Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Somaliland und der Jemen-Krieg: Afrikanische Schattenseite
> Die Vereinigten Arabischen Emirate setzen sich in Jemens hungerndem
> Nachbarland fest. Dort sorgt man sich, in einen Krieg verwickelt zu
> werden.
Bild: Bomben auf Jemen: Ein Kampfjet der Vereinigten Arabischen Emirate
Hargeisa taz | In Somaliland, der international nicht anerkannten
Abspaltung des Nordens von Somalia, ist [1][die aktuelle Hungersnot das
wichtigste Thema]. Aber viele Menschen sorgen sich jetzt auch, in den Krieg
im Jemen auf der anderen Seite des Golfs von Aden hineingezogen zu werden.
Grund dafür ist der Bau einer Militärbasis der Vereinigten Arabischen
Emiraten (VAE) im wichtigen Hafen von Berbera.
„Die Distanz zwischen der jemenitischen Hafenstadt Aden und Berbera sind
nur 140 Kilometer. Raketen können weit fliegen“, sagt Ali Jibril,
Eigentümer eines Produktionsbüros in der Hauptstadt Hargeisa. „26 Jahre
hatten wir hier Frieden, und das möchten wir so halten. Aber die
Militärbasis bringt ein riesiges Risiko mit sich. Die Emirate haben die
Seite der jemenitischen Regierung gewählt und wollen dafür die Basis bei
Berbera benutzen. Die Huthi-Rebellen im Jemen könnten glauben, dass
Somaliland jetzt ihr Feind ist, und Anschläge verüben.“
Somalilands Präsident Ahmed Silanyo hat versprochen, dass die Basis
Arbeitsplätze bringt. Somaliland ist relativ friedlich, im Gegensatz zum
Rest Somalias, aber sehr arm: Nach Schätzungen sind 75 Prozent der jungen
Menschen arbeitslos. „Viele meiner Altersgenossen haben nichts zu tun, sie
wissen auch nicht, was sie tun sollen, weil es wenig Möglichkeiten gibt“,
meint Axmeed-Nuur Maxamuud, der in Hargeisa Krankenpflege studiert. „Wenn
al-Shabaab nicht auf der Lauer ist, können Arbeitslose leicht in die
Kriminalität hineinrutschen oder Kath-süchtig werden.“ Kath ist ein
leichtes Narkotikum, das Somalis und Jemeniten gern kauen.
Die Vereinbarung über eine Militärbasis in Berbera kam, kurz nachdem DP
World, eine internationale Hafenverwaltungsfirma aus Dubai, mit Somalilands
Regierung einen 30-Jahres-Vertrag zur Verwaltung des Hafens Berbera
unterschrieben hatte. Die Arabischen Emirate investieren nun in die
Modernisierung des Hafens. Das könnte große Einnahmen bringen für
Somaliland, weil das große Äthiopien keinen eigenen Zugang zum Meer hat und
gern Berbera als Alternative zu Dschibuti nutzen möchte, um seine
Exportprodukte wie Kaffee auf die Weltmärkte zu bringen.
Aber ausgerechnet Äthiopien ist nicht unbedingt froh über den wachsenden
arabischen Einfluss. Äthiopien ist bisher Somalilands engster Verbündeter.
Als einziges Land erkennt es den Somaliland-Pass als offizielles Dokument
an, es unterstützt die Sicherheitskräfte mit Training und Ausrüstung. Jetzt
sollen die Arabischen Emirate auch Somalilands Armee trainieren.
Askar Mohamed, Computerhändler in Hargeisa, hält den wachsenden Einfluss
der Arabischen Emirate für zwangsläufig. „Ich bin oft in Dubai für meine
Geschäfte. Ich bewundere, wie die da Wirtschaftswunder verrichten. Wenn die
Militärbasis unser Preis für Wachstum ist, sollten wir das Risiko eingehen.
Somaliland ist durch die internationale Gemeinschaft dazu gezwungen, denn
in ihren Augen existieren wir nicht. Die Emirate mit ihren Ölgeldern können
einspringen.“
In Somalilands Parlament hat sich eine große Mehrheit für den Bau der Basis
ausgesprochen. Die Gegner wurden von Soldaten aus dem Parlament geschleppt.
Berbera ist nicht die einzige Basis der Arabischen Emirate auf dem
afrikanischen Kontinent. 2015 vereinbarten sie mit Eritrea die
Modernisierung des Flughafens der Hafenstadt Assab am Roten Meer.
„Somaliland ist eine Figur in einem geopolitischen Schachspiel“, meint
Exarbeitsministerin Alhan Mohamed. „Ich hoffe nur, dass die Regierung weiß,
wie es gespielt wird, und dass es in einem Spiel immer Gewinner und
Verlierer gibt.“
26 Apr 2017
## LINKS
[1] /!5398695
## AUTOREN
Ilona Eveleens
## TAGS
Somaliland
Jemen
Vereinigte Arabische Emirate
Huthi-Rebellen
Äthiopien
Jemen
Entwicklungshilfe
Jemen
Somaliland
Somalia
Somalia
Somaliland
## ARTIKEL ZUM THEMA
Cholera im Jemen: 51 Tote in zwei Wochen
In diesem Zeitraum sind in dem Bürgerkriegsland mehr als 2.700
Krankheitsfälle festgestellt worden, sagt die WHO. Die Epidemie war im
Oktober 2016 ausgebrochen.
Neuer Chef der UN-Entwicklungshilfe: „Wir müssen uns stärker engagieren“
Hat Frieden Bestand in einer Welt, die Globalisierung nur als Gestaltung
von Märkten versteht? Nein, sagt Achim Steiner, der die
UN-Entwicklungshilfe verantwortet.
Geberkonferenz für Jemen: Millionen gegen Hunger zugesichert
Kinder sterben, Eltern sind verzweifelt: Die Lage im Bürgerkriegsland Jemen
ist desolat. Bei der UN-Geberkonferenz stockt die Welt die Nothilfe jetzt
auf.
Parlamentspräsident von Somaliland: Dialog mit Somalia angeregt
Abdirahman Abdillahi will Präsident der nicht anerkannten Republik
Somaliland werden. Mit der taz sprach er über seine Somalia-Politik.
Neuer Präsident in Somalia: „Mister Käse“ soll es richten
Mohamed Abdullahi Mohamed, genannt „Farmaajo“ (Käse), hat überraschend die
Wahl gewonnen. Er könnte ein Ende der Korruption einleiten.
Präsidentschaftswahl in Somalia: Längste Wahl der Welt dauert länger
Das Land ohne Staat soll wieder einen gewählten Staatschef bekommen. Das
Prozedere läuft schon seit Monaten, ein Ende ist nicht absehbar.
Hungersnot in Ostafrika: Zwei Jahre kein Regen
In Somaliland sind Millionen Menschen von der Hungersnot bedroht. Auch weil
der Staat im Ausland nicht anerkannt wird.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.