# taz.de -- Kolpingstiftung in Paraguay: Whistleblowerin unter Druck | |
> Für Brigitte Fuzellier soll im Rahmen eines Förderprojekts eine Person | |
> unentgeltlich gearbeitet haben. Gegen sie wird ein Verfahren eröffnet. | |
Bild: Whistleblower haben es nicht leicht | |
BUENOS AIRES taz | Bei der juristischen Verfolgung der Whistleblowerin | |
Brigitte Fuzellier gibt die deutsche Kolpingstiftung in Paraguay keine | |
Ruhe. Der ehemaligen Geschäftsführerin wird vorgeworfen, dass sie im Rahmen | |
eines Förderprojekts der deutschen Botschaft für Behinderte eine Person | |
unentgeltlich für sich arbeiten ließ. | |
Das Projekt wurde von der Kolpingstiftung Paraguay durchgeführt. Die | |
Anzeige war 2013 von ihrem Nachfolger erstattet worden und schlummerte drei | |
Jahre in der Schublade der Justiz, ohne dass Fuzellier über sie in Kenntnis | |
gesetzt wurde. Jetzt stimmte die paraguayische Justiz der Eröffnung eines | |
Gerichtsverfahrens zu. Fuzellier bestreitet die gegen sie erhobenen | |
Vorwürfe. | |
Fuzellier hatte Anfang 2010 Korruptionsvorwürfe gegen ihre Amtsvorgänger in | |
der Kolpingstiftung Paraguay erhoben. So sollen zwischen 2002 und 2007 beim | |
Neubau eines Stiftungshauses über eine Million Dollar europäischer | |
Entwicklungsgelder hinterzogen worden sein. | |
Vom deutschen Entwicklungsministerium (BMZ) und der EU hatte die | |
Kolpingstiftung bis 2007 rund 1,4 Millionen Euro bekommen. Nach einer | |
BMZ-Prüfung musste Kolping Deutschland 241.000 Euro an die Bundesregierung | |
zurückzahlen. Ende September 2010 wurde Fuzellier nach einer Entscheidung | |
des Vorstands der Kolpingstiftung Paraguay fristlos entlassen. Am selben | |
Tag wurde Olaf von Brandenstein zum Nachfolger ernannt. | |
Anstatt die Aufklärung der Vorwürfe voranzutreiben, brachte von | |
Brandenstein in Paraguay ein Verfahren wegen Verleumdung gegen Fuzellier | |
auf den Weg. Ihm war aus Deutschland eine vertrauliche E-Mail von Fuzellier | |
an Kolping Deutschland zugespielt worden. | |
## Dank Spenden musste sie nicht ins Gefängnis | |
Ein Gericht in Paraguay verurteilte daraufhin Fuzellier 2013 zu einer | |
Haftstrafe von 18 Monaten auf Bewährung. Im März 2015 scheiterte ihre | |
Berufung vor dem obersten Gerichtshof in Paraguay, der durch die Streichung | |
der Bewährung das Strafmaß erhöhte. 2016 hätte sie die Haftstrafe antreten | |
oder eine Geldstrafe von umgerechnet 24.000 Euro zahlen müssen. | |
Nachdem Fuzellier 2016 mithilfe einer Spendenkampagne erfolgreich [1][vor | |
dem Gang ins Gefängnis bewahrt] werden konnte, wurde die jetzt zur | |
Verhandlung kommende Anzeige reaktiviert. | |
Erste Konsequenz: Brigitte Fuzellier darf Paraguay bis zur möglichen | |
Verhandlung im kommenden Jahr nicht verlassen. „Eine katholische | |
Organisation, die nur auf eine Rache aus ist, passt einfach nicht in mein | |
Konzept“, sagt die streitbare Whistleblowerin und bittet gleichfalls um | |
Unterstützung. | |
„Irgendjemand Wichtigem müssen wir damals mit unserer Anzeige gewaltig auf | |
die Füße getreten sein. Es darf nicht sein, dass jene juristisch verfolgt | |
werden, die sich um Aufklärung bemühen“, so Fuzellier. Olaf von | |
Brandenstein ließ eine Anfrage der taz unbeantwortet. | |
22 May 2017 | |
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## AUTOREN | |
Jürgen Vogt | |
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