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# taz.de -- Konservative Initiative in der CDU: Reaktionäre Selbsthilfegruppe
> In Schwetzingen formieren sich die Konservativen der CDU. Ihr Programm
> bedient sich bei der AfD. Die Parteispitze ist nicht amüsiert.
Bild: Der „Freiheitlich Konservative Aufbruch“ will die CDU wieder deutschn…
Schwetzingen taz | Die Deutschlandfahne hängt schlaff vom Tisch. Dahinter
sitzt der Vorstand des „Freiheitlich Konservativen Aufbruchs“. Erstmals
präsentiert der FKA sich der Öffentlichkeit. Hinter verschlossenen Türen
haben sich gerade rund 70 konservative Basisinitiativen in der CDU vereint.
Die Konservativen haben sich in Schwetzingen getroffen, weil sie mit der
Flüchtlingspolitik der Kanzlerin unzufrieden sind. Das richte sich nicht
gegen Angel Merkel, die „nun mal“ Spitzenkandidatin sei. Man wolle bloß
„ihren Kompass neu justieren“ und konservative Wähler für die Union
zurückgewinnen. Das gemeinsame Ziel sei doch, Rot-Rot-Grün zu verhindern.
Dass die Konservativen aufbrechen, während 100 Kilometer weiter in
Sindelfingen die baden-württembergische CDU den Wahlkampf plant, ärgert die
Unionsspitze. Da wollten sich offenbar einige auf Kosten der Partei
profilieren, erklärt Wolfgang Schäuble. Landeschef Thomas Strobl findet, es
brauche keine „Selbsthilfegruppen“ in der Partei. „Niemand muss sich
absondern.“
Trotzdem fürchtet sich die Unionsführung nicht vor rückwärtsgewandten
Sezessionstendenzen. Anders als bei früheren konservativen
Hinterzimmerrunden der Partei macht bei dem Bündnis kein prominenter Kopf
mit.
Der einzige halbwegs bekannte Teilnehmer ist Christean Wagner, ehemaliger
Justizminister in Hessen. Der 74-Jährige lässt sich nicht in den Vorstand
wählen. Er erklärt trotzdem, der Aufbruch sei wichtig, um das
Wertkonservative in der Partei wieder stärker zu akzentuieren.
## Ein rückwärts gewandtes Programm
Wertkonservativ? Nun ja, selbst aus bürgerlichem Blickwinkel einigen sich
die etwa 50 Männer und immerhin zwei Frauen in Schwetzingen auf ein
bemerkenswert muffiges Programm.
Darin beschwören sie de Gaulles Europa, Adenauers Gesellschafts- und die
Verteidigungs- und Atompolitik von Strauß. Klimaschutz fehlt gleich ganz.
Deutschlands Beitrag dazu sei global gesehen viel zu gering, heißt es. In
der Migrationspolitik hat man sich direkt bei der AfD bedient. Und mit der
Forderung einer Obergrenze bei Horst Seehofer. Auch die angebliche
„Frühsexualisierung von Kindern“ in der Schule schaffte es als Feindbild
ins Programm.
Der frisch gewählte Vorsitzende Alexander Mitsch kommentiert, Positionen
seien ja nicht automatisch dadurch falsch, dass die AfD sie einnimmt.
Mitsch, ein alerter Diplomkaufmann aus Heidelberg, hat wenig
Berührungsängste mit dem rechten Rand. 2015 gründete er in der Region die
Bürgerinitiative „Aufbruch 2016“, die sich für eine Reduzierung der
Flüchtlingszahlen einsetzt. Die Bürgerinitiative gehört, glaubt man der
Webseite „Ein Prozent“, zum rechtsidentitären Netzwerk, das Pegida-Gruppen
bundesweit vernetzt.
Es gäbe klare Unterschiede zur AfD und anderen rechten Zirkeln, betont
dagegen Ingo Gondro aus Sachsen-Anhalt, der sich zur Feier des Tages eine
schwarz-rot-goldene Krawatte umgebunden hat. Anders als die AfD sei man für
eine klare Westbindung und rufe nicht Putin um Hilfe, sagt
Vorstandsmitglied Gondro. Auch einen Boateng in der Nachbarschaft lehnen
die Freiheitlich-Konservativen nicht von vornherein ab, ergänzt der
Pressesprecher.
Ein weiterer Unterschied zur AfD: Tugenden wie Disziplin werden im FKA
gelebt. Pünktlich um 18 Uhr singen die Konservativen zum Abschluss das
Deutschlandlied. Nur die dritte Strophe, man ist bescheiden.
26 Mar 2017
## AUTOREN
Benno Stieber
## TAGS
Schwerpunkt AfD
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CDU Hamburg
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