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# taz.de -- Nach Luftangriffen in West-Mossul: US-General geht von Beteiligung …
> Das US-Militär bekennt sich zu einer möglichen Mitschuld am verheerenden
> Luftangriff auf die irakische Stadt. Man habe nicht absichtlich auf
> Zivilisten gezielt.
Bild: Zerstörung und Trauer in Mossul
Washington dpa/afp | [1][Nach einer Explosion mit etlichen toten Zivilisten
in der irakischen Stadt Mossul] hat das US-Militär eine Schuld an dem
Vorfall nicht ausgeschlossen. „Meine erste Einschätzung ist, dass wir
wahrscheinlich an den Todesopfern beteiligt waren“, sagte der US-Kommandeur
der Anti-IS-Mission, General Stephen Townsend, am Dienstag. Es habe mehrere
US-Luftangriffe in der Gegend gegeben. Er betonte aber, dass man keineswegs
absichtlich Zivilisten angegriffen habe. Das Zentralkommando untersucht den
Vorfall.
In Folge der gewaltigen Explosion im Westen der Metropole am 17. März waren
verschiedenen Berichten zufolge mehr als 100 Menschen ums Leben gekommen.
Kritiker werfen der neuen US-Regierung vor, die Luftangriffe verschärft zu
haben und weniger Rücksicht auf Zivilisten zu nehmen. Townsend wies die
Darstellung zurück, dass Sicherheitsmaßnahmen zum Schutz Unbeteiligter
gelockert worden seien.
Amnesty International erhob schwere Vorwürfe gegen die Konfliktparteien.
Den irakischen Streitkräften und der sie unterstützenden US-geführten
internationalen Militärkoalition warf die Menschenrechtsorganisation am
Dienstag vor, das Leben von Zivilisten nicht ausreichend zu schützen.
Sowohl bei Luftangriffen als auch bei Gefechten am Boden mit Kämpfern der
Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) würden erschütternd viele
Zivilisten getötet.
„Sowohl die Luftangriffe als auch die Gefechte am Boden zwischen der
irakischen Armee und IS-Kämpfern haben in den letzten Monaten zu einer
erschütternden Zunahme an zivilen Opfern geführt“, erklärte Amnesty. „Bei
einem der tödlichsten Luftschläge der US-geführten Koalition seit Jahren
starben am 17. März laut Berichten 150 Menschen im Jadida-Viertel in
West-Mossul“, schreibt die Organisation, die vor Ort Fakten sammelte.
## Untersuchungen eingeleitet
Das irakische Verteidigungsministerium leitete zu den Luftangriffen eine
Untersuchung ein. [2][Am Samstag räumte auch die Militärkoalition
Luftangriffe in West-Mossul ein] und kündigte ebenfalls eine Untersuchung
an. Das Pentagon erklärte, es werte derzeit mehr als 700
Video-Aufzeichnungen von Luftangriffen auf West-Mossul aus.
„Die hohe Zahl ziviler Opfer lasse vermuten, dass die an der Offensive in
Mossul beteiligten Koalitionsstreitkräfte keine ausreichende Vorsorge
treffen, dass zivile Tote vermieden werden“, kritisierte Amnesty. Das sei
ein „eklatanter Verstoß gegen internationales Völkerrecht“.
Amnesty habe „dokumentiert, dass im Kampf um Mossul hunderte von
Zivilistinnen und Zivilisten bei Luftschlägen in ihren Häusern oder an
vermeintlich sicheren Orten getötet wurden“. Die irakische Regierung habe
sie zuvor aufgefordert, an Ort und Stelle zu bleiben und nicht zu fliehen,
wie Überlebende und Augenzeugen berichtet hätten, heißt es in dem Bericht
weiter.
In zahlreichen Fällen hätten Überlebende und Nachbarn den Berichterstattern
erzählt, dass sich IS-Kämpfer in zerstörten Häusern befanden oder sich in
benachbarten Gebäuden verschanzt hätten, die nicht Ziel der Angriffe waren.
Bei US-geführten Luftangriffen seien „ganze Häuser mit vollständigen
Familien darin zerstört“ worden, sagte Donatella Rovera, die für Amnesty in
Mossul Fakten sammelt und Augenzeugenberichte dokumentiert. „Die Tatsache,
dass die irakischen Behörden Zivilisten wiederholt geraten haben, in ihren
Häusern zu bleiben statt aus dem Gebiet zu fliehen, belegt, dass die
Koalitionsstreitkräfte gewusst haben müssen, dass diese Angriffe
wahrscheinlich zu einer erheblichen Anzahl an zivilen Opfern führen würden.
Übermäßige Angriffe und wahllose Angriffe verletzen internationales
humanitäres Recht und können Kriegsverbrechen sein.“
29 Mar 2017
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