# taz.de -- Sozialkaufhaus in Bremen eröffnet: Ein Kaufhaus für Hemelingen | |
> Seit 2007 suchen Engagierte einen Ort für ein soziales Kaufhaus in | |
> Hemelingen. Endlich waren sie erfolgreich. Einkaufen und Kaffee trinken | |
> können dort alle. | |
Bild: Für jeden was dabei im Sozialkaufhaus Hemelingen: unschlagbar günstige … | |
BREMEN taz | Christina Zigeler gefällt das neue Kaufhaus „super gut“. Sie | |
sagt: „Es macht wahnsinnig Spaß, ich arbeite gern mit Menschen.“ Sie hat | |
einen Förderarbeitsvertrag über 25 Wochenstunden und verkauft in | |
Hemelingens neuem Kaufhaus Kaffee, Tee und Nussecken im angeschlossenen | |
Café. Sie ist eine von bislang zehn MitarbeiterInnen in dem Laden, der | |
gestern seine Eröffnung feierte. Sie luden zusammen mit den Trägern von | |
Arbeiter-Samariter Bund (ASB), der Gröpelinger Recycling Inititiative (GRI) | |
sowie von Pro Job die Menschen ihres Stadtteils und die grüne | |
Sozialsenatorin Anja Stahmann ein. | |
Entstanden ist ein Sozialkaufhaus, in dem man günstige Kleidung, Möbel und | |
aufbereitete Alltagsgegenstände aus zweiter Hand kaufen kann. Aber dort | |
gibt es nicht nur Schnäppchen, sondern auch Arbeit für Langzeitarbeitslose | |
und Menschen mit Beeinträchtigungen, die sich dort qualifizieren und wieder | |
an den Arbeitsmarkt herangeführt werden sollen. Finanziert wird das Projekt | |
durch Jobcenter, Bundes- und EU-Gelder. Insgesamt sollen dort bald 54 | |
Menschen arbeiten. | |
Das Einkaufsangebot auf 450 Quadratmetern richtet sich jedoch ausdrücklich | |
an alle Menschen, ebenso wie das Café Werner. Benannt ist es nach | |
Eisen-Werner, den Hemelinger Eisenwarenladen, der seit siebzig Jahren im | |
Stadtbild verankert war. Das Kaufhaus bricht nicht mit dieser Tradition: | |
Noch immer steht der Schriftzug Eisen-Werner am Kaufhaus, auch befindet | |
sich innen noch der ein großer und alter Schubladenschrank aus Holz, in dem | |
früher Eisenwaren lagerten. | |
„Dieser Ort hat sehr viel Charakter und Ausstrahlung“, sagt Jobst von | |
Schwarzkopf vom ASB. Acht Jahre lang suchten die Träger einen geeigneten | |
Ort. Eigentlich sollte es bereits früher in der Hemelinger Bahnhofsstraße | |
1–5 auf deutlich mehr Fläche entstehen. Auch ein Mietvertrag für die | |
750-Quadratmeter-Immobilie ist bereits abgeschlossen. Nur ist das Gebäude | |
noch immer nicht bezugsfertig – ab dem August 2018 soll es dorthin gehen. | |
## „Unbezwinglich ist, wer warten kann!“ | |
Der Standort beim alten Eisen-Werner ist eine Übergangslösung, mit der die | |
meisten Beteiligten sehr froh sind. Denn bei den Planungen kam es immer | |
wieder zu Verzögerungen. „Es gab ganz schöne Durststrecken“, sagt Andreas | |
Kaireit von der Gröpelinger Recycling Initiative. Nicht umsonst habe auf | |
der Einladung zur Eröffnung eine Volksweisheit gestanden: „Unbezwinglich | |
ist, wer warten kann!“ | |
Gründe für Verzögerungen gab es laut Kaireit viele: Zeitweise habe es | |
weniger Arbeitsmarktförderung gegeben, ebenso fand die Stadt lange keinen | |
Käufer für die Wunschimmobilie, der das soziale Konzept tragen wollte und | |
bereit war, kurzfristige Mietverträge mit den Trägern einzugehen – bis die | |
Sozialbehörde schließlich als Bürge einsprang. Zuvor habe es Probleme mit | |
der Ausschreibung gegeben. „Man ist erstaunt, wie manche Institutionen | |
miteinander kommunizieren“, sagt Kaireit. Durch einen Investor konnte das | |
Sozialkaufhaus nun kurzfristig bei Eisen-Werner entstehen. | |
In Hemelingen gibt es viel Leerstand, eine hohe Arbeitslosigkeit und | |
Kinderarmut. Heike Schilling vom Quartiersmanagement spricht von einem | |
großen Bedarf für das Kaufhaus angesichts hoher Einkommensarmut in dem | |
Stadtteil. Das Kaufhaus sei für Hemelingen ideal: „Hier bekommen Menschen | |
nicht das Gefühl, dass sie Almosen bekommen, sondern kaufen ein. Das fühlt | |
sich gut an.“ Kulturelle Veranstaltungen und Events im Sozialkaufhaus | |
sollen nun mit Lesungen, Laientheater und amerikanische Auktionen helfen, | |
Hemelingen zu beleben. | |
28 Mar 2017 | |
## AUTOREN | |
Gareth Joswig | |
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