| # taz.de -- Potenzielle Anschlagsliste des Franco A.: Null Anhaltspunkte für T… | |
| > Berlins Innensenator und Polizeipräsident verteidigen den Umgang der | |
| > Polizei mit Betroffenen, die auf einer Liste des terrorverdächtigen | |
| > Soldaten Franco A. stehen. | |
| Bild: Innensenator Andreas Geisel (SPD) und Polizeipräsident Klaus Kandt (v. r… | |
| Es dauerte ein bisschen. Zum Schluss rang sich Polizeipräsident Klaus Kandt | |
| aber doch zu dem Satz durch: „Die Gespräche sind nicht optimal gelaufen.“ | |
| Die Rede ist von den Sicherheitsgesprächen, die die Polizei mit Leuten | |
| geführt hat, deren Namen auf einer mutmaßlichen Anschlagsliste des | |
| Bundeswehrsoldaten Franco A. stehen. In der taz hatten einige der | |
| Betroffenen den Vorwurf erhoben, von der Polizei im Stich gelassen worden | |
| zu sein. Im Innenausschuss des Abgeordnetenhauses gelobte Kandt am Montag | |
| Besserung: „Wir reflektieren das und gucken, was wir verbessern können.“ | |
| Die Bundesanwaltschaft führt die Ermittlungen im Fall des | |
| terrorverdächtigen Bundeswehrsoldaten Franco A. und zweier | |
| Mitbeschuldigter. Auf einer Liste, die bei ihnen gefunden wurde, stehen | |
| unter anderem die Namen der Bundestagsabgeordneten der Linkspartei, Anne | |
| Helm, und der Vorsitzenden der Amadeu Antonio Stiftung, Anetta Kahane. Die | |
| Polizei enthalte ihnen wichtige Informationen vor und spiele die | |
| Gefährdungslage herunter, lautet der Vorwurf, den nicht nur Kahane und Helm | |
| erheben (taz am Wochenende berichtete). | |
| Innensenator Andreas Geisel (SPD) und Polizeipräsident Kandt wiesen das im | |
| Innenausschuss zurück. „Ich kann das Unsicherheitsgefühl sehr gut | |
| nachvollziehen“, sagte Geisel. „Nach derzeitigem Erkenntnisstand gibt es | |
| aber keine konkrete Gefahr.“ Aufgabe der Polizei sei es, auf eine konkrete | |
| Gefährdung zu reagieren und nicht auf ein subjektives Gefährdungsgefühl. | |
| Laut Kandt haben alle Betroffenen ein Sicherheits- und | |
| Sensibilisierungsgespräch bekommen. Neben der Notrufnummer 110 sei ihnen | |
| auch die Handynummer des Dezernatsleiters vom Staatsschutz ausgehändigt | |
| worden. „Damit haben wir noch mal aufgestockt, indem wir die Erreichbarkeit | |
| des Dezernatsleiter sichergestellt haben“, so Kandt. Normalerweise lasse | |
| man es bei der 110er Nummer bewenden. Diese gewährleiste die kürzeste | |
| Reaktionszeit. | |
| Dass die Betroffenen eine andere Einschätzung von der Gefahrenlage haben | |
| als der Staatsschutz, bezeichnete der Polizeipräsident „als Dilemma, das | |
| sich nicht auflösen lässt“. Aber nur weil Namen auf einer Liste stünden, | |
| sei das noch kein konkreter Anschlagsplan. „Namen, das ist noch gar | |
| nichts.“ Es gebe keinerlei Anhaltspunkte für eine Tatplanung – „null | |
| Planungsleistung“, so Kandt. Das gelte auch für eine bei den | |
| Tatverdächtigen gefundene Skizze, die sich auf die Lage der Antonio | |
| Stiftung beziehe. Dazu Kandt: „Dinge aus dem Internet.“ | |
| „Inkompetent, undurchsichtig und fachlich blamabel“ habe sie die Polizei | |
| bei dem Sicherheitsgespräch erlebt, hatte Anetta Kahane zur taz gesagt. | |
| „Wir können nicht immer alles verraten“, verteidigte sich Kandt am Montag. | |
| Ein Anflug von Selbstkritik klang zum Schluss dann aber doch noch bei ihm | |
| an: Vielleicht seien die Informationen doch „ein bisschen zu knapp | |
| gehalten“ gewesen. | |
| Der innenpolitische Sprecher der Linkspartei, Hakan Taș, warf der Polizei | |
| vor, die Bedrohung zu bagatellisieren. Sein Gefühl sei, dass die Behörden | |
| „nach wie vor auf dem rechten Auge blind“ seien. | |
| 15 May 2017 | |
| ## AUTOREN | |
| Plutonia Plarre | |
| ## TAGS | |
| Bundeswehr | |
| Schwerpunkt Rechter Terror | |
| Polizei Berlin | |
| Anis Amri | |
| Bundeswehr | |
| Bundeswehr | |
| Terrorismus | |
| Rechtsterrorismus | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Polizei Berlin und der Fall Amri: Nun doch ein Ausschuss | |
| Parlament befasst sich mit Vertuschungsvorwürfen beim Staatsschutz. | |
| Sonderermittler berichtet. R2G will jetzt auch einen Untersuchungsausschuss | |
| einrichten. | |
| Waffenschwund bei der Bundeswehr: Einfach weg | |
| Bei der Bundeswehr verschwinden immer wieder Waffen in geringer Zahl. 2016 | |
| sind aber wohl mehr verschwunden als bisher bekannt. | |
| Reaktionen auf Rechte in der Bundeswehr: SPD fordert schärferes Vorgehen | |
| Geldstrafen reichen nicht aus, sagt Verteidigungspolitiker Rainer Arnold. | |
| Ministerin von der Leyen will bestimmte Kasernen umbenennen. | |
| Terrorverdacht gegen Bundeswehroffizier: Im Visier | |
| Franco A. und sein Netzwerk in der Bundeswehr führten Listen mit | |
| potenziellen Opfern. Die fühlen sich von den Behörden im Stich gelassen. | |
| BKA-Chef Münch im Interview: „Eine Kultur des Hinschauens“ | |
| Zwei Bundeswehr-Soldaten sollen Anschläge geplant haben. Von | |
| rechtsterroristischen Strukturen möchte der BKA-Chef aber noch nicht | |
| sprechen. |