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# taz.de -- Österreichs Moscheevereine in der Kritik: Spitzeln für Erdoğan
> Österreichs Grüne wollen die Türkisch-Islamische Union überprüfen lassen.
> Ähnlich wie in Deutschland soll auch sie Gülen-Anhänger ausspioniert
> haben.
Bild: Beten und spitzeln – türkische Moscheen stehen in der Kritik
Wien taz | Die massive Polizeipräsenz vor dem Sitz der Grünen-Fraktion in
Wien ließ auf Brisantes schließen. Unmittelbar nach seiner Pressekonferenz
beantragte der Abgeordnete Peter Pilz bei der Vereinspolizei die Prüfung
der Türkisch-Islamischen Union für kulturelle und soziale Zusammenarbeit
(ATIB) und gegebenenfalls deren Auflösung. Er wirft dem Dachverband der
Moscheevereine in Österreich vor, als Tarnverein für die Durchsetzung der
politischen Interessen Ankaras bei der türkischen Community in Österreich
zu fungieren.
ATIB verstoße gegen das österreichische Vereinsgesetz und das Islamgesetz,
sagte Pilz am Dienstag. Seine Aufsichtsratsmitglieder sind die drei
obersten Chefs der türkischen Religionsbehörde in Ankara sowie – als einzig
in Österreich Ansässiger – der Botschaftsrat für religiöse und soziale
Angelegenheiten in Wien, Fatih Mehmet Karadaş. Dieser wurde überstürzt
abberufen.
Pilz heftet sich diesen Erfolg ans Revers. Er freut sich auch, dass das dem
Bundeskanzleramt nachgeordnete Kultusamt den Auftrag zur Prüfung von ATIB
gegeben hat. Innen- und Außenministerium, beide ÖVP-geführt, seien untätig
geblieben.
Die türkische Regierung, so Pilz, missbrauche die Moscheevereine in
Österreich als Spitzelorgane gegen vermeintliche Staatsfeinde. Das belege
ein Schreiben von Karadaş an das türkische Kultusamt für
Religionsangelegenheiten vom 20. September 2016. Darin meldet er den
Vollzug des Auftrags, alle Schulen, Heime und Vereine die dem in den USA
lebenden Erdoğan-Gegner Fetullah Gülen nahestehen sollen, untersucht zu
haben.
## Ankara bezahlt Imame in Österreich
In einem Interview mit dem Kurier bestritt er letzte Woche
nachrichtendienstliche Tätigkeiten. Aber: „Es ist unbestritten, dass die
Gülen-Bewegung mit Terrororganisationen wie dem IS oder der PKK
gleichzusetzen ist. Deswegen ist es für uns legitim, zum Schutz unserer
Mitbürger und der österreichischen Bevölkerung Untersuchungen vorzunehmen.“
Die Imame werden von der türkischen Religionsbehörde Diyanet ausgebildet
und bezahlt. Über Diyanet de Belgique in Brüssel werden sie an die Moscheen
in Österreich „geleast“. Wenn die ihre Imame selbst aussuchen und bezahlen
würden, könnten sie diese auch nach Gutdünken entlassen. So behalte aber
Diyanet die Kontrolle.
Der Sprecher des türkischen Außenministeriums wies vergangene Woche erste
Vorwürfe von Pilz gegen türkische Interventionen in Österreich zurück.
Peter Pilz: „Im Unterschied zu ihm haben wir Dokumente und Sachbeweise“.
14 Feb 2017
## AUTOREN
Ralf Leonhard
## TAGS
Recep Tayyip Erdoğan
Grüne Partei Österreich
Gülen
Österreich
Österreich
Gülen
Ditib
Islam
Lesestück Recherche und Reportage
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