# taz.de -- Jahresbericht von Amnesty International: Hass und Ausgrenzung als L… | |
> Amnesty International konstatiert im Jahresbericht weltweit sinkende | |
> Standards bei Menschenrechten. Auch Europa kommt nicht gut weg. | |
Bild: Vorstellung des Amnesty-Jahresberichts in Manila, Philippinen | |
Wien |taz |Der Ungeist des neuen US-Präsidenten weht auch durch [1][den | |
Jahresbericht] der Menschenrechtsorganisation Amnesty International (AI). | |
„Der globale Trend hin zu einer feindseligen politischen Rhetorik wurde im | |
Wahlkampf von Donald Trump beispielhaft vorgeführt“, heißt es da, „auch in | |
anderen Teilen der Welt sichern sich Politikerinnen und Politiker ihren | |
Machterhalt mit Angstmacherei und Schuldzuweisungen.“ | |
Diese Rhetorik bestimme zunehmend staatliches Handeln. „2016 haben | |
Regierungen die Augen vor Kriegsverbrechen verschlossen und Deals | |
durchgesetzt, die das Asylrecht infrage stellen. Es werden Gesetze | |
verabschiedet, die die freie Meinungsäußerung verletzen oder zum Mord an | |
vermeintlichen Drogensüchtigen aufrufen.“ Letzteres ist eine Anspielung auf | |
die Philippinen, wo unter Präsident Duterte seit Juli 2016 über 7.500 | |
Menschen ohne Gerichtsverfahren exekutiert wurden. | |
In seinem Vorwort zum Jahresbericht geißelt der internationale | |
Generalsekretär Salil Shetty die brutale Rückeroberung der syrischen | |
Großstadt Aleppo, den rücksichtslosen Krieg im Jemen, aber auch die | |
Verfolgung der Rohingyas in Myanmar, Massentötungen im Südsudan und die | |
Verfolgung von Dissidenten in der Türkei und Bahrain. | |
Aber auch in der EU erodiere angesichts der Flüchtlingskrise die | |
Rechtsstaatlichkeit, kritisierte Annemarie Schlack, die Geschäftsführerin | |
von AI Österreich, anlässlich der Jahrespressekonferenz in Wien. Der Ausbau | |
des Überwachungsstaates und immer schärfere Gesetze gegen Flüchtlinge seien | |
zum Trend geworden. | |
Annemarie Schlack sieht die zunehmende Gefahr einer Spaltung der | |
Gesellschaft auf allen Ebenen: „Christen gegen Muslime, USA gegen Mexiko, | |
Männer gegen Frauen, Radfahrer gegen Autofahrer …“ Donald Trump hält sie | |
für hochgefährlich: „Bedenklich finde ich, wie da Politik gemacht wird, in | |
140 Zeichen sehr oberflächliche Lösungen, die sehr einfach wirken“, aber | |
oft nicht menschenrechtskonform seien. Allerdings müsse man zwischen seiner | |
Rhetorik unterscheiden und dem, „was in Gesetze und Verordnungen gegossen | |
wird“. | |
In vielen Ländern färbe diese Politik der USA ab: „Da erleben wir eine | |
Politik des Hasses und der Ausgrenzung.“ Was Schlack Hoffnung macht, sind | |
die weltweiten Bewegungen gegen Korruption und Ungerechtigkeit. Von den | |
Protesten in Rumänien, die das Gesetz zur Reinwaschung korrupter Politiker | |
zu Fall brachten, über die Unterschriften, die zur Begnadigung von Chelsea | |
Manning beigetragen hätten, bis zu den Protesten in Katalonien, die die | |
Regierung an ihr Versprechen erinnerten, 16.000 Flüchtlinge aufzunehmen. | |
22 Feb 2017 | |
## LINKS | |
[1] https://www.amnesty.de/amnesty-international-report-201617 | |
## AUTOREN | |
Ralf Leonhard | |
## TAGS | |
Menschenrechte | |
Amnesty International | |
Bahrain | |
Chelsea Manning | |
Jemen | |
Abschiebung Minderjähriger | |
Schwerpunkt Syrien | |
Philippinen | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Nach Ausschreitungen in Bahrain: Fünf Tote und 286 Festgenommene | |
Die Schiiten in Bahrain fordern eine größere Beteiligung und wenden sich | |
gegen die Verurteilung eines führenden Oppositionellen und schiitischen | |
Geistlichen. | |
Haftentlassung von Chelsea Manning: Mit der Courage einer freien Frau | |
Am Mittwoch verlässt die 29-jährige Chelsea Manning nach sieben Jahren das | |
Gefängnis – für ein Leben in einem veränderten Land. | |
Bürgerkrieg und Unterernährung: Der Jemen hungert | |
Mehr als die Hälfte der jemenitischen Bevölkerung leidet an Hunger. Dies | |
sei gegenwärtig die größte humanitäre Katastrophe der Welt, so das Rote | |
Kreuz. | |
Trump setzt neue Richtlinien durch: Noch mehr Einwanderer abschieben | |
Drohen in den USA Massenabschiebungen? Die US-Regierung sagt Nein, hat aber | |
die Tür dafür geöffnet. Menschenrechtler warnen: Das betrifft Millionen. | |
Amnesty über Massenhinrichtungen: Tausende Tote in syrischem Gefängnis | |
Saidnaja ist seit Langem berüchtigt. Amnesty hat frühere Wächter, Richter | |
und Insassen des Militärgefängnisses befragt – mit schockierenden | |
Ergebnissen. | |
Morde auf den Philippinen: Amnesty wirft Duterte Verbrechen vor | |
Unter dem Deckmantel der Bekämpfung des Drogenhandels wurden laut Amnesty | |
7.000 Menschen getötet. Die Polizei zahlte Kopfgeld an Auftragsmörder. |