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# taz.de -- Rassismus im Fußball: Die Banane stirbt nicht aus
> Carlo Tavecchio galt als Kandidat für das höchste Amt im italienischen
> Fußball. Doch dann äußerte er sich abfällig über afrikanische Spieler.
Bild: Carlo Tavecchio als Zuschauer bei einem Spiel Italiens gegen Frankreich i…
Es ist eher unwahrscheinlich, dass Carlo Tavecchio unter Gedächtnisschwund
leidet, hatte er doch wenige Tage zuvor noch so klare Worte gewählt. „Ich
kann mich nicht erinnern, das Wort ’Banane‘ benutzt zu haben“, sagte der
71-jährige Vizepräsident des italienischen Fußballverbands, als Reporter
ihn nach seiner Rede auf deren Inhalt ansprachen. Als Erinnerungshilfe
könnte er sich den Vortrag, den er vergangenen Freitag in Rom bei einer
Tagung der Amateurligen hielt, noch mal auf Video anschauen.
Es ging um die Eingliederung der afrikanischstämmigen Spieler in die Serie
A – Tavecchio zog einen Vergleich mit der Premier League. „In England, da
sieht man sich diese Spieler genau an, überprüft deren Professionalität,
erst dann lässt man sie spielen“, sagte Tavecchio dort. „Bei uns haben wir
stattdessen Opti Poba, der vor Kurzem noch Bananen gegessen hat und
plötzlich im ersten Team von Lazio spielt.“
Es gibt diesen Spieler namens Opti Poba im Übrigen nicht, Tavecchio wählte
den Namen einfach mal stellvertretend für all diese Bananenesser, die nun
die Serie A bevölkerten.
Tavecchio, seit 1999 höchster Funktionär der italienischen Amateurligen und
seit 2009 Vizepräsident der Federazione Italiana Giuoco Calcio (FIGC), galt
als Favorit für das Präsidentenamt des italienischen Fußballverbands.
Gesucht wird der Nachfolger von Giancarlo Abete, der nach dem Vorrundenaus
der Squadra Azzura bei der WM seinen Rücktritt erklärte. Am 11. August soll
abgestimmt werden. Tavecchios Gegenkandidat ist Demetrio Albertini,
Exvizepräsident des Verbands.
## Aufforderung zum Rücktritt
„Wir sind verstört, nicht nur über das, was gesagt wurde – auch über das
Schweigen der anderen“, sagte Damiano Tommasi, Exspieler und Vorsitzender
der italienischen Fußballervereinigung AIC, zum Geschehen bei der Tagung
gegenüber der Gazetta dello Sport. „Ich hoffe, dass in all jenen, die nicht
für Demetrio sind, eine andere Entscheidung heranreift.“
Die in Italien mitregierende Partito Democratico und Ministerpräsident
Matteo Renzi forderten Tavecchio zum Rücktritt auf. Dies seien „unsägliche�…
Äußerungen, man könne aber nicht in die Angelegenheiten der Sportverbände
eingreifen. Cécile Kyenge, im Kongo geborene Exintegrationsministerin der
Partei, sagt zum Fall Tavecchio: „Sätze von Menschen in besonderen
Positionen haben besonderes Gewicht und ziehen Konsequenzen nach sich.“ Die
Fifa fordert unterdessen eine Untersuchung des Falls.
28 Jul 2014
## AUTOREN
Jens Uthoff
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