# taz.de -- Brexit-Verhandler der EU: Ein gefährlicher Europäer | |
> Er ist ein harter Verhandlungspartner für die Briten: Michel Barnier, der | |
> frühere EU-Binnenmarktkommissar und Finanzexperte. | |
Bild: Michel Barnier ist ein freundlicher Europäer, aber kein Freund des Brexit | |
Die britische Presse hat ihn einmal den „gefährlichsten Mann Europas“ | |
genannt. Das war zu der Zeit, als Michel Barnier noch Binnenmarktkommissar | |
der EU war – und das nach dem Lehman-Crash angeschlagene Finanzsystem auf | |
Vordermann brachte. Barnier machte seinen Job so gut, dass auch die City of | |
London gut damit leben konnte. | |
Heute hingegen könnte er wirklich gefährlich werden – jedenfalls für jene | |
in London, die den Brexit um jeden Preis und auf Kosten der Europäer | |
wollen. Denn als EU-Chefunterhändler für den Brexit kann der 66-jährige | |
Franzose den Briten das Leben schwer machen. Auch wenn er es eigentlich | |
nicht will. | |
„Ich habe Premierministerin Theresa May zu einer Bergwanderung eingeladen“, | |
sagte der passionierte Bergsteiger aus der Haute-Savoie augenzwinkernd. „Es | |
gibt Höhen und Tiefen, man muss sich jeden Schritt genau überlegen und | |
Unfälle vermeiden.“ Doch am Ende, so gibt er sich sicher, werde ein | |
„herzliches Einverständnis“ stehen. | |
## Seine Privatisierungspolitik stand in der Kritik | |
Allerdings hat sich auch Barnier schon Fehltritte geleistet. Besonders | |
schmerzlich war für ihn der Streit um die Privatisierung von Wasserwerken | |
im Jahr 2014. In Deutschland wurde er deshalb verdächtigt, einen Ausverkauf | |
kommunaler Wasserwerke zugunsten französischer Konzerne zu betreiben. Das | |
hat ihn getroffen. Denn Barnier liegt die deutsch-französische | |
Zusammenarbeit am Herzen. | |
Bei der Wasser-Privatisierung machte er einen Rückzieher. So dürfte er auch | |
zufrieden sein, dass eine Deutsche, die Handelsexpertin Sabine Weyand, zu | |
seiner Stellvertreterin beim Brexit ernannt wurde. | |
Ein Generalist war Barnier schon immer. Der Vater dreier Kinder ist keiner | |
dieser besserwisserischen Superhirne der Pariser Eliteschule ENA. Er hat | |
nur einen einfachen Universitätsabschluss, was ihn nicht daran hinderte, | |
schon mit 22 Jahren in die Politik zu gehen. | |
Barnier war Europaminister in Paris, wechselte als Regionalkommissar nach | |
Brüssel, ging wieder zurück nach Paris, wo er Außenminister wurde – und | |
dann wieder nach Brüssel, um den Binnenmarkt zu übernehmen. Zwischendurch | |
organisierte er auch noch die Olympischen Winterspiele 1992 in Albertville. | |
23 May 2017 | |
## AUTOREN | |
Eric Bonse | |
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