Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Kommentar Trumps Mauerpläne: Erfreuliche Selbstdemontage
> Die Politik der Hirngespinste wird den Republikanern bald auf die Füße
> fallen. Das zeigen die irren Ideen zur Finanzierung der Mexiko-Mauer.
Bild: Könnte bald undurchsichtig werden: Grenzzaun in Tijuana, Mexiko
Für wenige Stunden schien am Donnerstag Klarheit darüber zu herrschen, wie
genau sich US-Präsident Donald Trump nun eigentlich [1][das mit der Mauer
vorstellt.] Genauer, wie es gehen soll, dass Mexiko für die Mauer zahlen
soll, die Trump an der US-Südgrenze errichten lassen will.
Die USA, so rechnete sein Pressesprecher Sean Spicer vor, hätten gegenüber
Mexiko ein Handelsbilanzdefizit von rund 50 Milliarden US-Dollar. Wenn man
also 20 Prozent Importsteuern auf Produkte aus Mexiko erhebe, brächte das
pro Jahr zehn Milliarden, und schon sein der Bau finanziert, erklärte
Spicer vor Journalisten an Bord der Air Force One.
Das freilich als „Mexiko zahlt die Mauer“ zu verkaufen, ist so
offenkundiger Blödsinn, dass Spicer selbst nur Stunden später den Plan
relativierte. Was er da gesagt habe, sei nur ein Beispiel dafür gewesen,
dass die Finanzierung des Mauerbaus nicht so schwierig sei, wie manche
Leute behaupten würden. Man könne aber auch über alle möglichen anderen
Vorschläge reden.
Tatsächlich beeilten sich Experten und Wirtschaftsjournalisten, sofort
klarzustellen, dass natürlich nicht Mexiko die dann höheren Kosten für
importierte Produkte bezahlen würde – sondern US-Konsumenten. Und wenn die
Idee weitergesponnen wird – aus dem Trump-Team wird seit Monaten der
Vorschlag transportiert, grundsätzlich alle Importe aus Ländern, mit denen
die USA ein Handelsbilanzdefizit haben, höher zu besteuern – dann leidet
darunter am meisten genau jene Klientel, die Trump zum Wahlsieg verholfen
hat: Autofahrer aus dem ländlichen Gebiet, die auf die Billigpreise bei
Walmart angewiesen sind.
## Die Fakten lassen sich nicht ewig ignorieren
Trump und die Republikaner haben ein Problem. Er selbst hat die Ankündigung
des Mauerbaus als eines seiner ersten und seither immer wiederholten
Wahlversprechen zum Schlüsselelement seiner Politik gemacht, von dem er
schlecht zurück kann. Alle Fakten, die dagegen sprachen, konnte er im
Wahlkampf ignorieren. Nur sind sie damit ja nicht weg.
Die Republikanische Partei kann noch immer ihr Glück nicht fassen,
plötzlich das Weiße Haus und beide Kammern des Kongresses zu kontrollieren.
Sie hat die einmalige Chance, mit Trump viele ihrer eigenen extremen und
sonst aussichtslosen Politikvorstellungen durchsetzen zu können. Diese
Jahrhundertchance macht sie erpressbar: Sie müssen auch Trumps unsinnigste
Vorschläge mittragen.
Nur: Ein Hirngespinst bleibt ein Hirngespinst. Mit seinem Mauerspleen hat
Trump schon in der ersten Woche eine veritable diplomatische Krise
ausgelöst und in Sachen Wirtschaftsverstand einen Offenbarungseid
geleistet. Das ist Selbstdemontage pur. Eigentlich kann man nur hoffen,
dass er in dem Tempo weitermacht.
27 Jan 2017
## LINKS
[1] /Trumps-Diplomatie-mit-Mexiko/!5378592/
## AUTOREN
Bernd Pickert
## TAGS
Schwerpunkt USA unter Donald Trump
Mauer
Mexiko
Migration
Schwerpunkt USA unter Donald Trump
Schwerpunkt USA unter Donald Trump
Mittelamerika
Schwerpunkt USA unter Donald Trump
## ARTIKEL ZUM THEMA
Trump und die Medien: Halt die Fresse, Presse
Donald Trump sieht die Medien als Feinde. Sie sollen den Mund halten, sagt
sein Chefstratege. So einen Ton hat seit Nixon kein Präsident angeschlagen.
Trumps Diplomatie mit Mexiko: Strafzölle als Drohkulisse
Mexiko weigert sich, für die geplante Grenzmauer zu zahlen? Dann kündigt
Trumps Sprecher eben 20 Prozent Zoll auf Importe an. Und rudert schnell
zurück.
Kommentar Trump, Migration und Klima: Trumps Mauer wird zu niedrig
Warum fliehen Menschen aus Mittelamerika in die USA? Wegen der US-Politik
in Mittelamerika. Und jetzt addieren wir noch den Klimawandel.
Mexiko reagiert auf Trumps Mauer-Pläne: Der ewige Verlierer wehrt sich
Präsident Peña Nieto sagt seinen geplanten Washington-Besuch ab. Trump
hätte den Nachbarn nur empfangen, wenn er die Mauer zahlen würde.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.