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# taz.de -- Rechtsradikaler Aufmarsch in Leipzig: Weitestgehend friedlicher Pro…
> Weniger Rechte als erwartet demonstrierten am Samstag durch Leipzig.
> Empfangen wurden sie von tausenden Gegendemonstranten.
Bild: Der rechtsradikale Funktionär Christian Worch auf der Demo in Leipzig
Leipzig taz | Der 12. Dezember 2015 – ein Tag, der Leipzig im Gedächtnis
geblieben war: Am Rande einer rechten Demo hatten Gegendemonstranten
randaliert; so sehr, dass die Polizei mit Wasserwerfern und Tränengas gegen
sie vorging. So sehr, dass Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung von
„offenem Straßenterror“ sprach.
Dass Polizei und Stadt in größter Sorge waren, dieser Tag könnte sich am
heutigen Samstag noch einmal wiederholen, war mehr als offensichtlich: Mit
Hunderten, wenn nicht Tausenden Einsatzkräften war die Polizei vor Ort.
Helikopter kreisten ununterbrochen über der Kundgebung und schließlich auch
der Demonstrationsroute. Beides hatte der Bundesverband der Partei „Die
Rechte“ angemeldet – und 300 bis 400 Teilnehmer erwartet. Davon kam nicht
einmal die Hälfte. Am Ende, gegen 15 Uhr, schätzt die Partei selbst, dass
etwa 170 Rechtsradikale zugegen waren.
Die Inhalte der Partei „Die Rechte“ sind altbekannt: Ihre Redner sprechen
von „sogenannten Flüchtlingen“, über Frauen, die dazu gezwungen werden,
einen Beruf zu ergreifen und nicht mehr einfach Mütter sein dürfen – die
Gegendemonstranten werden als „Menschen, die die Abschaffung des Staates
wollen“, bezeichnet. Ein Redner deutet auch an, dass die steigende
Zustimmung für Rechtspopulisten – die er genau so nennt – ein gutes Signal
sei.
Wie auch zu anderen Gelegenheiten dieser Art in Leipzig, stellte sich
alldem ein Vielfaches an Demonstranten entgegen. Die Schätzungen vor Ort
belaufen sich von 1.000 bis 5.000 Demonstranten aus dem linken und
bürgerlichen Lager – offizielle Zahlen wollte die Polizei am Nachmittag
noch nicht herausgeben. Im Vorfeld waren elf Gegendemos angemeldet worden.
Die Bilanz von Polizeisprecher Andreas Loepki ist nach der Rechten-Demo
positiv: Der heutige Tag sei in keinster Weise mit dem 12. Dezember 2015 zu
vergleichen. Die kleinen Ausschreitungen, die es gegeben habe, seien
typisch für ein solches Versammlungsgeschehen.
## Lautstarker Empfang
Mit „kleinen Ausschreitungen“ meint er wohl unter anderem den Moment, als
die Rechten-Demo auf der Straße des 18. Oktober von geschätzten tausend
Gegendemonstranten am abgezäunten Straßenrand empfangen wurde. Vereinzelt
flogen Böller – und trafen. Andernorts kam es laut Loepki auch zu Gewalt in
Form von geworfenen Flaschen und Steinen gegen Polizisten aus dem
„linksautonomen Lager“. Doch auch schon bei den harmlosesten Gegenprotesten
am Straßenrand patrouillierten oft mehr als 20 Beamte entlang der
Absperrung.
Juliane Nagel, Landtagsabgeordnete der Linkspartei aus Leipzig, zeigt sich
stolz, dass es nicht wieder zu gewalttätigen Ausschreitungen gekommen ist.
Auch sie sieht einen Unterschied zum 12. Dezember 2015: Damals habe das
Ordnungsamt die Demos durch ihre Routen so weit voneinander abgeschirmt,
dass es „Scharmützel fernab der Rechten-Demo“ gab. Diesmal begegneten sich
die beiden Lager bei der Auftaktkundgebung der Rechten in der Südvorstadt
und noch einmal am Bayrischen Bahnhof bei ihrer Abschlusskundgebung – dort
empfängt die von „Leipzig nimmt Platz“ angemeldete Demo die Neonazis
lautstark.
Loepki warnt jedoch: „Der Gegenprotest ist noch bis 24 Uhr angemeldet. Und
im Dezember 2015 haben die Ausschreitungen auch erst dann angefangen, als
die Rechten schon weg waren.“ Nach Angaben der Gegendemonstranten gab es
bis zum späten Nachmittag 20 Festnahmen.
18 Mar 2017
## AUTOREN
Sarah Emminghaus
Hanna Voß
## TAGS
Leipzig
Rechtsradikalismus
Die Rechte
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