# taz.de -- Die Wahrheit: Trumps gebräunter Tänzer | |
> Auch die Iren haben ihren unvermeidlichen Beitrag zur Feier des neuen | |
> US-Präsidenten Donald Trump geleistet: Es gab den notorischen Riverdance. | |
So ein Mist. Da hatten die Iren gehofft, dass die Amerikaner endlich einen | |
Präsidenten gewählt haben, der nichts mit der Grünen Insel zu tun hat, da | |
holt der sich einen Fake-Iren zu seiner Inaugurationsparty. Michael Flatley | |
stammt aus Chicago, hat sich aber erfolgreich ein irisches Image zugelegt. | |
Nachdem reihenweise Stars abgesagt hatten und Trumps Organisationskomitee | |
schließlich mit Jackie Evancho, Toby Keith und Chrisette Michele auf den | |
Hinterbänken der Musikwelt fündig geworden war, galt Flatley als große | |
Nummer an diesem Abend. | |
Angefangen hatte er als Pausenfüller. 1994 musste Irland das | |
Eurovisions-Kampfsingen austragen, weil man den Wettbewerb im Vorjahr | |
gewonnen hatte. Um die Wartezeit bis zur Punktvergabe zu überbrücken, ließ | |
man Tänzerinnen und Tänzer zum Riverdance auftreten. In sieben Minuten war | |
der Pausentanz vorbei, aber er hatte im Gegensatz zu den | |
Gesangsdarbietungen Eindruck hinterlassen, so dass man ihn auf abend- und | |
kassenfüllende Länge ausdehnte. Die Vortänzer Flatley und Jean Butler | |
wurden reich, zerstritten sich und gründeten ihre eigenen Shows. Flatley | |
ernannte sich zum „Lord of the Dance“. Das ist der Titel einer irischen | |
Legende vom Kampf der guten gegen die bösen Mächte. Wer den Kampf gewonnen | |
hat, ist seit den US-Wahlen klar. | |
Flatley war eigentlich 2015 in den Ruhestand getreten, um mehr Zeit mit | |
seinem Geld verbringen zu können, doch zu Trumps Amtseinführung kam er mit | |
seiner Tanztruppe. Die bestand zur Sicherheit nur aus Männern, da sie nur | |
eine Armlänge von Trump entfernt auftreten mussten. | |
Bevor aber die Musiker, die Trumps Einladung zurückgewiesen haben, sich | |
aufs hohe Ross begeben, sollten sie in ihrem Gedächtnis kramen: Elton John | |
zum Beispiel, der sich in den achtziger Jahren von der südafrikanischen | |
Apartheid-Führung einkaufen ließ; Meryl Streep, die ob des multikulturellen | |
Hollywoods ins Schwärmen geriet und offenbar vergessen hatte, dass vor | |
nicht mal einem Jahr die Oscar-Verleihung eine rein weiße Veranstaltung | |
war; Sting, der für zwei Millionen Dollar vor dem Schlächter Islam Karimow, | |
dem damaligen Präsidenten Usbekistans, aufgetreten ist; oder Beyoncé, die | |
2009 für dieselbe Summe vor Gaddafi und seiner Familie gesungen hat und im | |
April beim Coachella-Musikfestival in Kalifornien auftreten wird, das vom | |
Unternehmen des Trump-Freunds, dem homophoben Milliardär Philip Anschutz, | |
ausgerichtet wird. | |
Flatley geht es auch nur ums Geld, aber er hat mit Trump zumindest die | |
Vorliebe für Bräunungsspray gemein. Es kann nur noch schlimmer werden. Zum | |
St. Patrick’s Day, dem irischen Nationalfeiertag, stattet Irlands | |
Premierminister Enda Kenny dem neuen US-Präsidenten einen Besuch ab. Bevor | |
der gewählt worden war, hatte Kenny ihn als Rassisten bezeichnet. Vergessen | |
und vergeben. Kenny und Flatley werden auf dem Rasen des Weißen Hauses eine | |
Polonaise tanzen, bevor sie Trump die Cowboystiefel lecken. | |
23 Jan 2017 | |
## AUTOREN | |
Ralf Sotscheck | |
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