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# taz.de -- Zirkustiere in der Ukraine: Kiew will Löwe und Co verbieten
> Viele Stars und auch das ukrainische Umweltministerium setzen sich für
> das Verbot ein. Was danach mit den Tieren passiert, ist unklar.
Bild: Das Image des Kiewer Nationalzirkus ist angekratzt, seitdem Tierschützer…
Kiew taz | Das ukrainische Parlament will Tiere im Zirkus verbieten. Seit
einiger Zeit liegen dem Parlament zwei Gesetzentwürfe zur Abstimmung vor.
Einer will die Nutzung von Tieren in Wanderzirkussen unterbinden, der
andere Tiere gänzlich aus ukrainischen Manegen verbannen.
Seit Jahrzehnten gehört der 1890 gegründete Kiewer Nationalzirkus mit
seinen Affen, Stachelschweinen, Bären, Tigern, Leoparden, Füchsen,
Elefanten, Lamas und Wildschweinen zu den beliebtesten Zirkussen zunächst
der Sowjetunion, dann der Ukraine. Umso erstaunlicher, dass es einer
kleinen Tierschutzbewegung gelungen ist, ein Umdenken in der Akzeptanz von
Tieren in Zirkussen zu bewirken. Viele Stars des ukrainischen Showgeschäfts
und mittlerweile auch das Umweltministerium setzen sich für ein Verbot ein.
Das Image des angesehenen Kiewer Nationalzirkus ist angekratzt, seitdem
Tierschützer von „UAnimals“ [1][ein Video veröffentlichten]. Dort wird
gezeigt, wie es hinter den Kulissen aussieht. Leoparden, Tiger, Löwen und
Affen fristen ihre Zeit nach der Aufführung in engen Käfigen. „Viele der
Tiere leben auf so engem Raum, dass sie sich nicht einmal um ihre eigene
Achse drehen können“, sagt Sascha Todortschuk, Sprecher der
Tierschutzinitiative UAnimals.
Die Tierschutzbewegung der Ukraine, so Todortschuk, sei noch jung, man
stehe ungefähr da, wo vergleichbare Bewegungen im Westen vor zehn Jahren
gewesen seien. „Doch immer mehr Menschen wollen nicht mehr, dass Bären in
Zirkussen tanzen und Fahrrad fahren, Tiger durch brennende Reifen springen
müssen und von Dompteuren mit Zuckerbrot und Peitsche zu einem Verhalten
dressiert werden, das ihrem Wesen widerspricht“, so der 28-jährige Manager
einer Werbeagentur.
## Zoos nehmen die Tiere ungern
Ein Verbot von Zirkustieren werde aber nur ein Etappensieg für die
Tierschutzbewegung sein. Denn es ist nicht klar, was mit den Zirkustieren
danach passiert „Wir wissen, dass wir nicht alle Tiere retten können“,
räumt Sascha Todortschuk ein. Zoos nähmen Zirkustiere nur ungern auf. Sie
seien traumatisiert und könnten nicht mehr so einfach mit anderen Tieren
zusammenleben. Natürlich könnten die Dompteure, die die Besitzer der Tiere
sind, selbst einen Zoo eröffnen. Doch man müsse eher davon ausgehen, dass
viele Dresseure die Tiere in andere Länder verkaufen würden, wo ihr Einsatz
im Zirkus noch erlaubt sei.
„Es ist auch nicht auszuschließen, dass vor allem Großwild in die Hände von
Jägern gelangen, die diese als Übungsmaterial für ihre Jagdhunde einsetzen.
Schon heute hätten Zirkustiere kein langes Leben. „Oder glauben Sie, dass
die Dompteure die Tiere bei sich zu Hause aufnehmen, wenn sie in Rente
müssen?“ Zehn Zirkusse und ungefähr zwanzig Wanderzirkusse gibt es derzeit
in der Ukraine. Während sie vom Staat subventioniert werden, sind die
Tiere im Privatbesitz der Dompteure.
Deswegen, so Natalia Wischnewskaja, Tierschutzexpertin des Nationalen
Ökologischen Zentrums der Ukraine, könne auch niemand genau sagen, wie
viele Tiere in ukrainischen Zirkussen eingesetzt seien. Unterdessen machen
auch die Befürworter eines Einsatzes von Tieren in Zirkussen mobil. Seit
einigen Wochen liegen im Zirkus von Kiew Unterschriftenlisten für den
Erhalt des Zirkus in seiner jetzigen Form aus. Man wehrt sich gegen den
Vorwurf, Dressur sei Tierquälerei.
Es spricht zwar vieles dafür, dass das ukrainische Parlament den Einsatz
von Tieren in Zirkussen verbieten wird. Allerdings hat es derzeit wohl
andere Sorgen. Und so weiß niemand, wann über die Gesetzentwürfe abgestimmt
wird.
26 Feb 2017
## LINKS
[1] https://ru-ru.facebook.com/pg/UAnimals.official/videos/
## AUTOREN
Bernhard Clasen
## TAGS
Zirkus
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Russland
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