# taz.de -- 80 Euro mehr für ErzieherInnen: „Mit Sicherheit nicht das letzte… | |
> Die Lohndifferenz bleibt: Gewerkschaftschefin Doreen Siebernik über die | |
> Einigung im Tarifkonflikt im Öffentlichen Dienst der Länder. | |
Bild: Mehr Geld, aber noch nicht ganz zufrieden: Warnstreikende ErzieherInnen i… | |
taz: Frau Siebernik, nach zwei Warnstreiks, vor allem der Erzieherinnen und | |
Lehrer, haben sich die Gewerkschaften Freitagnacht mit der | |
Tarifgemeinschaft der Länder auf 4,35 Prozent mehr Lohn für die | |
Angestellten des öffentlichen Diensts geeinigt. Geht so, die Ausbeute, | |
oder? | |
Doreen Siebernik: Naja, wir hatten sechs Prozent gefordert, wir haben 4,35 | |
Prozent binnen zwei Jahren durchgesetzt – das ist durchaus okay. Das | |
gleicht die Inflationsrate aus und damit wird auch der Anschluss zum | |
Tarifvertrag des Bundes und der Kommunen, dem TvöD, hergestellt. Das war | |
uns wichtig. | |
Konkret bekommen Erzieherinnen, für die Sie sich in diesem Tarifkonflikt | |
besonders eingesetzt haben, nun eine Zulage von 80 bis 100 Euro. Der | |
Gehaltsunterschied zu den Angestellten bei Bund und den Kommunen beträgt | |
aber bis zu 430 Euro. Können Sie den Unmut vieler Erzieherinnen über das | |
Ergebnis nachvollziehen? | |
Klar, die Lohndifferenz ist zum Teil noch gewaltig. Aber man kann es auch | |
so sehen: Diese Zulage ist mit Sicherheit nicht das letzte Wort. Wir werden | |
uns jetzt sehr schnell mit dem Finanzsenator [Matthias Kollatz-Ahnen, d. | |
Red.] zusammensetzen und überlegen, welchen Spielraum es auf Landesebene im | |
TV-L gibt. Immerhin braucht Berlin in den Kitas und Schulhorten bis 2020 | |
3.000 Erzieher und Erzieherinnen, wie auch die Senatsbildungsverwaltung | |
weiß. Diese Ausbildungskapazitäten hat Berlin selbst nicht. Aber wenn wir | |
Fachkräfte von außerhalb anwerben wollen, muss die Bezahlung schon stimmen. | |
Welchen „Spielraum“ sehen Sie denn konkret? | |
Es gibt im TV-L den Paragraph 16 Absatz 5: Wenn akuter Mangel in einem | |
Berufsstand herrscht, ist eine tarifliche Höherstufung um ein bis zwei | |
Gehaltsgruppen möglich. Aber wir könnten uns auch Arbeitsentlastungen | |
vorstellen, etwa eine Reduzierung der Unterrichtsverpflichtung für | |
Lehrkräfte. | |
Apropos die Lehrer: Für die gibt es jetzt ab einer bestimmten Gehaltsgruppe | |
die Erfahrungsstufe 6 – geleistete Dienstjahre werden also stärker als | |
zuvor honoriert. Sie sind damit nicht ganz zufrieden. Warum? | |
Die drei Prozent mehr Gehalt, die das ausmacht, sind zu wenig. Damit bleibt | |
eine Ungleichheit zu denjenigen, die beim Bund und den Kommunen angestellt | |
sind und derzeit fünf Prozent mehr verdienen. Nehmen Sie eine Lehrerin mit | |
5.000 Euro Bruttogehalt nach dem TV-L, da sind fünf Prozent Unterschied | |
nicht wenig. | |
Ursprünglich wollten Sie einen eigenen Tarifvertrag für die angestellten | |
Lehrer. Jetzt begnügt man sich mit Zulagen auf Basis der Entgeltordnung, | |
die der Deutsche Beamtenbund mit der TdL ausgehandelt hat – und die Sie | |
bisher kritisiert haben, weil man damit abhängig sei von Beamtenrecht. | |
Wir haben beschlossen, dass wir diese Kröte schlucken. Jetzt geht es darum, | |
Perspektiven aus diesem Zulagensystem zu entwickeln. | |
20 Feb 2017 | |
## AUTOREN | |
Anna Klöpper | |
## TAGS | |
Gewerkschaft GEW | |
Erzieherinnen | |
Warnstreik | |
Lehrer | |
Kita-Streik | |
Awo | |
Erziehermangel | |
Kitaplatzausbau | |
Öffentlicher Dienst | |
Streik | |
Gewerkschaft GEW | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Kita-Warnstreik in Berlin: Mal gucken, was geht | |
Rund 2.500 ErzieherInnen beteiligen sich an einem ersten Warnstreik in der | |
laufenden Tarifrunde. Dutzende Kitas bleiben bis mittags geschlossen. | |
Streik in Awo-Kitas: 500 Euro Lohnlücke | |
Trotz Fachkräftemangel bezahlt die Awo ihre ErzieherInnen schlecht: Verdi | |
ruft zum dritten Warnstreik in diesem Jahr. Eltern organisieren Soli-Demo. | |
Erziehermangel in Berlin: Mehr Lohn könnte helfen | |
Erzieher verzweifelt gesucht: Fachschulen berichten über sinkende | |
Bewerberzahlen. Zugleich steigt der Bedarf an Kita-Plätzen immer weiter. | |
100-Tage-Programm der Koalition: Turbogang für Kitaplatzausbau | |
Erste Zwischenbilanz im Jugendausschuss: Dank standardisierter Fertigbauten | |
sollen kurzfristig 3.000 Plätze entstehen. | |
Arbeitskampf in Berlin: Hohe Streikbereitschaft | |
8.000 angestellte Lehrer- und ErzieherInnen beteiligten sich am ersten | |
Streiktag der Beschäftigten des öffentlichen Dienstes in Berlin. Etwa die | |
Hälfte der städtischen Kitas blieb zu. | |
Tarifstreit öffentlicher Dienst: Der Druck steigt | |
Viele landeseigene Kitas und Schulhorte bleiben Dienstag und Mittwoch | |
geschlossen. Auch Verwaltung und Polizei streiken. | |
GEW und Berliner Senat einigen sich: Streik der LehrerInnen abgesagt | |
Überraschende Einigung: Finanzsenator Kollatz-Ahnen (SPD) lässt mehr Geld | |
für angestellte Lehrkräfte springen. Der Warnstreik der GEW fällt aus. |