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# taz.de -- Nach Wahl in Nordirland: Drei Wochen Zeit
> Die Nordiren haben ein neues Parlament gewählt. Doch die beiden großen
> Parteien sind zerstritten – und sollen nun wieder eine Regierung bilden.
Bild: Wieder dabei: Sinn Fein mit Chefin Michelle O'Neill (Mitte, in schwarz)
Belfast dpa | Nordirland steht nach einem extrem knappen Wahlsieg der
protestantisch-probritischen Partei DUP vor einer schwierigen
Regierungsbildung. Die DUP (Democratic Unionist Party) kam nach großen
Stimmverlusten nur noch auf 28 Sitze, die katholisch-republikanische Sinn
Fein auf 27, wie das nordirische Wahlamt am Samstag in Belfast bekannt gab.
Der Vorsprung soll lediglich etwas über 1.000 Stimmen betragen.
Die Parlamentswahl hat mitten in den Brexit-Wirren eine besondere Bedeutung
für das fragile Nordirland, das zum Vereinigten Königreich Großbritannien
gehört. Künftig wird dort – an der Grenze zur Republik Irland – die
EU-Außengrenze verlaufen. Schärfere Kontrollen könnten alte Wunden in den
Ex-Bürgerkriegsregionen aufreißen und den Handel beeinträchtigen.
Die völlig zerstrittenen Parteien DUP und Sinn Fein stecken nun in einem
Dilemma: Nach dem Karfreitagsabkommen von 1998, das offiziell Frieden
schuf, muss die Regionalregierung aus einer Koalition der beiden größten
katholischen und protestantischen Fraktionen gebildet werden. Für die
Verhandlungen haben sie drei Wochen Zeit.
Die Parteien hatten sich wegen eines aus dem Ruder gelaufenen
Förderprogramms für erneuerbare Energien zerstritten. Dabei waren
umgerechnet fast 500 Millionen Euro Steuergelder verschwendet worden.
## London oder Neuwahlen
Sollten sich Sinn Fein und DUP nicht wieder zusammenraufen, könnte die
Region eventuell vorübergehend aus London regiert werden. Eine andere
Option wären erneute Wahlen.
Sinn Fein hatte die bisherige Regierungschefin Arlene Foster von der DUP
für den Skandal verantwortlich gemacht und ihr Arroganz bei der
Aufarbeitung vorgeworfen. Schließlich ließ Sinn Fein die Koalition platzen.
Schon zuvor hatte sich das Bündnis aber oft gestritten.
Bei der Wahl 2016 hatte die DUP (38 Sitze) noch einen Vorsprung von zehn
Sitzen gegenüber Sinn Fein (28 Sitze) erreicht. Bei der Abstimmung am
Donnerstag gaben etwa 65 Prozent der Wahlberechtigten ihre Stimme ab – die
höchste Beteiligung seit 1998. An der Wahl vor zehn Monaten hatten nur rund
55 Prozent der 1,2 Millionen Wahlberechtigten teilgenommen.
Einen Platz in dem auf 90 Sitze verkleinerten Regionalparlament sicherte
sich neben DUP-Chefin Foster auch die neue Sinn-Fein-Chefin Michelle
O'Neill. Auf Platz drei landete die Ulster Unionist Party (zwölf Sitze),
deren Vorsitzender Mike Nesbitt seinen Rücktritt bekanntgab. Die Social
Democratic Labour Party kam auf zehn Sitze.
## Ungünstiger Zeitpunkt
Nordirland leidet unter den Folgen des jahrzehntelangen Bürgerkriegs.
Damals kamen mehr als 3.600 Menschen ums Leben, fast 50.000 wurden
verletzt, eine halbe Million Menschen sind psychisch traumatisiert.
Die Krise in Nordirland kommt für die britische Regierung wegen des
geplanten Brexits zu einem äußerst ungünstigen Zeitpunkt. Der Austritt aus
der Europäischen Union samt des EU-Binnenmarktes und der Zollunion könnte
den Friedensprozess in Nordirland gefährden.
Die Wahlen zur Northern Ireland Assembly finden regulär alle fünf Jahre
statt. Zuletzt wurde in Nordirland im Mai 2016 gewählt.
4 Mar 2017
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