# taz.de -- Militärparade in Nordkorea: Marsch der Soldaten | |
> Nordkorea begeht den 105. Geburtstag des Staatsgründers Kim Il Sung. | |
> Zuletzt wurde befürchtet, das Land bereite zu diesem Anlass einen | |
> Atomwaffentest vor. | |
Bild: „Tag der Sonne“ am 15. April 2017 in Pjöngjang | |
PEKING taz Angeführt von einer Militärkapelle marschieren Zehntausende | |
Soldaten an der Ehrentribüne auf dem Kim Il Sung-Platz vorbei. Schwere | |
Geräte fahren auf. Sie tragen die gefürchteten Mittelstreckenraketen der | |
Typen Rodong und Musudan. Die Raketen könnten binnen weniger Minuten Seoul | |
und Tokyo in Schutt und Asche legen. Es ist der 105. Geburtstag des | |
Staatsgründers Kim Il Sung. Der sogenannte „Tag der Sonne“ ist nach | |
offizieller Lesart der wichtigste Feiertag des letzten noch existierenden | |
stalinistischen Arbeiterstaats. Nordkorea nutzte diese Gelegenheit, mit | |
einer Militärparade der ganzen Welt seine Stärke zu demonstrieren. | |
Auch mit Drohungen hielt sich die Führung in Pjöngjang an diesem Tag nicht | |
zurück. Nordkorea werde einem „totalen Krieg mit einem totalen Krieg und | |
einen Atomangriff mit einem Atomangriff“ antworten, verkündete Choe Ryong | |
Hae. Der eigentliche Machthaber Kim Jong Un hielt sich bedeckt. Das | |
nordkoreanische Staatsfernsehen zeigte ihn lediglich, wie er in einem | |
schwarzen Anzug und einem weißen Hemd aus einer Limousine steigt, seiner | |
Ehrengarde salutiert und anschließend hinter einem festlich gedeckten | |
Podium Platz nimmt. Erhaben blickt er über die ihm zujubelnde | |
Menschenmenge. Die Alltagspolitik überlässt er seinem Stellvertreter. | |
Drohtiraden hat es aus Nordkorea in den letzten Jahren schon häufiger | |
gegeben. Hinzu kommen jetzt die Reaktionen aus den USA. Präsident Donald | |
Trump sagte laut „Defense News“ auf die Frage, ob [1][der Einsatz einer | |
Riesen-Bombe in Afghanistan] auch ein Signal an Nordkorea sei: „Nordkorea | |
ist ein Problem – das Problem wird angegangen.“ Bei dem Bombenabwurf sind | |
nach Angaben der afghanischen Behörden über 90 Menschen, mutmaßlich | |
Extremisten, getötet worden. Damit hat sich die Zahl der Todesopfer erhöht. | |
Am Freitag war noch von 36 Toten die Rede. | |
Viele Beobachter befürchteten im Vorfeld der Feierlichkeiten, Nordkorea | |
könnte seine Nachbarstaaten und die USA mit einem neuen Atomtest | |
provozieren. Dazu kam es am Samstag jedoch nicht. Seit Jahren arbeitet das | |
nordkoreanische Regime an einem Atom- und Raketenprogramm – obwohl die | |
Vereinten Nationen das untersagt haben. Allein im vergangenen Jahr ließ | |
Pjöngjang zwei Atomwaffentests vornehmen und über zwei Dutzend Raketen ins | |
Meer schießen. Gleichzeitig arbeiten die nordkoreanischen Techniker an der | |
Entwicklung einer Langstreckenrakete, die mit atomaren Sprengköpfen | |
bestückt die USA treffen sollen. | |
Das nordkoreanische Staatsfernsehen zeigte auch erstmals Bilder von | |
U-Boot-Raketen des Typs Pukkuksong. Sie könnten eine Reichweite von rund | |
1.000 Kilometer haben. Chinesische Militärexperten meinen zudem, auf der | |
Parade den Prototypen einer Interkontinentalrakete gesehen zu haben. Sie | |
gehen nach einer ersten Analysen allerdings davon aus, dass diese Rakete | |
noch nicht einsatzbereit ist. | |
## China mahnt zur Besonnenheit | |
Bereits am vergangenen Wochenende hatte Trump einen Flugzeugträgerverband | |
und mehrere U-Boote vor die Küste Nordkoreas geschickt. Auch japanische | |
Kriegsschiffe schlossen sich der US-Flotte an. Trump hatte in den letzten | |
Tagen zudem damit gedroht, Nordkoreas Atomprogramm notfalls im Alleingang | |
stoppen zu wollen. Er hatte sich vor acht Tagen mit Chinas Staatspräsident | |
Xi Jinping auf Trumps Privatdomizil in Florida getroffen und um Pekings | |
Unterstützung für seinen Kurs geworben. | |
China als bisherige Schutzmacht Nordkoreas hat sich offiziell bislang nicht | |
auf die Seite der USA geschlagen, sondern mahnte lediglich zur | |
Besonnenheit. „Wenn es einen Krieg gibt, ist das Ergebnis eine Situation, | |
in der jeder verliert und es keinen Gewinner geben kann“, warnte der | |
chinesische Außenminister Wang Yi zuletzt am Freitag. | |
Doch auch Peking erhöht nun den Druck auf Nordkorea. Die chinesische | |
Führung hat eigenen Angaben bereits seit Februar keine Kohle mehr aus dem | |
Nachbarland importiert. Kohle war zuletzt der größte Devisenbringer der | |
Nordkoreaner. Am Samstag kappte Air China vorläufig auch sämtliche ihrer | |
Flugverbindungen nach Pjöngjang. | |
Auch China will Nordkoreas Aufstieg zur Atommacht vermeiden, fürchtet aber | |
ebenso einen Zusammenbruch des Regimes in Pjöngjang. Denn der würde | |
Millionen Flüchtlinge ins Land schwemmen. Zudem will Peking um keinen | |
Preis, dass US-Soldaten unmittelbar vor der chinesischen Grenze stationiert | |
sind. | |
Am Ostersonntag wird US-Vizepräsident Mike Pence in Südkorea erwartet. | |
(mit ap) | |
15 Apr 2017 | |
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## AUTOREN | |
Felix Lee | |
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