# taz.de -- Präsidentschaftswahl in Frankreich: Linker Volkstribun ohne Fortune | |
> Jean-Luc Mélenchon steht für die unbeugsame Linke, die Klassenkampf und | |
> Populismus vereint. Im Wahlkampf sind die Aussichten aber nicht rosig | |
Bild: Steht gern bei den Arbeitern: der linke Kandidat Jean-Luc Mélenchon | |
PARIS taz | Mehrere zehntausend Anhänger sind am Samstag dem Aufruf des | |
Präsidentschaftskandidaten Jean-Luc Mélenchon, der im Namen der „France | |
insoumise“ (das unbeugsame Frankreich) antritt, zu einer Machtdemonstration | |
der französischen Linken auf der Straße gefolgt. Die Rechnung ist damit für | |
ihn aufgegangen, auch wenn die Organisatoren, die von 130.000 Teilnehmenden | |
sprachen, bestimmt etwas großzügig zählen. | |
Für Mélenchon, der sich in der Rolle des Volkstribuns gefällt, ging es vor | |
allem darum, mit dieser eindrücklichen Mobilisierung seiner Sympathisanten | |
auf der Straße den Umfragen zu widersprechen, die ihn abgeschlagen hinter | |
den Favoriten auf dem fünften Platz sehen. | |
Bei diesen Wahlprognosen liegt er zwar nicht weit hinter dem Sozialisten | |
Benoît Hamon, doch eine Chance für die Qualifizierung für einen der beiden | |
Plätze in der Stichwahl wird heute keinem der beiden eingeräumt. Und die | |
Zeit für eine plötzliche Trendwende vor dem ersten Wahlgang am 23. April | |
wird knapp. Und keiner der beiden denkt daran, dem anderen den Vortritt zu | |
lassen. | |
## „Die Lösung ist das Volk“ | |
Jean-Luc Mélenchon hält sich selbst für politisch unersetzbar. Er ist ein | |
mitreißender Redner, der immer wieder die französische Geschichte, die | |
Revolution und die Errungenschaften den Résistance-Bewegung beschwört. Mit | |
ihm an der Staatsspitze soll alles anders werden als in den letzten | |
Jahrzehnten der Fünften Republik, er will das Ende dieser „republikanischen | |
Monarchie“ in einer Sechsten Republik. Alle, die bisher regiert haben, will | |
Mélenchon nach dem in Frankreich altbekannten Motto „Sortez les sortants!“ | |
(Werft die Bisherigen raus!) in die Wüste schicken. | |
Noch singt Mélenchon am Ende ein wenig nostalgisch die „Internationale“, | |
doch von Klassenkampf ist nicht mehr die Rede, sondern vom „Volk“: „Wir | |
sind die Sprecher der Macht des Volkes. Was immer das Problem ist, die | |
Lösung ist das Volk.“ Nicht viel anders als die Rechtspopulistin Marine Le | |
Pen definiert er die EU und die Finanz als Hauptfeinde: „Die EU konfisziert | |
die Souveränität des Volks, das der Souveränität des Geldes unterworfen | |
wird.“ | |
## Alle Kandidaten stehen | |
Seit Samstag sind nun die elf Namen der offiziell zugelassenen | |
Präsidentschaftskandidaturen bekannt. Neben Mélenchon und der | |
Rechtsextremistin Le Pen, dem linksliberalen Emmanuel Macron, dem | |
Konservativen François Fillon und dem Sozialisten Hamon treten zwei Figuren | |
der radikalen Linken, Nathalie Arthaud (Lutte Ouvrière) und Philippe Poutou | |
(Nouveau Parti Anticapitaliste), zwei rechte „Souveränisten“, Nicolas | |
Dupont-Aignan (Depout La France) und François Asselineau (Union Populaire | |
Républicaine), der Zentrumsdemokrat Jean Lassalle und schließlich zum | |
dritten Male Jacques Cheminade (Solidarité et Progrès), dessen Programm vom | |
Scientologen Lyndon LaRouche inspiriert ist. | |
Diesen elf ist es gelungen, 500 beglaubigte Unterschriften von gewählten | |
Volksvertretern beizubringen. Sechs von ihnen sind vom Sender TF1 zu einer | |
ersten Fernsehdebatte am 20. März eingeladen worden. | |
19 Mar 2017 | |
## AUTOREN | |
Rudolf Balmer | |
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