vom Rücksitz seines Autos holte der 39-Jährige eine Axt und schlug mit der | |
stumpfen Seite auf ihren Kopf ein. Auch von Anwohnern ließ er sich nicht | |
abbringen. Eine Zeugin sagte aus, er sei „wie besessen“ gewesen. | |
Dann knotete B. ein Seil am Hals seines Opfers fest, band es an die | |
Anhängerkupplung seines Autos und fuhr mit hoher Geschwindigkeit los; der | |
dreijährige Sohn saß auf dem Rücksitz. Der Knoten zog sich während der | |
Fahrt über Asphalt und Kopfsteinpflaster zu. Nur durch Zufall löste sich | |
das Seil und Kader K. überlebte knapp. Im Krankenhaus musste sie reanimiert | |
und notoperiert werden. | |
Die Staatsanwältin geht von einer geplanten Tat aus. Messer, Axt und Seil | |
habe B. vorher bereitgelegt. Das Mordmerkmal der Grausamkeit sei gegeben. | |
Fröhlich forderte deshalb „lebenslänglich“. | |
Die Verteidiger von Nurettin B. gingen hingegen von einer Affekttat aus. | |
Direkt nach der Tat habe sich B. bei der Polizei gestellt und auch vor | |
Gericht ließ der Angeklagte von seinen Verteidigern ein umfassendes | |
Geständnis vorlesen. Zudem sei B. bereit gewesen, Kader K. sein Haus und | |
den Passat als Wiedergutmachung zu überschreiben. | |
All das berücksichtigte auch Richter Rosenbusch. Er ging jedoch davon aus, | |
dass die Tat, „die Erniedrigung verursachen sollte“, geplant war. Doch auch | |
das Geständnis sei so umfassend gewesen wie selten. Der Täter versuche, | |
sich seiner Tat zu stellen. | |
Das wurde auch deutlich, als Nurettin B. vor der Urteilsverkündung zum | |
ersten Mal in der Verhandlung selbst sprach. „Es tut mir unendlich leid. | |
Das, was ich dir angetan habe und unserem gemeinsamen Sohn“, sagte er und | |
schaute zu seinem Opfer Kader K. | |
Die 28-jährige K. war im Prozess als Nebenklägerin aufgetreten, obwohl sie | |
noch immer stark unter den Folgen der Tat leidet. Über ihren Rechtsanwalt | |
ließ K. eine Botschaft an Frauen übermitteln, die ebenfalls von häuslicher | |
Gewalt betroffen sind: „Seid stark, wehrt euch, lasst euch nichts | |
gefallen.“ | |
1 Jun 2017 | |
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## AUTOREN | |
Andrea Scharpen | |
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