# taz.de -- Muslimische Uiguren in China: Namensverbot für Uiguren-Babys | |
> Schluss mit Bart und Saddam: China diskriminiert die muslimischen Uiguren | |
> in der Nordwestprovinz Xinjiang immer stärker. | |
Bild: Kontrolle an einem Checkpoint in Kashgar, Xinjiang | |
PEKING taz | Mohammed? Verboten. Auch Saddam, Medina, Samina und Rana. Wer | |
in Chinas Nordwestprovinz Xinjiang Neugeborenen einen muslimischen Namen | |
geben will, muss für sich und sein Kind künftig mit erheblichen Nachteilen | |
rechnen. | |
Wie der US-Sender Radio Free Asia am Dienstag berichtet, hat Xinjiangs | |
Provinzregierung eine entsprechende Anordnung erteilt und eine Liste | |
verbotener Namen veröffentlicht. So soll jungen Mohammeds und Medinas bei | |
Zuwiderhandlung der Eltern unter anderem die Sozialleistungen gekürzt | |
werden. | |
Das Namensverbot ist Teil eines Gesetzes, das seit Monatsbeginn gilt und | |
sich explizit gegen die muslimische Minderheit der Uiguren richtet. So | |
dürfen uigurische Männer keine langen Bärte mehr tragen, Frauen ist in der | |
Öffentlichkeit der Schleier untersagt, ebenso sind religiöse Hochzeits- und | |
Beerdigungszeremonien verboten. | |
Dies seien alles „Zeichen eines religörsen Extremismus“, lautet die | |
Begründung. Selbst die Verwendung muslimischer Symbole wie Stern oder | |
Halbmond wird untersagt. | |
## Uiguren haben eigene kulturelle und religiöse Identität | |
Von Xinjiangs 22 Millionen Einwohnern sind knapp die Hälfte muslimische | |
Uiguren. Sie sind ein turksprachiges Volk mit eigener kultureller und | |
religiöser Identität. | |
Seit Jahrzehnten leiden sie unter der systematischen Unterdrückung der | |
chinesischen Regierung. Peking hält die Uiguren pauschal für Separatisten. | |
Tatsächlich gab es in den letzten Jahren in Xinjiang Anschläge radikaler | |
uigurischer Separatisten gegen Einrichtungen der chinesischen Führung. | |
Peking rechtfertigt das Gesetz als „notwendigen Schritt im Kampf gegen | |
islamistischen Terror und religiösen Fundamentalismus“. | |
Chinas Sicherheitskräfte gehen selbst sehr rabiat gegen Uiguren vor. Und | |
vom chinesischen Kernland zugewanderte Han-Chinesen pflegen einen | |
ausgeprägten Rassismus. Immer wieder kommt es zu gewalttätigen Konflikten. | |
## Peking argumentiert mit Schutz der „säkularen Ordnung“ | |
Mit dem Gesetz erreicht die Diskriminierung eine neue Qualität. 15 | |
religiöse Verhaltensweisen werden darin aufgelistet, die angeblich „die | |
säkulare Ordnung stören“. | |
Eltern sind verpflichtet, ihre Kinder nur an staatlichen Schulen | |
anzumelden. Koran-Schulen sind damit nicht mehr erlaubt. | |
Zutritt zu Moscheen bekommen Muslime nur noch ab dem 18. Lebensjahr. Auch | |
wird es ihnen untersagt, islamische Reinheitsgebote im gesellschaftlichen | |
Leben einzufordern. | |
Das Gesetz wird laut Human Rights Watch bereits angewendet. Als in der | |
Stadt Hotan im März ein uigurischer Beamter in einer Moschee aus Respekt | |
vor den religiösen Reliquien seine Zigarette ausdrückte, wurde er von | |
seinem Vorgesetzten gerügt. Er würde seine kommunistische Haltung nicht | |
ausreichend zum Ausdruck bringen. | |
Menschenrechtler kritisieren das Gesetz. Sophie Richardson von Human Rights | |
Watch spricht von einer „eklatanten Verletzung von nationalen und | |
internationalen Schutzmaßnahmen für die Rechte auf Glaubens- und | |
Meinungsfreiheit“. Meine es Peking ernst mit einer stabilen und | |
harmonischen Lage in der Region, müsse diese restriktive Politik gestoppt | |
werden. | |
26 Apr 2017 | |
## AUTOREN | |
Felix Lee | |
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