| # taz.de -- Eventisierung in Hamburg-Altona: Erlebnisort statt Platte | |
| > Am Nobistor ist im Sommer ein umfangreiches Live-Programm geplant. Wegen | |
| > der Nutzung durch Obdachlose und befürchteter Eventisierung kommt Kritik | |
| Bild: Liegen auf der Reeperbahn: Obdachlose auf St. Paulis Event-Meile | |
| Hamburg taz | Die Schauplatzwahl des geplanten Live-Programms „Sommer in | |
| Altona“ ruft auf verschiedenen Seiten Skepsis hervor. Vom 30. Juli bis zum | |
| 30. August sollen im Park am Nobistor Lesungen und Konzerte stattfinden. | |
| Ein neuer „Erlebnisort urbaner Popkultur“ soll entstehen, heißt es in einer | |
| Ankündigung des Veranstalters Popup-Records. Er wolle ein „breites, | |
| kulturaffines Publikum“ erreichen, erklärte der Leiter des Projekts, | |
| Christoph Hallerberg, der taz. 8.000 bis 10.000 würden erwartet. | |
| Der Veranstaltungsort befindet sich direkt an der Grenze zu St. Pauli und | |
| dem Bezirk Hamburg-Mitte. Gegen dessen Eventisierung setzt sich Falko | |
| Droßmann (SPD), Leiter des Bezirksamtes Mitte, seit Langem ein. Ein „neuer | |
| Erlebnisort“ dürfte da nicht passen. Steffen Jörg, zuständig für | |
| Stadtpolitik bei der Gemeinwesenarbeit (GWA) St. Pauli, teilt diese | |
| Befürchtung. Obwohl der Park in Altona liege, gehöre er zum Eventdistrikt | |
| St. Pauli. Und was Events angehe, sei die Grenze „mehr als erreicht“, sagte | |
| Jörg. | |
| Der Park diente bis zum letzten Jahr vielen Obdachlosen als Übernachtungs- | |
| und Aufenthaltsort. Bettina Reuter, vorsitzende Sozialarbeiterin der | |
| Beratungsstelle für Obdachlose in Altona, erklärte: „Seit der Räumung im | |
| Juni 2015 gibt es dort keine festen Platten mehr.“ Wegen fortlaufender | |
| Patrouillen durch Mitarbeiter des Bezirksamtes Altona im Bereich des Parks | |
| hielten sich Obdachlose dort nur noch vereinzelt und vorübergehend auf. | |
| Jörg warnt jedoch davor, dies als Argument für die Eignung des Parks als | |
| Veranstaltungsort zu nutzen. „Das wäre zynisch.“ Er habe „nichts gegen | |
| Feste in der Öffentlichkeit“, bezüglich des „Sommers in Altona“ sei er … | |
| „sehr skeptisch“, sagte er. Der Park sei „seit Jahrzehnten ein umkämpfter | |
| Ort“ und die Stadt dürfe „nicht jede Fläche überplanen“. Stattdessen m… | |
| sie „viel mehr Platz bieten, den sich Leute aneignen und so nutzen können, | |
| wie sie wollen“. | |
| Veranstalter Hallerberg betonte, die Veranstalter hätten „nicht die | |
| Absicht, Probleme zu verursachen“ und würden mit den Obdachlosen in | |
| Verbindung treten, um Konflikten vorzubeugen und die Kritik aufzunehmen. | |
| Allerdings sei es gar nicht so einfach, eine Grünfläche zu bekommen, so | |
| Hallenberg. Favorit sei ursprünglich eine andere Grünfläche gewesen, die | |
| Stadt habe jedoch die Erlaubnis zu deren Nutzung verweigert. | |
| Stattdessen machte die Kulturbehörde Alternativvorschläge – geeignet war | |
| für den Veranstalter davon nur der Park am Nobistor. Die anderen Flächen | |
| seien zu weit außerhalb oder zu klein, erklärte Hallerberg. „Da hätte sich | |
| das Format nicht gelohnt.“ Die Anwesenheit der Obdachlosen hatte offenbar | |
| keinen Einfluss auf die Vorschläge der Kulturbehörde – für Obdachlose sei | |
| die Sozialbehörde zuständig, hieß es von dort. | |
| Er habe den Eindruck, die Stadt bemühe sich darum, dass am Nobistor „etwas | |
| passiert bezüglich der Kultur“, sagte Hallerberg. Unter anderem wegen der | |
| geringen Zahl Obdachloser auf dem Gelände mache sich der Veranstalter keine | |
| Sorgen, dass es während des „Sommers in Altona“ zu Problemen kommen könnt… | |
| Deswegen gebe es auch keine Pläne, das Gelände einzuzäunen. Lediglich zur | |
| Bewachung des Equipments sollten Sicherheitsleute eingesetzt werden. | |
| 9 May 2017 | |
| ## AUTOREN | |
| Lena Eckert | |
| ## TAGS | |
| Hamburg | |
| Gentrifizierung | |
| Obdachlosigkeit | |
| Obdachlosigkeit | |
| Obdachlosigkeit | |
| Hamburg | |
| Obdachlosigkeit | |
| Rumänien | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Vertreibung von Wohnungslosen wegen G20: In Hamburg sagt man Tschüss | |
| Obdachlose sollen zum G20-Gipfeltreffen aus der Hamburger Innenstadt raus. | |
| Straßensozialarbeiter fürchten, dass sie zwischen die Fronten geraten | |
| könnten. | |
| Obdachlosen-Auslese nach Aschenputtel-Prinzip in Kiel: Obdachlosenhilfe nur fü… | |
| Bei der Planung von Hilfsmaßnahmen für Obdachlose will das Kieler | |
| Sozialdezernat Nicht-Kielern den Zugang zu städtischen | |
| Unterstützungsmaßnahmen verweigern. | |
| Der Frühling ist da: Senat beendet den Winter | |
| In der vergangenen Saison wurden deutlich mehr Obdachlose in Unterkünfte | |
| vermittelt als in den Vorjahren. Handlungsbedarf gibt es trotzdem | |
| Ein selbstverwaltetes Haus für Obdachlose: „Sie wollen ihr eigenes Zuhause“ | |
| Das Leben auf der Straße ist härter geworden, sagt | |
| Hinz&Kunzt-Sozialarbeiter Stephan Karrenbauer. Er will mit Betroffenen ein | |
| Haus bauen | |
| Unterkunft: Obdachlose zweiter Klasse | |
| Beim Winternotprogramm werden nur „unfreiwillige“ Obdachlose eingelassen. | |
| Wer in Rumänien eine Wohnung hat, muss auf einem Stuhl übernachten |