# taz.de -- Geberkonferenz für Jemen: Millionen gegen Hunger zugesichert | |
> Kinder sterben, Eltern sind verzweifelt: Die Lage im Bürgerkriegsland | |
> Jemen ist desolat. Bei der UN-Geberkonferenz stockt die Welt die Nothilfe | |
> jetzt auf. | |
Bild: Endlich mehr internationales Geld für die Hungernden in Jemen | |
Genf dpa | Nach der Warnung von UN-Generalsekretär António Guterres vor | |
einer „[1][Tragödie immensen Ausmaßes]“ im Bürgerkriegsland Jemen haben | |
Länder aus aller Welt neue Millionenspenden zugesagt. „Dies ist die größte | |
Hungerkrise der Welt“, sagte Guterres am Dienstag [2][bei der | |
Geberkonferenz] vor Vertretern von fast 50 Ländern in Genf. „Wir sind hier, | |
um Hoffnung zu schaffen.“ | |
Hunderte Krankenhäuser sind im Jemen verlassen, weil es keine Medikamente | |
mehr gibt. Viele Schulen sind geschlossen. Millionen Menschen sitzen | |
zwischen den Fronten fest. Trinkwasser und Lebensmittel sind knapp. Zwei | |
Drittel der 27 Millionen Menschen brauchen nach UN-Angaben dringend Hilfe. | |
„Knapp sieben Millionen Menschen wissen nicht, woher sie ihre nächste | |
Mahlzeit bekommen“, heißt es vom Welternährungsprogramm (WFP). „Fast 2,2 | |
Millionen Kinder sind mangelernährt, 500 000 von ihnen droht der | |
Hungertod.“ Alle zehn Minuten stirbt ein Kind unter fünf Jahren [3][an | |
vermeidbaren Krankheiten]. „Wir sind Zeugen, wie eine ganze Generation | |
hungert und bleibende Schäden davonträgt“, warnte Guterres. | |
Der Regierungschef von Jemen, Ahmad Ubaid bin Daghar, machte die | |
Aufständischen für die desolate Lage verantwortlich. „Nur Frieden kann | |
dieses Elend beenden“, sagte er. Der Aufstand [4][schiitischer Rebellen, | |
der Huthis], hat das Land 2015 ins Chaos gestürzt. Die Rebellen haben große | |
Teile des Landes überrannt. Das Nachbarland Saudi-Arabien unterstützt die | |
Regierung mit einer Militärkoalition, die Huthi-Stellungen bombardiert. | |
Zahlreiche Länder stockten ihre bisher zugesagte Jemen-Hilfe um | |
Millionenbeträge auf. So erhöht Deutschland die humanitäre Hilfe im | |
Vergleich zum Vorjahr um knapp 17 Millionen auf 50 Millionen Euro, wie die | |
Menschenrechtsbeauftragte Bärbel Kofler sagte. „Die Frauen, Mädchen, Jungen | |
und Männer im Jemen zahlen den Preis für einen Konflikt, den sie nicht | |
verursacht haben“, sagte sie. Für die Entwicklungszusammenarbeit stellt | |
Berlin wie im vergangenen Jahr 55 Millionen Euro zur Verfügung. Die | |
Geberkonferenz sei ein wichtiges Signal, dass die Welt den Menschen im | |
Jemen zur Seite stehe, teilte Bundesentwicklungsminister Gerd Müller in | |
Berlin mit. | |
Die USA kündigten 94 Millionen Dollar zusätzlich an, einen Gesamtbeitrag | |
von 526 Millionen Dollar (483 Millionen Euro). Die EU stellt 116 Millionen | |
Euro extra zur Verfügung, 46 Millionen davon für die humanitäre Hilfe, 70 | |
Millionen für langfristigere Projekte. | |
Die Vereinten Nationen haben den Bedarf für dieses Jahr auf 2,1 Milliarden | |
Dollar (1,9 Milliarden Euro) geschätzt. Seit dem Spendenaufruf vor vier | |
Monaten waren bis zur Geberkonferenz aber erst 15 Prozent davon | |
zusammengekommen. | |
Die Hilfsorganisation Norwegischer Flüchtlingsrat (NRC) warnte mit Blick | |
auf die Kämpfe um den Hafen Hudaida vor einem Kollaps der | |
Nahrungsmittelversorgung. „Wenn die Kämpfe schlimmer werden und die | |
Versorgungslinie durch diesen Hafen abgeschnitten wird, ist das Überleben | |
von Millionen von Menschen in Gefahr“, sagte der Vorsitzende, Jan Egeland. | |
80 Prozent der Importe werden über diesen Hafen abgewickelt. Dort sind | |
bereits Entladekräne zerstört worden. | |
Wie Guterres und zahlreiche Diplomaten rief die Organisation alle, die | |
Einfluss auf die Kriegsparteien haben, auf, sich für einen Friedensprozess | |
einzusetzen. „Spenden allein werden die Ursachen dieser Katastrophe nicht | |
lösen“, sagte Egeland. „Nur ein Friedensprozess, der alle Gruppierungen | |
involviert, kann den Jemen wieder auf die Beine bringen.“ | |
25 Apr 2017 | |
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