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# taz.de -- Nigerias Vizepräsident Yemi Osinbajo: Der Stellvertreter rückt vor
> Allmählich gewöhnt sich Nigeria daran, dass Vizepräsident Osinbajo die
> Geschäfte führt. Präsident Buhari weilt krank in London.
Bild: Fällt etwa aus der Reihe: Nigerias „Acting President“ als G7-Gipfelg…
Abuja taz | Manchmal übersieht man ihn fast, denn Yemi Osinbajo wirkt viel
weniger staatsmännisch als seine westafrikanischen Amtskollegen. Nigerias
Vizepräsident ist klein und unaufdringlich. Als er während einer
Präsentation in der Hauptstadt Abuja auf dem Podium sitzt, schaut er
unablässig auf sein Tablet. Ist ein Redner fertig, dann klatscht der
60-Jährige höflich und wartet, bis er selbst an der Reihe ist.
Um sein Erscheinen wird in Nigeria weitaus weniger Wirbel gemacht als um
das des echten Präsidenten. Osinbajo ist schließlich nur „Acting President�…
und somit die Vertretung von Muhammadu Buhari, der seit Anfang Mai wieder
zur medizinischen Behandlung in London weilt. Dennoch kommt Osinbajo in
Nigeria gut an – so gut, dass Buharis Abwesenheit kaum auffällt.
Dass der Vize sein Amt gut ausübt, bescheinigt auch Hussaini Abdu,
Politikwissenschaftler und Leiter von Plan International in Abuja: „Er war
eine gute Wahl.“ Dass sei umso bemerkenswerter, da seiner Einschätzung nach
in vielen afrikanischen Ländern der Stellvertreter „weniger smart“ als der
Präsident sei. „Stößt diesem etwas zu, dann wird die Führung schnell in
Frage gestellt.“
Das hat in Nigeria niemand getan, als Osinbajo diese Woche den
Staatshaushalt für 2017 mit fünfmonatiger Verspätung unterzeichnet hat.
Buhari hatte zuvor aus London seine Zustimmung erteilt: Das Budget mit
einem Rekordumfang von umgerechnet 23,7 Milliarden US-Dollar sei im Sinne
der kriselnden nigerianischen Wirtschaft. Ein Berater Buharis sagte
anschließend, dass 20 Prozent der Staatseinnahmen Gelder seien, die im
Antikorruptionskampf zurückgefordert wurden – wichtig angesichts der
gesunkenen Öleinnahmen.
Osinbajo hatte angekündigt, erst zu unterschreiben, wenn auch er mit dem
Ergebnis einverstanden ist – ein Zeichen von Eigenständigkeit.
## Jurist und Pfingstprediger
Der neue starke Mann Nigerias soll über ein gutes Netzwerk von
Unterstützern und Beratern verfügen. Er studierte Jura, arbeitete als
Rechtsanwalt und war Professor an der Universität von Lagos. 1999 wechselte
er in die Politik und wurde im Bundesstaat Lagos Generalstaatsanwalt und
Justizminister.
Darüber hinaus ist er Pastor in der Redeemed Christian Church of God,
einer der größten Pfingstkirchen Nigerias. Seine Gemeinde in Lagos hat er
inzwischen abgegeben. Tritt der Vater von drei Kindern irgendwo auf,
erinnert er weniger an einen lauten Prediger, sondern klingt wie ein
nüchterner Analytiker, der versucht, das riesige Land zusammenzuhalten.
Genau das rechnen dem christlichen Südnigerianer auch viele Menschen im
muslimischen Norden an. Auch Labaran Musa, der seit knapp zwei Jahrzehnten
in Abuja lebt, hat er als Anhänger gewinnen können. Musa – er betreibt
einen Gebrauchtwarenhandel – stammt aus der Millionenstadt Kano und ist
Anhänger der oppositionellen People’s Democratic Party (PDP).
Anders als die Mehrzahl der Wähler in Nordnigeria hat er deshalb 2015 sogar
für den Südnigerianer Goodluck Jonathan gestimmt, nicht für den
Nordnigerianer Buhari. „Die Sicherheitslage hat sich verbessert. Doch die
Wirtschaft ist eine Katastrophe“, bescheinigt der Händler Buhari nun und
bemerkt: „Ohne ihn ist der Naira stärker.“
Es ist viel spekuliert worden, ob die nigerianischen Währungsschwankungen
mit der An- oder Abwesenheit des Staatsoberhaupts zu tun haben könnten.
Händler Musas Theorie lautet: „Buhari ist Korruptionsbekämpfer, und die
Großen haben Angst vor ihm. Ist er weit weg, dann lassen sich besser
Geschäfte machen.“ Auch daher rührt seine Vorliebe für Osinbajo.
15 Jun 2017
## AUTOREN
Katrin Gänsler
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