# taz.de -- Kolpingstiftung in Paraguay: Spende rettet Whistleblowerin | |
> Die Exgeschäftsführerin der deutschen Kolpingstiftung in Paraguay muss | |
> doch nicht in den Knast. Bedanken kann sie sich bei einem Geschäftsmann. | |
Bild: Glück gehabt: Spender wendeten die Haftstrafe ab | |
Buenos Aires taz | Brigitte Fuzellier muss nicht ins Gefängnis. Kurz vor | |
Ablauf der Zahlungsfrist Ende vergangener Woche steuerte ein Geschäftsmann | |
die noch fehlende Restsumme per Schnellkurier bei. Damit konnte Fuzellier | |
ihre Geldstrafe begleichen, die Haftanordnung wurde aufgehoben. | |
Paraguays oberste Richter hatten die ehemalige Geschäftsführerin der | |
Kolpingstiftung Paraguay zu 18 Monaten Gefängnis oder einer Zahlung einer | |
Geldstrafe von umgerechnet 24.000 Euro verurteilt. Fuzellier machte | |
daraufhin öffentlich, dass sie die Summe nicht aufbringen kann. „Die | |
Unterstützungswelle war überwältigend“, sagt die Whistleblowerin. Weltweit | |
führte der Vorgang zu Solidaritätsbekundungen und Geldspenden. „Aus Japan, | |
Mexiko, den USA und aus Deutschland, von überall her kam moralischer und | |
finanzieller Zuspruch“, so Fuzellier. | |
Fuzellier hatte Anfang 2010 Korruptionsvorwürfe gegen ihre Amtsvorgänger in | |
der Kolpingstiftung Paraguay erhoben. So sollen zwischen 2002 und 2007 bei | |
dem Neubau eines Stiftungshauses über eine Million Dollar europäischer | |
Entwicklungsgelder hinterzogen worden sein. Vom deutschen | |
Entwicklungsministerium (BMZ) und der EU hatte die Kolpingstiftung bis 2007 | |
rund 1,4 Millionen Euro bekommen. Nach einer BMZ-Prüfung musste Kolping | |
Deutschland 241.000 Euro an die Bundesregierung zurückzahlen. | |
Doch anstatt die Ungereimtheiten aufzuklären, starteten die | |
Verantwortlichen offensichtlich einen Rachefeldzug gegen Fuzellier. Ende | |
September 2010 wurde sie nach einer Entscheidung des Vorstands der | |
Kolpingstiftung Paraguay fristlos entlassen. Am selben Tag wurde Olaf von | |
Brandenstein als ihr Nachfolger ernannt. | |
## Mail geriet in falsche Hände | |
Fuzellier wandte sich mit einer privaten Mail an zwei Mitarbeiter bei | |
Kolping in Deutschland, in der sie schrieb, dass ihrem Nachfolger in | |
Paraguay ein schlechter Ruf anhafte. „Diese Mail geriet in falsche Hände | |
und die Anwälte von Kolping versuchten, in Deutschland ein | |
Verleumdungsverfahren auf den Weg zu bringen.“ Dies wurde aber mit dem | |
Verweis auf den privaten Charakter der Mail von der deutschen Justiz | |
abgelehnt. | |
Anders in Paraguay, wo die Justiz die Klage zuließ. „Das hat viele | |
hierzulande empört“, erklärt Fuzellier die große Unterstützung auch in | |
Paraguay. „Die angestrengten Prozesse hatten nur das Ziel, mich moralisch | |
und wirtschaftlich zu zerstören“, sagt sie. Moralisch war Fuzellier zwar | |
nicht zu brechen, ihr wirtschaftlicher Schaden ist aber immens: Ihr | |
Exportgeschäft mit Naturschwämmen, dem zahlreiche Kleinbauern zulieferten, | |
musste sie zumachen. | |
20 Mar 2016 | |
## AUTOREN | |
Jürgen Vogt | |
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