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# taz.de -- Zivile Tote im Krieg gegen den IS: „Deutschland trägt Verantwort…
> Die Opferzahl westlicher Luftangriffe gegen den IS steigt. Die Opposition
> in Berlin macht Druck und die Regierung spricht erstmals von
> Konsequenzen.
Bild: Ein Aufklärungstornado der Luftwaffe startet vom türkischen Luftwaffens…
Berlin taz | Nach einer Reihe tödlicher Luftangriffe auf Zivilisten in
Syrien und im Irak fordert die Opposition in Deutschland die
Bundesregierung zum Handeln auf. „Die Bundesregierung muss auf die
zunehmende Zahl von Luftschlägen der USA in Syrien, die eigentlich
IS-Terroristen gelten, jedoch unzählige unschuldige Zivilisten treffen,
reagieren“, sagte die grüne Außenpolitikerin Franziska Brantner der taz.
Deutschland sei an der US-geführten Anti-IS-Koalition beteiligt und für
deren Handeln mitverantwortlich. Deswegen müsse die Bundesregierung nun
Fragen in Richtung Washington stellen. „Die Trump-Administration muss für
Aufklärung sorgen und die Frage beantworten, ob das US‑Militär unter seinem
neuen Oberbefehlshaber weniger Vorsicht walten lässt“, sagte die
Bundestagsabgeordnete.
Grundsätzlicher klingt der Linken-Abgeordnete Alexander Neu. „Die
Bundesregierung muss mit dem Märchen aufhören, dass russische Bomben auf
Aleppo böse und amerikanische Bomben auf Mossul gut seien. Für die Opfer
macht das keinen Unterschied: Tot ist tot“, sagte der
Verteidigungspolitiker.
Die Regierung behaupte stets, sie wisse nichts über die Zahl und Ursache
ziviler Opfer. Das könne er sich aber nicht vorstellen: „Deutschland muss
als Teil der Anti-IS-Koalition am Informationsaustausch beteiligt sein und
trägt somit auch Verantwortung für das, was geschieht – zumal die
Bundeswehr der Koalition Aufklärungsbilder zur Verfügung stellt“, sagte
Neu. „Und wenn sie tatsächlich nicht wüsste, was im Gefechtsfeld passiert,
wäre das stümperhaft.“ Seine Fraktion wolle nun über Anfragen im Parlament
mehr Transparenz erzwingen.
## Deutlich mehr Opfer als früher
Die Zahl der zivilen Opfer war in den vergangenen Wochen stark angestiegen.
Die Analysten der Internetplattform airwars.org zählen für den März
[1][bereits bis zu 1.257 zivile Tote]. Im Februar lag die Zahl noch bei bis
zu 455, im März 2016 bei bis zu 196. Am Wochenende [2][räumte die
Anti-IS-Koalition ein], womöglich für einen Angriff auf Mossul mit bis zu
240 zivilen Toten verantwortlich zu sein. Den Vorfall will das Bündnis nun
genauer untersuchen.
Die Bundeswehr unterstützt den Einsatz über Syrien und dem Irak mit
Aufklärungstornados. Die Flugzeuge liefern Luftbilder der Region, die die
Alliierten neben anderen Quellen für die Planung ihrer Angriffe nutzen.
Außerdem versorgen deutsche Tankflugzeuge die Kampfjets der Koalition mit
Kerosin. Die Bundeswehr feuert in dem Einsatz selbst allerdings keine
Raketen ab.
Der Bundesregierung lägen daher über die Vorfälle in Mossul und anderswo
„keine eigenen Erkenntnisse vor“, sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amts
schon am Montag. Dennoch kündigte die Regierung erstmals mögliche
Konsequenzen an – zumindest vorsichtig: Man müsse nun die Untersuchungen
der Koalition abwarten, sagte der Ministeriumssprecher. „Wenn daraus
Änderungen an der Vorbereitung oder Durchführung solcher Aktionen sinnvoll
erscheinen und vernünftig oder geboten sind, dann werden wir sicherlich
dafür sein.“
Auch Regierungssprecher Steffen Seibert sprach von möglichen Konsequenzen.
„Wenn so etwas passiert, muss aufgeklärt werden, wie es dazu kommen konnte
und wie erreicht werden kann, dass es möglichst in der Zukunft nicht wieder
passiert“, sagte er. Diese Vorgehensweise unterscheide die Luftangriffe des
Westens von den Luftangriffen des syrischen und russischen Militärs auf
Aleppo und andere Städte.
28 Mar 2017
## LINKS
[1] https://airwars.org/data/
[2] http://www.inherentresolve.mil/News/News-Releases/Article/1130253/allegatio…
## AUTOREN
Tobias Schulze
## TAGS
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„Islamischer Staat“ (IS)
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