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# taz.de -- RoG-Chef zum Fall Meşale Tolu: „Eine tragische Empfehlung“
> Der Chef von Reporter ohne Grenzen, Christian Mihr, hat einen Rat für
> Journalisten mit türkischem Migrationshintergrund: in Deutschland
> bleiben.
Bild: Demonstration von Amnesty und RoG vor der türkischen Botschaft Anfang Ma…
taz: Herr Mihr, nach Deniz Yücel sitzt mit Meşale Tolu nun schon die zweite
deutsche Journalistin in türkischer Haft. Ist das eine neue Qualität oder
türkischer Alltag?
Christian Mihr: Es ist eine neue Qualität. In der Vergangenheit, auch vor
dem gescheiterten Putsch, gab es zwar ebenfalls Inhaftierungen von
deutschen Journalisten. Die waren aber immer sehr kurzfristig: Eine Nacht
in der Zelle und dann wurden die Journalisten des Landes verwiesen. Dass
jemand über einen Zeitraum von mehreren Wochen inhaftiert ist, stellt schon
eine neue Qualität der Repression gegen Journalistinnen und Journalisten
dar.
Ist Ihnen die Reaktion der Bundesregierung auf die Festnahme von Meşale
Tolu deutlich genug?
Ja und Nein. Es ist gut, dass die Bundesregierung wie schon im Fall Deniz
Yücel in aller Öffentlichkeit Druck macht und nicht nur hinter den
Kulissen. Es wäre aber ein stärkeres Statement und würde auch in der Türkei
Eindruck machen, wenn sich die Bundesregierung nicht nur um die einzelnen
deutschen Fälle kümmert sondern ganz deutlich auch die Namen aller anderen
inhaftierten Journalisten nennt.
Bringt öffentlicher Druck denn in jedem Fall etwas oder kann er auch
kontraproduktiv sein?
Er kann natürlich auch kontraproduktiv sein. Im Fall von Deniz Yücel
scheint er im Moment zumindest nicht wirklich zu helfen. Wir haben in der
Vergangenheit aber auch schon die Erfahrung gemacht, dass öffentlicher
Druck am Ende zu Veränderungen führt, also zu zur Freilassung oder zur
Verbesserung der Haftbedingungen. Der Fall Can Dündar war da nur der
prominenteste Fall.
Würden Sie deutschen Journalisten denn im Moment noch dazu raten, aus der
Türkei zu berichten?
Das kann man nicht generell beantworten. Deutschen Journalisten, die einen
türkischen Migrationshintergrund haben, würde ich wahrscheinlich eher zur
Zurückhaltung und Vorsicht raten. Das ist eine tragische Empfehlung, aber
im Moment ist es wohl ratsamer, wenn deutsche Journalisten ohne türkischen
Migrationshintergrund die Berichterstattung aus der Türkei machen. Bei
ihnen halten sich die Behörden mit Repressionen noch eher zurück.
Und dieser Rat gilt auch für Journalisten, die zwar einen türkischen
Migrationshintergrund, aber keinen türkischen Pass haben?
Ja, der Fall von Meşale Tolu zeigt ja gerade, dass die Gefahr auch in
solchen Fällen besteht. Vor kurzem hätten wir das noch nicht gesagt. Aber
jetzt sehen wir in der Türkei die nächste Eskalationsstufe.
12 May 2017
## AUTOREN
Tobias Schulze
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Journalismus
Schwerpunkt Türkei
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