# taz.de -- Bestandsaufnahme zum Internet: Zustand des Patienten ist kritisch | |
> Die Mozilla-Stiftung legt einen Report zur Gesundheit des Internets vor. | |
> Der Zugang zum Internet ist in weiten Teilen der Welt immer noch nicht | |
> gut genug. | |
Bild: In Kuba gibt es jetzt Wifi-Hotspots. Trotzdem ist weltweit der Zugang zum… | |
BERLIN taz | Wer durchs Internet surft, ist immer besser vor neugierigen | |
Mitlesern geschützt. Denn der Anteil an Webseiten, die den Datenverkehr | |
verschlüsseln, steigt. Lag er im Sommer 2015 noch bei 38 Prozent, ist | |
mittlerweile fast die Hälfte des entsprechenden Datenverkehrs | |
verschlüsselt, so der [1][Internet Health Report], den die gemeinnützige | |
Mozilla-Foundation am Donnerstag erstmals vorgelegt hat. | |
Die Stiftung versucht damit eine Art Bestandsaufnahme zum Zustand des | |
Internets mit Kriterien wie Sicherheit, Zensur, Marktdominanz einzelner | |
Akteure oder Zugänglichkeit. Und gerade beim letzten Punkt ist die Bilanz | |
kritisch: Mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung habe keinen Zugang zum | |
Internet – und das nicht unbedingt, weil die Anbindung in ländlichen | |
Regionen nicht verfügbar ist, sondern auch, weil sich viele keinen Zugang | |
leisten können. | |
In diese Nischen geht etwa Facebook und versucht, mit einem kostenlosen, | |
aber inhaltlich auf wenige Dienste wie Facebook und Wikipedia beschränkten | |
Zugang, Nutzer zu gewinnen. Der Effekt: Die Nutzer halten Facebook für das | |
Internet. Laut dem Report, der sich hier auf Zahlen von Umfrageinstituten | |
beruft, halten etwa in Nigeria 65 Prozent der Facebook-Nutzer den Dienst | |
für das Internet. In Indonesien sind es demnach 61 und in Brasilien immer | |
noch 55 Prozent. | |
Zur mangelnden Zugänglichkeit trägt außerdem bei, dass zwar ein Viertel der | |
Weltbevölkerung Englisch spricht, aber 52 Prozent der Webseiten auf | |
Englisch sind. Auch wenn dieser Wert 1998 noch bei 75 Prozent gelegen habe | |
– so gesehen, eine Verbesserung. Die nächstgrößeren Sprachgruppen von | |
Inhalten im Netz sind übrigens Russisch und Deutsch. | |
Datenlecks, bei denen persönliche Daten von Nutzern in die Hände unbefugter | |
Dritter geraten, werden laut dem Report häufiger und die Mengen der | |
abhanden gekommen Daten größer. Angesichts steigender Nutzerzahlen und | |
damit steigender Mengen der bei den Unternehmen vorhanden Daten, ist das | |
kein Wunder. Allerdings: Vor allem nehmen Fälle von abhanden gekommenen | |
Daten im Bereich Gesundheit zu. | |
Das dürfte in Zukunft noch häufiger werden. Denn die Menge der im Umlauf | |
befindlichen Gesundheitsdaten steigt – und zwar mit aktiver Mitwirkung der | |
Nutzer: Laut einer Umfrage des Branchenverbandes Bitkom vom vergangenen | |
Jahr nutzt jeder Dritte einen Fitness-Tracker, um etwa Puls, Blutdruck oder | |
die gelaufene Schrittzahl aufzuzeichnen. Und diese Daten landen in aller | |
Regel beim Anbieter. Die räumen sich zudem häufig das Recht ein, diese | |
Daten weiterzuverkaufen – etwa an Marktforscher oder die Pharmaindustrie. | |
20 Jan 2017 | |
## LINKS | |
[1] https://internethealthreport.org/v01/de/ | |
## AUTOREN | |
Svenja Bergt | |
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