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# taz.de -- Hinrichtungen in Saudi-Arabien: Der Neffe in der Todeszelle
> Seit fünf Jahren sitzt Ali al-Nimr in Saudi-Arabien in der Todeszelle.
> Der Neffe eines bekannten Klerikers hatte für die Rechte der Schiiten
> demonstriert.
Bild: Wurde 2012 verhaftet: Ali al-Nimr
Er war noch keine zwanzig, als seinem Leben schon wieder das Ende drohte.
Weil Ali al-Nimr mit 17 Jahren an Protesten gegen das saudische Königshaus
teilgenommen haben soll, verurteilten die Richter ihn zum Tode – und zwar
nicht zu irgendeinem, sondern zum Tod durch Enthauptung und anschließende
Kreuzigung.
Wie so viele Menschen seiner Generation hatte die Aufbruchstimmung des
Arabischen Frühlings 2011 al-Nimr nicht kaltgelassen. Aufgewachsen im Osten
des streng sunnitischen Saudi-Arabiens, forderte er mehr Rechte für die
dortige schiitische Minderheit und die Freilassung politischer Gefangener.
Und: Bis zu seiner Verhaftung im Februar 2012 ging er für seine
Überzeugungen auf die Straße.
Neben der „Teilnahme an Demonstrationen gegen die Regierung“ warfen die
Richter ihm einen „Angriff auf die Sicherheitskräfte“ und den „Besitz ei…
Maschinengewehrs“ vor. Soweit bekannt, fußt das Urteil auf Geständnissen
al-Nimrs, die aber unter Folter erlangt worden sein sollen.
Dass der junge Schiit dem Regime in Riad ein Dorn im Auge war, könnte aber
einen ganz anderen Grund haben. Alis prominenter Onkel, der schiitische
Kleriker Nimr al-Nimr, hatte aus seiner Ablehnung des Königshauses nie
einen Hehl gemacht. Zusammen mit 46 anderen Verurteilten richtete das
Regime ihn 2016 hin. Der Großteil, ließ die Regierung damals wissen, habe
mit al-Qaida zu tun gehabt.
Im Westen zog die Massenhinrichtung Kritik nach sich. Denn Saudi-Arabien
ermordet wieder deutlich mehr Menschen als in der Vergangenheit. [1][154
Hinrichtungen zählte Amnesty International 2016] – etwa so viele wie im
Vorjahr, als das Königreich laut Menschenrechtlern so viele Urteile
vollstreckte wie seit 20 Jahren nicht mehr.
Ali al-Nimrs Mutter ist von der Unschuld ihres Sohnes überzeugt. „Er las
und fotografierte gern und verbrachte den Großteil des Tages damit, Vögel
zu halten.“ In einen Käfig habe er sie aber nicht gern eingesperrt, sagte
sie gegenüber Amnesty. Fünf Jahre schon ist al-Nimr nun selbst eingesperrt.
Jederzeit könnte der Henker kommen. Es fehlt nur noch die Zustimmung des
Königs.
11 Apr 2017
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## AUTOREN
Jannis Hagmann
## TAGS
Hinrichtung
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Menschenrechte
Schiiten
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Schwerpunkt Iran
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