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# taz.de -- Neues Kabinett in Nigeria: Die starke Hand von Buhari
> Seit der Ex-Militäroffizier an der Macht ist, läuft der Strom
> zuverlässiger in Nigeria. Mit der Ämtervergabe hat er es jedoch nicht
> eilig.
Bild: Präsident Buhari mit seinem Markenzeichen beim Amtsantritt im Mai 2015.
Abuja taz | Auf diesen Dienstag hat Nigeria lange gewartet. Nach der
Amtseinführung von Muhammadu Buhari vor mehr als vier Monaten könnten nun
endlich erste Ministernamen bekannt gegeben werden. Die Gerüchteküche
brodelt schon seit Tagen, denn vergangene Woche hatte der Präsident bereits
seine Liste dem Senatspräsidenten übergeben. Doch der hielt dicht.
Spruchreif wurde vergangene Woche bisher nur, dass sich Buhari wohl selbst
zum Ölminister ernennt. Dieses Amt hatte er in den 1970er Jahren schon
einmal ausgeübt.
Das Zögern bei der Kabinettsbildung hat dem neuen Staatsoberhaupt bereits
den Namen „Baba Go Slow“ – eine Anspielung auf seinen im Wahlkampf
genutzten Titel „Baba“ und die unerträglichen Staus in der
Wirtschaftsmetropole Lagos – eingebracht. Schlagzeilen hat der 72-Jährige
nur mit mehreren Staatsbesuchen gemacht, bei denen es um die Bekämpfung der
Terrorgruppe Boko Haram ging. Ausgetauscht hat er außerdem Verantwortliche
innerhalb der Sicherheitskräfte.
Trotzdem tut sich einiges im nigerianischen Alltag. So gab es noch vor gut
vier Monaten in der Hauptstadt Abuja eine knappe Woche keinen Strom.
Derzeit fällt er höchstens einmal für ein paar Stunden aus. Mittlerweile
liegt die durchschnittliche Stromgewinnung bei knapp 4.100 Megawatt und ist
damit mehr als dreimal höher als noch im Mai. Massiv verbessert hat sich
auch die Benzinversorgung.
Deshalb atmet auch George auf. Er arbeitet für die Verwaltung der
Nationalversammlung und will deshalb seinen richtigen Namen nicht nennen.
George gehört zum Volk der Igbo und kommt aus dem Südosten Nigerias. Damit
ist er kein klassischer Unterstützer von Buhari, der Muslim ist und nah an
der Grenze zum Nachbarland Niger aufwuchs. Georges erstes Fazit lautet:
„Die Dinge wandeln sich sichtbar.“
## Unterstützer loben hartes Durchgreifen des Präsidenten
Möglich wird das weniger durch Taten, sondern durch Buharis alten Ruf,
durchgreifen zu können. Diesen hat er aus den Jahren 1984 und 1985, als er
nach einem Militärputsch das erste Mal an die Macht kam.
Menschenrechtsorganisationen kritisierten Buharis harte Hand. George gibt
zu: „Seitdem er an der Macht ist, nehmen wir unsere Arbeit ernster. Wir
bemühen uns, pünktlich zu kommen, weil wir sonst Strafen befürchten.“ Dabei
habe er nie gehört, dass es deswegen zu einer Disziplinarmaßnahme gekommen
ist.
Gleiches gelte auch für das Dauerproblem Korruption. Transparency
International listete Nigeria 2014 auf Platz 136 von 175. Buhari hatte im
Wahlkampf die Bekämpfung der Korruption zur Chefsache erklärt. George geht
davon aus, dass die Angst steigt, erwischt und hart bestraft zu werden und
künftig weniger Menschen in Versuchung kommen.
Von einer positiven Entwicklung geht auch ein hochrangiger Mitarbeiter
einer anderen staatlichen Institution, der ebenfalls nicht mit seinem Namen
genannt werden will, aus. „Die Mehrzahl der Nigerianer wünscht sich eine
starke Führungspersönlichkeit. Jemand, der Autorität ausstrahlt.“ In Europa
und den USA würde der Wunsch oft nicht verstanden und deshalb kritisiert
werden. In Nigeria gibt es sogar Pluspunkte für eine Militärkarriere, wie
Buhari sie hat.
Das könnte, so hofft Nationalversammlungsmitarbeiter George, auch in
Hinblick auf Boko Haram helfen. „Buhari war General und kennt die Armee.
Deshalb kann man ihm in Sachen Terrorismusbekämpfung und Militärführung
nichts vormachen.“
6 Oct 2015
## AUTOREN
Katrin Gänsler
## TAGS
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