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# taz.de -- Rechtes Internetphänomen: Der Frosch ist tot
> Das Meme und unfreiwillige Symbol der Alt-Right-Bewegung, Pepe der
> Frosch, wurde von seinem Erfinder zu Grabe getragen.
Bild: Die rechtsradikale Alt-Right-Bewegung hat Pepe den Frosch auf dem Gewissen
Das Internet trauert. Nach langem Kampf um die Bedeutung seiner Figur hat
„Pepe the Frog“-Erfinder Matt Furie sein beliebtes Meme sterben lassen. Der
mal arrogant grinsende, mal tief-traurig dreinblickende Frosch war während
des Wahlkampfs in den USA zu einem Symbol der Alt-Right-Bewegung geworden –
auch wegen der großen Aufmerksamkeit, die das Team von Hillary Clinton und
Medienvertreter_innen den rassistischen Abbildungen mit ihm im Internet
schenkten.
Pepes Werdegang liest sich wie ein modernes Netz-Drama: Sein Debüt gab er
als fröhliche Kiffer-Amphibie in Matt Furies Comic [1][„Boy's Club“]. Da
lagen die Pepes mit Trump-Frisur oder Hitler-Bart noch in weiter Ferne. Das
imageboard 4chan machte den Frosch dann zum Internetstar: Sein Gesicht
entwickelte sich zur Projektionsfläche verschiedenster Themen und
Emotionen, sogar [2][Katy Perry] und [3][Nicki Minaj] sprangen auf den Zug
auf. Doch letztlich gelangte Pepe zu eher zweifelhaftem Ruhm.
Seiten wie 4chan sind die Quintessenz des Internets, ein Ort an dem jeder
sich über alles austauschen kann. Die Hackergruppe Anonymous soll sich hier
gefunden haben. Aber auch die „GamerGate“-Debatte, die sich gegen Frauen in
der Computerspiel-Industrie richtete, wurde hier angeheizt. Alles ist
möglich in dieser digitalen Dunkelgasse – auch der Aufstieg eines
sympathischen Frosches zum Sinnbild rassistisch-antisemitisch motivierter
Beiträge.
Am Schlimmsten daran ist, dass der Hass der Internettrolle als Humor
verschleiert daherkommt. 4chan ist der Generation Internet, was den
vorherigen Generationen der Stammtisch war. Vertreter der
„Das-wird-man-ja-wohl-noch-sagen-dürfen“-Fraktion laufen hier zu Höchstfo…
auf und setzen alles daran, die sogenannten „Normies“, also Angehörige des
Mainstreams, zu schocken. In diese Falle tappten amerikanische Medien Mitte
2016, als sie die Debatte um Pepe als Symbol der weit rechts stehenden
Alt-Right-Bewegung lostraten – und den Trollen damit Öl ins Feuer gossen.
Der Streit entbrannte darum, ob eine einzelne Gruppe ein Internetphänomen
für sich reklamieren kann, was schräger Internet-Humor alles darf und wie
Pepe zurück zu seinem alten Selbst finden könnte. Matt Furie startete die
Rettungskampagne #SavePepe, kurz nachdem der Frosch von der
Antidiffarmierungsliga in deren Hasssymbol-Datenbank aufgenommen worden
war. Furie gestand nun seine Niederlage ein, indem er einen letzten
Pepe-Comic auf [4][seiner tumblr-Seite] postete. Darin trauern die Freunde
aus „Boy's Club“ um einen im Sarg aufgebahrten Pepe.
Mit dem symbolischen Tod Pepes hat Furie das Wesen des einst so gechillten
Froschs jetzt also ganz in die Hände der rechten Netz-Community gelegt.
Nicht dass sie zuvor jemand daran hätte hindern können, die Figur für ihre
Zwecke zu nutzen. Nun ist der Weg aber wirklich frei. Es sei denn, wir
verweigern ihr die Aufmerksamkeit. Denn Pepes Geschichte sagt viel über die
Dynamiken des Internets aus: Stell dir vor, Nazis posten im Internet, aber
niemand schaut hin. Wenn wir lernen, den Trollen kein Gehör zu schenken,
ist Pepe vielleicht nicht ganz umsonst gestorben.
10 May 2017
## LINKS
[1] http://www.fantagraphics.com/boysclub/
[2] https://twitter.com/katyperry/status/531011411720151041
[3] https://www.instagram.com/p/ww0aHnr8XT/
[4] http://mattfurie.tumblr.com/
## AUTOREN
Maxie Römhild
## TAGS
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