Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Kommentar Rauswurf des FBI-Chefs: Vom Ärgernis zur Gefahr
> In Sachen Russland-Kontakte sind noch viele Fragen offen. Indem
> US-Präsident Trump den FBI-Chef feuert, erhöht er das Risiko für sich
> selbst.
Bild: James Comey, Trumps Ärgernis: Archivbild aus dem Jahr 2015
US-Präsident Donald Trump hat den Umgang von FBI-Chef James Comey mit
Hillary Clintons E-Mails [1][als Grund für dessen Entlassung genannt]. Das
ist ziemlich schwer zu glauben, allein schon, weil Comey einen
beträchtlichen Anteil an Trumps höchst überraschendem Sieg im November
hatte. Knapp zwei Wochen vor dem Wahltermin kündigte der FBI-Chef an, die
Ermittlungen gegen die ehemalige Außenministerin neu zu eröffnen – und gab
damit dem von Trump geschürten Misstrauen gegen Clinton neue Nahrung.
Trump aber wollte noch weiter gehen und rief im Wahlkampf dazu auf, Clinton
anzuklagen und einzusperren. Dem aber folgte Comey nicht. Das machte ihn
für Trump zum Ärgernis.
Comey verschwieg über Monate, dass das FBI auch gegen die Trump-Kampagne
und die Kontakte einzelner Mitarbeiter zu russischen Stellen ermittelte.
Und damit wurde er für Trump zur Gefahr. Dessen Sicherheitsberater Michael
Flynn stürzte über verheimlichte Gespräche mit dem russischen Botschafter
in Washington, und Justizminister Jeff Sessions wäre aus ähnlichen Gründen
beinahe im Senat abgelehnt worden.
Vor zwei Tagen wiederholte Ex-Geheimdienstchef James Clapper vor dem
Kongress seine Überzeugung, Russland habe sich auf unerlaubte Weise
zugunsten Trumps in die Präsidentenwahl von 2016 eingemischt.
## Ein Meineid würde reichen
Bei diesem Thema sind noch viele Fragen offen, und Comey wäre derjenige
gewesen, der sie zu klären versucht hätte. Comey und sein FBI betonten, wie
wichtig ihnen ihre Unabhängigkeit gegenüber dem Weißen Haus sei. Seine
plötzliche Entlassung sorgt nun nicht nur im FBI für Unruhe, sondern auch
im Kongress, bis weit in die republikanische Partei.
Der nun laut werdende Wunsch nach einem Sonderermittler ist verständlich,
und zwangsläufig weckt er gleich Assoziationen mit dem Watergate-Skandal
von 1974 und Nixons damaligen Umgang mit einem solchen Sonderermittler:
Archibald Cox zu feuern war der Anfang vom Ende des Präsidenten.
Eine solche Untersuchung würde die Risiken für Trump enorm vergrößern. Es
ginge nicht mehr nur darum, ob es tatsächlich eine Zusammenarbeit oder
Absprachen zwischen der Trump-Kampagne und russischen Stellen gab, sondern
auch darum, fortan im Kongress oder vor einem Sonderermittler immer die
Wahrheit zu sagen.
Nicht der Einbruch im Watergate-Hotel kostete Nixon damals das Amt, sondern
die Tatsache, dass er wichtige Handlungen danach verschwieg. Trump muss nun
wissen: Ein Meineid reicht, und Du bist raus.
10 May 2017
## LINKS
[1] /Trump-entlaesst-FBI-Chef-James-Comey/!5408559/
## AUTOREN
Stefan Schaaf
## TAGS
Schwerpunkt USA unter Donald Trump
James Comey
Russland
FBI
Jeff Sessions
US-Justizministerium
Schwerpunkt USA unter Donald Trump
Schwerpunkt USA unter Donald Trump
Schwerpunkt USA unter Donald Trump
James Comey
James Comey
Email-Affäre
## ARTIKEL ZUM THEMA
Jeff Sessions vor dem US-Senatsausschuss: Entrüstung und Erinnerungslücken
Der US-Justizminister weist den Vorwurf zurück, in eine mögliche russische
Beeinflussung der US-Wahl verwickelt zu sein. Ansonsten erinnert er sich an
wenig.
Nach James Comeys Entlassung: Trump will schnell neuen FBI-Chef
Die ersten Kandidaten stellen sich vor. Der Präsident kündigt rasche
Nominierung an. Die Liste der möglichen Nachfolger wächst.
Geschasster FBI-Direktor James Comey: Keine Aussage vor Senatsausschuss
James Comey will nicht vor dem Geheimdienstausschuss des US-Senats
erscheinen. Inzwischen finden Gespräche mit potenziellen Nachfolgern statt.
Nach dem Rauswurf von FBI-Chef Comey: Trump verwickelt sich in Widersprüche
Er habe die Kündigung nicht auf Empfehlung des Justizministeriums
ausgesprochen, sagt Trump. Seine Verwicklungen mit Russland seien erfunden.
Russland-Affäre in den USA: Comey verabschiedet sich per Brief
Ex-Sicherheitsberater Flynn soll Dokumente aushändigen. Endet die
Aufklärung der Russland-Affäre, nachdem FBI-Chef Comey gefeuert wurde?
Trump entlässt FBI-Chef: Richard Nixon lässt grüßen
Schon einmal versuchte ein US-Präsident, sich des Manns zu entledigen, der
gegen ihn ermittelte. Doch das ging schief.
Trump entlässt FBI-Chef James Comey: „You’re fired“
Trump hat aus heiterem Himmel den FBI-Chef vor die Tür gesetzt. Mitten in
den Russland-Ermittlungen des FBI ist das mehr als ungewöhnlich.
US-Anhörung zu Abhör-Vorwürfen: Trump als Lügner bloßgestellt
Die Aussagen der Chefs von FBI und NSA im Capitol erklären die Vorwürfe des
US-Präsidenten für haltlos. Dessen Beliebtheit sinkt.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.