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# taz.de -- Bundeswehr im Syrienkrieg: Luftbild mit Folgen
> Westliche Kampfflieger sollen über 30 syrische Zivilisten getötet haben.
> Vorbereitet haben sie den Angriff auf eine Schule wohl mit deutscher
> Hilfe.
Bild: Am Rumpf von Tornados befestigt die Bundeswehr Infrarot-Sensoren zur Aufk…
Berlin taz | Die Opposition fordert Aufklärung: Nach einem verhängnisvollen
Luftangriff in Syrien, zu dessen Vorbereitung die Bundeswehr offenbar
Luftbilder beisteuerte, pochte Linkspartei-Chef Bernd Riexinger am
Donnerstag auf Transparenz. „Ich erwarte eine umgehende Erklärung von
Verteidigungsministerin von der Leyen. Wie kann die Bundeswehr eine Schule
als Ziel liefern?“, sagte er.
Agnieska Brugger (Grüne) sagte: „Wer Aufklärungsdaten bereitstellt, hat
auch die große Verantwortung dafür, wie und nach welchen Regeln diese
verwendet werden.“ Es sei inakzeptabel, dass sich die Regierung wegducke.
Am Tag zuvor hatte das Verteidigungsministerium [1][laut NDR] den Bundestag
über einen Vorfall aus der vergangenen Woche informiert. Demnach erfuhren
die Mitglieder des Verteidigungsausschusses in geheimer Sitzung, dass
deutsche Aufklärungstornados am 19. März Luftbilder eines Gebäudes im Ort
al-Mansura bei Rakka aufnahmen. Die Alliierten sollen mit Hilfe der Bilder
einen Luftangriff vorbereitet haben, bei dem Tags darauf möglicherweise
Dutzende Zivilisten starben. Öffentlich kommentiert das Ministerium den
Bericht nicht.
Unklar ist bislang, wie viele Unbeteiligte bei dem Luftangriff in der Nacht
vom 20. auf den 21. März tatsächlich starben. Al-Mansura ist unter
IS-Kontrolle, Angaben über Opferzahlen lassen sich deswegen nicht
überprüfen. Der [2][Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte]
zufolge handelte es sich bei dem Gebäude um eine ehemalige Schule, in der
zuletzt 40 geflüchtete Familien aus Rakka, Homs und Aleppo lebten.
Mindestens 30 der Bewohner seien bei dem Angriff getötet worden.
## Angeblich kam die Information vom Geheimdienst
Andere lokale Medien geben noch höhere Opferzahlen an. Die internationale
Militärkoalition gegen den IS dagegen bestätigt zwar den Angriff an sich,
bestreitet aber, dass dabei Zivilisten starben. Der [3][US-Kommandeur
Stephen Townsend sagte bereits am Dienstag], die Koalition hätte aus
Geheimdienstquellen die Information erhalten, dass „der Feind diese Schule
nutzt“.
Beobachtungsmaßnahmen hätten den Verdacht bestätigt; an der Einschätzung
habe sich auch nach dem Luftangriff nichts geändert: „Alles, was wir
seitdem gesehen haben, deutet darauf hin, dass da drin wie erwartet die
rund 30 IS-Kämpfer waren.“ Die Überprüfung des Angriffs sei jedoch noch
nicht abgeschlossen.
Die Bundeswehr beteiligt sich seit über einem Jahr mit sechs
Aufklärungsflugzeugen am Krieg gegen den IS. Aus dem Hauptquartier der
Militärkoalition in Katar bekommen die deutschen Piloten Listen mit
gewünschten Aufklärungszielen.
Die Bundeswehr fliegt diese Ziele ab und wertet die Fotos anschließend aus.
Dabei markieren die Soldaten bereits, an welchen Stellen sie IS-Kämpfer und
an welchen sie zivile Einrichtungen vermuten. Am Ende planen die Alliierten
auf Basis dieser Fotos und anderer Informationen ihre Luftangriffe. An
diesem letzten Schritt sind keine deutschen Soldaten beteiligt.
30 Mar 2017
## LINKS
[1] https://www.tagesschau.de/ausland/luftangriffe-syrien-aufklaerungsbilder-bu…
[2] http://www.syriahr.com/en/?p=63281
[3] https://www.defense.gov/News/Transcripts/Transcript-View/Article/1133033/de…
## AUTOREN
Tobias Schulze
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