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# taz.de -- Nigerias Präsident Buhari: Lebt er noch?
> Wie steht’s eigentlich um den nigerianischen Präsidenten Muhammadu
> Buhari? Er ist wieder mal nicht da. Ab und zu taucht ein Foto von ihm
> auf.
Bild: Das letzte Foto von Präsident Buhari (l.): Abschied vor dem Abflug nach …
Abuja taz | Manchmal taucht sein Bild doch auf. Darauf trägt Muhammadu
Buhari, Nigerias fünfzehnter Staatschef, meist einen braun-goldenen Kaftan,
der mehr an einen Schlafanzug als an die repräsentative Kleidung eines
Präsidenten erinnert.
Der ohnehin schon hagere Mann, dem man seine asketische Lebensweise
durchaus abnimmt, wirkt darauf noch dünner und ausgemergelter. Um ihn herum
stehen ein paar Politiker, die aus der Hauptstadt Abuja nach London
gekommen sind, um ihn zu konsultieren – und um zu zeigen: Buhari steht noch
aufrecht, er lächelt noch dünn in die Kamera, er lebt noch.
Gerüchte und Verschwörungstheorien gibt es zahlreiche in Nigeria, doch die
von seinem Tod machen regelmäßig die Runde. Vor ein paar Tagen war es
wieder so weit. Im Internet tauchte die Nachricht auf, dass er in London
gestorben sei und die nigerianische Botschaft vor Ort das sogar bestätigt
hätte. Ein kurzer Schock und dann umgehend doppelte Arbeit für das
Medienteam des Präsidenten: Sein Pressesprecher Garba Shehu beeilte sich zu
twittern, dass es unbegründete Gerüchte gebe, die sich um „pure Lügen“
handelten. Jemand wolle Panik erzeugen.
Wie aber geht es ihm wirklich? Schon vergangenes Jahr war Buhari mehrfach
„in den Urlaub“ nach London gefahren, plötzlich und ohne Vorankündigung, …
nahm es zumindest die Öffentlichkeit wahr. Aus einer „Routineuntersuchung“
im Januar wurden knapp zwei Monate. Seit Anfang Mai ist er nun schon wieder
weg. Buhari soll an Prostatakrebs leiden und muss deshalb regelmäßig und
auch längerfristig behandelt werden.
Merkwürdigerweise fordert niemand in Verbindung mit Buharis Krankheit
bessere Behandlungsmöglichkeiten bei Krebs in Nigeria selbst. Ein Bericht
der Tageszeitung Vanguard zum Weltkrebstag am 4. Februar ergab, dass
Afrikas einwohnerreichster Staat kein einziges funktionierendes
Krebszentrum hat. Nur eine hauchdünne Minderheit hat das Geld, sich in
England, den USA oder den Vereinigten Arabischen Emiraten behandeln zu
lassen.
Doch Buharis Krankheit ist kein Anlass, für mehr medizinische Möglichkeiten
zu kämpfen. Stattdessen muss man nun eins kleinlaut zugeben: 2015 haben die
Nigerianer einen ziemlich alten Mann gewählt. Sein offizielles Alter liegt
heute bei 74. Möglicherweise ist er schon um die 80. Darüber schimpften
bereits früher seine Kontrahenten.
Seine Unterstützer betonen, dahinter stecke keineswegs Manipulation aus
bösem Willen. Denn bis heute wird – vor allem in ländlichen Regionen – nur
bei einem Bruchteil der Kinder das Geburtsdatum registriert. In der
Kolonialzeit in den späten 1930er und frühen 1940er Jahren dürfte eine
amtliche Geburtsurkunde die totale Ausnahme gewesen sein.
Was die Sorge um einen möglichen Tod so groß macht, hat auch mit der
nigerianischen Geschichte zu tun. Mit den Generälen Johnson Aguiyi-Ironsi
und Murtala Mohammed wurden 1966 und 1976 gleich zwei Machthaber ermordet.
Im Jahr 1998 starb General Sani Abacha ebenfalls im Amt. Sein Tod galt als
große Überraschung. Bis heute halten sich deshalb Gerüchte, dass er
womöglich vergiftet wurde. Eine Autopsie hat nie stattgefunden.
Noch präsenter ist indes der Fall von Umaru Yar’Adua. Fünfeinhalb Monate
vor seinem Tod wurde der damalige Präsident zur Behandlung nach
Saudi-Arabien gebracht. Später wurde er zwar wieder nach Abuja geflogen,
starb dort jedoch im Mai 2010.
Macht sich die Abwesenheit von Präsident Buhari jetzt aber tatsächlich
bemerkbar? Das Parlament hat auch ohne seine Anwesenheit das Budget
durchgewinkt. Das nationale Statistikbüro hat gerade verkündet, dass die
Inflationsrate zum dritten Mal in Folge gesunken ist. Aufgrund der
Rezession liegt sie zwar weiterhin bei 17,24 Prozent, aber trotzdem besser
als noch vor ein paar Monaten. Auch der Naira wird im Vergleich zu Euro und
US-Dollar wieder stärker.
Das sind kleine Hoffnungsschimmer, die vergessen lassen, dass Buhari mal
wieder nicht im Land ist – und auch niemand weiß, wann er wiederkommt.
21 May 2017
## AUTOREN
Katrin Gänsler
## TAGS
Nigeria
Abuja
Muhammadu Buhari
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