# taz.de -- Streit um türkischen Wahlkampf: Altmaier droht zurück | |
> Der türkische Präsident Erdoğan bescheinigt Deutschland Nazi-Methoden. | |
> Kanzleramtschef Altmaier reicht es nun und verweist auf Einreiseverbote | |
> für türkische Politiker. | |
Bild: Der Kanzleramtschef und Flüchtlingskoordinator der Bundesregierung: Pete… | |
Berlin dpa | Angesichts abfälliger und aggressiver Attacken der türkischen | |
Regierung in Richtung Deutschland droht die Bundesregierung nun offen mit | |
einem Einreiseverbot für türkische Spitzenpolitiker. Deutschland habe die | |
rechtliche Möglichkeit, die Einreise ausländischer Regierungsmitglieder zu | |
unterbinden, sagte der Chef des Kanzleramts, Peter Altmaier (CDU), den | |
Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Mittwoch). „Dass die Bundesregierung | |
bisher nicht ihre völkerrechtlichen Möglichkeiten ausgeschöpft hat, ist | |
keine Freikarte für die Zukunft“, warnte er. „Ein Einreiseverbot wäre das | |
letzte Mittel. Das behalten wir uns vor.“ | |
Zu Wochenbeginn hatte Präsident Recep Tayyip Erdoğan Bundeskanzlerin Angela | |
Merkel (CDU) direkt persönlich angegriffen und ihr vorgeworfen, | |
[1][Terroristen zu unterstützen]. Deutschland gehe nicht gegen die PKK vor, | |
obwohl sie diese zur Terrororganisation erklärt habe. Den vor zwei Wochen | |
verhafteten Welt-Korrespondenten Deniz Yücel bezeichnete Erdogan erneut als | |
„Agenten und Terroristen“. Zuvor hatte er Deutschland und auch den | |
Niederlanden Nazi-Methoden bescheinigt. | |
Altmaier verurteilte die Angriffe scharf. „Wir verwahren uns entschieden | |
gegen Nazi-Vergleiche und groteske Vorwürfe“, sagte er. „Die Türkei legt | |
immer großen Wert darauf, dass die Ehre ihres Landes nicht verletzt wird. | |
Auch Deutschland hat eine Ehre!“ Die Bundesrepublik sei seit ihrer Gründung | |
ein weltweit anerkannter, vorbildhafter Rechtsstaat. | |
Zuvor hatten Wahlkampfauftritte türkischer Politiker in Deutschland für | |
Aufregung gesorgt. Als erstes Bundesland [2][kündigte das Saarland | |
überraschend an], Wahlkampfauftritte ausländischer Politiker zu verbieten. | |
Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) kündigte an, alle | |
Möglichkeiten auszuschöpfen. So erlaube das Aufenthaltsgesetz, die | |
politische Betätigung von Ausländern zu untersagen, wenn das friedliche | |
Zusammenleben hierzulande gefährdet sei. | |
Am 16. April sollen die Türken über das Verfassungsreform abstimmen. Sie | |
würde die Machtbefugnisse von Staatspräsident Erdoğan massiv ausweiten. In | |
Deutschland leben gut 1,4 Millionen wahlberechtigte Türken – die größte | |
Gruppe in der EU. Die Bundesregierung sicherte zu, dass die türkische | |
Staatsbürger in Deutschland über das Referendum abstimmen dürfen, [3][wie | |
Spiegel Online berichtet]. Demnach könne in 13 Wahllokalen zwischen dem 27. | |
März und 9. April die Stimme abgegeben werden. | |
Der innenpolitische Sprecher der Unionsfraktion im Bundestag, Stephan | |
Mayer, sprach sich in der Huffington Post für ein deutschlandweites | |
Auftrittsverbot aus. Die Stimmung im Umfeld von Kundgebungen türkischer | |
Politiker sei außerordentlich aufgeheizt und angespannt, „so dass sehr wohl | |
der innere Frieden in unserem Land und die öffentliche Sicherheit und | |
Ordnung gefährdet wären, wenn weitere Kundgebungen stattfänden“. | |
Der Chef der Christdemokraten im Europaparlament (EVP), Manfred Weber | |
(CSU), forderte in der Neuen Osnabrücker Zeitung, die | |
EU-Beitrittsverhandlungen mit der Türkei müssten eingefroren werden, so wie | |
es das EU-Parlament gefordert habe. Dem schloss sich der Vize-Präsident des | |
Europäischen Parlaments, Alexander Graf Lambsdorff (FDP), an, wie er der | |
Rheinischen Post sagte. | |
15 Mar 2017 | |
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