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# taz.de -- Korso4Deniz in Hessen: Flörsheim rollt mit
> Nach Berlin fährt auch Flörsheim Autokorso. Er gilt dem
> „Welt“-Korrespondenten Deniz Yücel, der sich in Istanbul in
> Polizeigewahrsam befindet.
Bild: Freiheit für Deniz
Flörsheim am Main taz | Auf den ersten Blick sieht die Kolonne aus wie
deutsch-türkisches Hochzeitsfest. Rund 200 Menschen sind gekommen, mit mehr
als 150 Fahrzeugen fahren sie hupend durch die Kleinstadt. „Korso4Deniz“
steht auf Plakaten und Handzetteln. Försheims Bürgermeister Michael
Antenbrink, SPD, lässt es sich nicht nehmen, die Autos persönlich
einzuweisen. Doch der Anlass für diesen Autokorso ist kein fröhliches Fest.
Familienangehörige, FreundInnen und WeggefährtInnen des
„Welt“-Korrespondenten und ehemaligen taz-Autors Deniz Yücel haben sich an
diesem Samstag in der Stadt versammelt, in der er geboren und aufgewachsen
ist. Sie demonstrieren für seine Freilassung aus [1][dem Polizeigewahrsam
in der Türkei]. Seit mehr als 10 Tagen sitzt der Journalist, der einen
deutschen und einen türkischen Pass hat, in einer Polizeizelle in Istanbul
fest, ohne dass ihn auch nur ein Staatsanwalt befragt hätte. „Er war Bürger
dieser Stadt, seine Familie lebt hier, da ist es doch selbstverständlich,
dass wir für seine Freilassung demonstrieren“, so Flörsheims Bürgermeister
Antenbrink. „Wir können es nicht hinnehmen, dass in der Türkei 150
JournalistInnen in Gefängnissen sitzen, nur weil sie die Pressfreiheit
hochzuhalten versuchen.“
Viele ehemalige MitschülerInnen sind gekommen. Carola Gottas, sie ist in
Flösheim in der örtlichen grün-alternativen Liste aktiv, hat den ersten
politischen Autokorso, den Flörsheim je gesehen hat, bei der Polizei
angemeldet. Auch Andrea Steinmüller, die mit dem zweijährigen Laurin und
Kinderwagen protestiert, war zusammen mit Deniz in der Schülerverteretung
des Kreises aktiv. Matthias Schäfer kennt ihn aus „der linken Szene in
Rüsselsheim“. „Deniz ist hartnäck und lässt nicht los, wenn es um die Sa…
geht“, sagt er durchs Megafon. Er habe sich gefreut, dass Deniz als Linker
für eine konservative deutsche Zeitung aus der Türkei berichten konnte.
Die OrganisatorInnen sind erfreut, dass mehr gekommen sind als erwartet.
„Deniz würde das heute gefallen, er liebt Autokorso“, sagt Schäfer. Er
berichtet von den schlechten Haftbedingungen in der Türkei: „Er lebt mit
zwei weiteren Männern in einer kleinen Zelle, das Essen ist schlecht und er
darf nicht rauchen“. Da geht ein Raunen durch die Reihen. Hier kennt man
Deniz.
Aus Berlin hat taz-Redakteurin Doris Akrap neue Informationen mitgebracht.
Ein Anwalt von Deniz Yücel hat [2][in einem Interview mit der taz]
schwerwiegende Vorwürfe gegen die türkischen Strafverfolgungsbehörden
erhoben. „Es liegt weder ein Haftbefehl gegen ihn vor, noch haben die
Anwälte bisher Akteneinsicht erhalten“, teilt Akrap mit. Nach Auffassung
seiner Anwälte hätte er schon nach zehn Minuten freigelassen werden müssen.
Bislang gebe es nicht einmal konkrete Tatvorwürfe, so die Journalistin.
Selbst nach türkischem Recht wäre seine Inhaftierung danach illegal.
## Dank für Unterstützung
Als prominenteste PolitikerIn ist die parteilose Landtagsabgeordnete Mürvet
Öztürk vor Ort. Sollte Deniz Yücel am Dienstag nicht freikommen, werde die
hessische Europaministerin Lucia Puttrich bei ihrer geplanten Türkeireise
Mitte März das Thema ansprechen müssen, fordert Öztürk. Sie persönlich
werde das als Mitglied der hessischen Delegation auf jeden Fall tun, so die
Landtagsabgeordnete.
Doris Akrap ist wie Deniz Yücel in Flörsheim aufgwachsen. Sie hat damals
mit seiner Schwester Ilkay zusammen im Akkordeonorchester musiziert,
berichtet sie. Auch die ist natürlich gekommen. Mit ihren Eltern und ihren
beiden Töchtern. Sie hält ein Plakat in die Foto-und Filmkameras. „Free
Deniz“ ist darauf zu lesen. „Wir hoffen, dass Deniz spätestens am Dienstag
freikommt, dann läuft die 14-Tage-Frist ab. Dann müssen sie ihn gehen
lassen“, sagt Ilkay.
Ihre Mutter Esma Yücel gibt wohl das erste Fernsehinterview ihres Lebens.
Sie bedankt sich für die Unterstützung durch die deutsche Bundesregierung
und fordert den türkischen Staat eindringlich auf, ihren Sohn endlich
freizulassen. Eine Stunde lang ist der Korso unterwegs. „Eineinhalb
Kilometer lang war er“, freuen sich bei der Abschlusskundgebung die
OrganisatorInnen. Damit kann der „Korso4Deniz“ mit dem
Kinderfastnachtsumzug mithalten, der an diesem Tag auf der anderen Seite
der Bahnlinie in Flörsheim unterwegs ist.
25 Feb 2017
## LINKS
[1] /!5382141
[2] https://gazete.taz.de/article/?article=!5387252&category=!t5372561
## AUTOREN
Christoph Schmidt-Lunau
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