| # taz.de -- Die Wahrheit: Feinstaub zum Frühstück | |
| > Brexit-Folgen: Mit ausschließlich heimischen Zutaten sollen künftig die | |
| > Mahlzeiten in Großbritannien zubereitet werden. Das wird interessant. | |
| Bild: Düster ist es um Westminster-Palast | |
| Britische Unternehmen bereiten sich auf den Brexit vor – mit merkwürdigen | |
| Variationen internationaler Speisen. Die Firma Weetabix zum Beispiel, die | |
| den gleichnamigen englischen Vollkorn-Weizenkeks herstellt, hat auf den | |
| Schachteln ein Brexitsicheres Rezept für „Eier Benedict“ abgedruckt. Das | |
| ist ein US-amerikanisches Frühstücksgericht, das eigentlich aus zwei | |
| pochierten Eiern, zwei Scheiben angebratenem Schinken und einem halbierten | |
| englischen Muffin sowie Sauce Hollandaise besteht. Der Name soll auf den | |
| Börsenmakler Lemuel Benedict zurückgehen, der 1894 im New Yorker | |
| Waldorf-Astoria-Hotel mit dieser Speise seinen Kater vertreiben wollte. Da | |
| die englischen Muffins aber keineswegs englisch sind, ist die Mahlzeit | |
| höchst Brexit-gefährdet. | |
| Weetabix weiß Abhilfe: Man muss den angeblich englischen Muffin durch den | |
| hundertprozentig englischen Frühstückskeks ersetzen. Der Weetabix-Weizen | |
| kommt nämlich aus der Umgebung der Fabrik in Nottinghamshire und ist damit | |
| gefeit gegen den Brexit. Allerdings muss man aufpassen, dass der Keks nicht | |
| mit dem angebratenen Schinken in Berührung kommt. Er ist nämlich so | |
| furztrocken, dass er bei Hitzeeinwirkung verglühen würde. Es ist | |
| erstaunlich, dass man trotz des englischen Klimas so etwas Trockenes | |
| produzieren kann. | |
| Jede Packung Weetabix enthält neben dem Trockenfutter auch einen | |
| Mundschutz. So atmet man bei der Keksentnahme keinen Feinstaub ein. Dann | |
| soll der Keks geschwind mit Milch übergossen werden. Man wartet, bis er | |
| sich aufgelöst und in einen grauen Schlamm verwandelt hat. Dazu ein warmes | |
| Bier, und der Engländer ist für den Tag gerüstet. | |
| Die Idee, sich für die Zeit nach dem Brexit zu wappnen, ist gar nicht | |
| schlecht. Die Probleme beginnen ja schon beim Frühstück. Schließlich kann | |
| man nicht jeden Morgen die englische Variante mit Würstchen, Speck, Eiern | |
| und gebackenen Bohnen zu sich nehmen. Da machen selbst die | |
| warmbiergestählten englischen Lebern nicht mit. | |
| Was aber, wenn man die benediktinischen Weetabix-Eier nicht mag oder wegen | |
| einer Stauballergie nicht verträgt? Croissants sind out, stammen sie doch | |
| aus dem feindlichen Ausland – es sei denn, man erfindet auch hier ein | |
| englisches Ersatzprodukt. Man könnte Cornflakes schreddern, sie in Wasser | |
| einweichen, zu Hörnchen kneten und dann trocknen lassen. Cornflakes sind | |
| zwar eine US-amerikanische Erfindung, werden aber längst auch in der | |
| größten Getreideflockenfabrik der Welt, Trafford Park in Manchester, | |
| hergestellt. | |
| Was aber trinkt man außer Warmbier zum Frühstück? Tee, das andere englische | |
| Lieblingsgetränk, ist schwer durch einheimisches Gewächs zu ersetzen, es | |
| sei denn, man gießt Gänseblümchen mit heißem Wasser auf. Einfacher ist es, | |
| eine Kaffeevariante herzustellen, indem Bohnen gegen ungekeimte Gerste und | |
| Roggen ausgetauscht werden. Den Namen müsste man jedoch ändern: Muckefuck – | |
| nach dem „Mocca faux“ für „falschen Kaffee“ – klingt für englische … | |
| schlicht ungehörig. | |
| 6 Feb 2017 | |
| ## AUTOREN | |
| Ralf Sotscheck | |
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