# taz.de -- Rassismus in den italienischen Medien: Eklat während Live-Interview | |
> Über Kopfhörer wird Juve-Spieler Medhi Benatia als „Scheiß-Marokkaner“ | |
> beleidigt. Der TV-Sender Rai weist die Verantwortung von sich. | |
Bild: Als „Scheiß-Marokkaner“ beleidigt: Medhi Benatia von Juventus Turin | |
BERLIN taz | Innerhalb von nur einer Woche hat es im italienischen Fußball | |
zwei rassistische Vorfälle gegeben. Zuletzt wurde der | |
marokkanisch-französische Spieler Medhi Benatia nach dem Stadtderby am | |
Samstag zwischen Juventus und FC Turin rassistisch beleidigt. Der vom FC | |
Bayern ausgeliehene Innenverteidiger hörte inmitten eines Live-Interviews | |
eine männliche Stimme, die ihn als „Scheiß-Marokkaner“ bezeichnete. | |
Daraufhin sagte er „Da beleidigt mich jemand“ und brach das Interview ab. | |
Der Sender hat zwischenzeitlich angekündigt, den Verantwortlichen finden zu | |
wollen. Allerdings wären die Beleidigungen nicht von einem ihrer | |
Mitarbeiter geäußert worden. Juventus Turin zeigte sich erschüttert und | |
forderte, dass der Sender die Ermittlungen „ohne Alibis und | |
Verharmlosungen“ führt. Der Audioausgang der Kopfhörer würde direkt aus dem | |
Rai-Hauptquartier in Mailand kommen. Benatia kommentierte auf Facebook, | |
dass der Vorfall tragisch wäre, „aber noch schlimmer ist es, wenn man nicht | |
zu den eigenen Fehlern steht. Italien ist ein Land, dass ich seit Jahren im | |
Herzen trage, aber leider gibt es eine intolerante Minderheit.“ | |
Nur wenige Tage vorher war der Ghanaer Sulley Muntari vom Platz geflogen, | |
nachdem er sich über rassistische Beleidigungen von Fans beschwerte. Nach | |
Schmährufen bat er den Schiedsrichter in den Schlussminuten einzuschreiten, | |
doch der gab an, nichts gehört zu haben und verwarnte den Spieler mit einer | |
Gelben Karte. Aus Protest verließ Muntari daraufhin den Platz und sah | |
daraufhin Gelb-Rot. | |
Der italienische Fußballverband hat die dafür vorgesehene Ein-Spiel-Sperre | |
jetzt allerdings wieder zurückgezogen. „Ich hoffe, dass mein Fall dafür | |
sorgt, dass andere Fußballer nicht leiden müssen wie ich“, sagte der | |
32-Jährige der Spielervetretung FIFPro. „Wie kann es sein, dass ich | |
bestraft werde, obwohl ich das Opfer von Rassismus geworden bin?“ | |
Immer wieder erschüttern rassistische Skandale den italienischen Fußball. | |
Im Januar 2013 wurde der gebürtige Berliner Kevin-Prince Boateng bei einem | |
Testspiel so lange beleidigt, bis er den Platz verließ. Im November 2015 | |
beschwerte sich Arrigo Sacchi, ehemaliger Trainer des AC Mailand und der | |
italienischen Nationalmannschaft, über „zu viele schwarze Spieler“ im | |
Fußball. „Italien fehlt es an Würde und Stolz. Es sollte verboten sein, | |
dass in unseren Vereinen 15 ausländische Spieler im Kader stehen.“ | |
8 May 2017 | |
## AUTOREN | |
Frederik Schindler | |
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