# taz.de -- Wahlprogramm der Linken: Ganz harmonisch | |
> Bei der Vorstellung des Wahlprogramms der Linken zeigt sich Sahra | |
> Wagenknecht ganz auf Parteilinie. Dass das so bleibt, bezweifeln viele. | |
Bild: Katja Kipping, Dietmar Bartsch, Sahra Wagenknecht und Bernd Riexinger (v.… | |
Berlin taz | Na bitte: „Wir verteidigen das Recht auf Asyl ohne | |
Obergrenzen.“ Der Satz kam Sahra Wagenknecht am Samstag so flüssig über die | |
Lippen, als hätte sie nie von „Gastrecht“ oder „Kapazitätsgrenzen“ | |
gesprochen. Die jüngst gemeinsam mit Ko-Fraktionschef Dietmar Bartsch zur | |
Spitzenkandidatin Gekürte hielt sich bei der Vorstellung des Wahlprogramms | |
für die Bundestagswahl in der Berliner Kulturbrauerei diszipliniert an die | |
Linie: Geschlossenheit zeigen. | |
Noch in der Vorwoche sah sich Parteichef Bernd Riexinger genötigt, die | |
Linke Top-Frau mal wieder medienwirksam zurückzupfeifen: der Begriff | |
„unkontrollierte Grenzöffnung“, den Wagenknecht in einem Interview | |
verwendet hatte, sei falsch. „Die Linke hat eine klare inhaltliche | |
Positionierung, an die sich auch Sahra Wagenknecht halten muss.“ | |
Ob sich Wagenknecht allerdings auf Dauer an die Parteidisziplin hält, | |
bezweifeln viele, mit denen man spricht. Der Konflikt beim Thema | |
Flüchtlingspolitik, den Wagenknecht personifiziert, reicht zudem tief in | |
die Partei und in die Wählerschaft. Nicht wenige Anhänger seien der | |
Ansicht, dass Wagenknecht vollkommen recht habe, heißt es etwa aus dem | |
sächsischen Landesverband. | |
## Die Reichen schröpfen | |
Dabei will sich die Linkspartei im anstehenden Bundestagswahlkampf als | |
Gegenentwurf zum neoliberalen Zeitgeist und zur Rechtsentwicklung | |
präsentieren und radikal umverteilen: Reiche will sie schröpfen und 100 | |
Milliarden Euro in die öffentliche Daseinsvorsorge stecken. Pro Jahr. | |
Das Steuerkonzept sieht eine Vermögensteuer von fünf Prozent und eine | |
zweistufige Reichensteuer vor. Einkommen oberhalb von einer Million Euro | |
will die Linke mit 75 Prozent besteuern, für Einkommen ab 260.000 Euro pro | |
Jahr soll ein Steuersatz von 60 Prozent greifen. Den Spitzensteuersatz will | |
die Linkspartei von 42 auf 53 Prozent heben. Mittel- und Geringverdiener | |
sollen dagegen entlastet werden. „Als Faustregel gilt: Wer weniger als | |
7.100 Euro brutto pro Monat verdient, wird von unserem Konzept | |
profitieren“, sagte Riexinger. | |
Zusätzliche Steuern, die auch für Erben, Aktienhändler und Unternehmen | |
gelten sollen, will die Partei etwa in Bildung (58 Milliarden Euro), in den | |
sozialen Wohnungsbau (5 Milliarden) und in eine monatliche Mindestrente von | |
1.050 Euro (30 Milliarden Euro) stecken. | |
Von ihrem Programm will die Partei einen zweistelligen Wähleranteil | |
überzeugen, auch solche, die derzeit zur AfD neigen. „Die Bundestagswahl | |
wird zu einer Richtungswahl“, prognostizierte Riexinger. Damit es nach | |
links geht, müsste es allerdings für eine rot-rot-grüne Mehrheit reichen. | |
Und gerade die Steuervorschläge der Linken dürften für Grüne und SPD schwer | |
verdaulich sein. Viel schwerer als eine undisziplinierte Wagenknecht. | |
15 Jan 2017 | |
## AUTOREN | |
Anna Lehmann | |
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