# taz.de -- Demonstration in Bilbao: ETA-Gefangene zurück ins Baskenland | |
> Zehntausende fordern beim Marsch in Bilbao die Verlegung der Häftlinge | |
> der Seperatistenorganisation ETA in die Nähe ihrer Heimat. | |
Bild: Baskische Demonstranten am Samstag in Bilbao mit den Fotos ihrer inhaftie… | |
Madrid taz | Rund 70.000 Menschen haben am Samstag trotz Kälte und Regen im | |
baskischen Bilbao für die „Menschenrechte der Gefangenen“ der ETA | |
demonstriert. Die Menschen forderten, dass die 346 inhaftierten Mitglieder | |
und Sympathisanten der baskischen Separatistenorganisation ETA in | |
Gefängnisse in Heimatnähe verlegt werden. | |
Hinter dem Transparent mit der Aufschrift „Baskische Gefangene ins | |
Baskenland. Menschenrechte, Lösung, Friede“ versammelten sich Angehörige | |
der Gefangenen, Exhäftlinge, Anwälte, Künstler und sogar Rosa Rodero, Witwe | |
des Gründers der Anti-Terror-Spezialeinheit der baskischen Polizei, der von | |
der ETA ermordet wurde. Auch Politiker verschiedener nationalistischer | |
Parteien und von Podemos sowie Vertreter der beiden nationalistischen | |
baskischen Gewerkschaften nahmen teil. | |
„Wir wollen, dass der Staat das geltende Recht erfüllt“, erklärte Rodero … | |
Beginn der Demonstration. Und die Fraktionssprecherin der | |
linksnationalistischen Partei EH Bildu im baskischen Parlament, Maddalen | |
Iriarte, forderte die Behörden auf, „in die Augen der Mütter und Väter der | |
Gefangenen zu schauen, um ihnen zu sagen, dass sie auch mit Tausenden von | |
Kilometern an Reisen bestraft werden müssen, wenn sie ihre geliebten | |
Angehörigen in die Arme schließen wollen“. | |
## Gefangene als „Geiseln des Staates“ | |
Seit über 25 Jahren verweigert die spanische Justiz den Gefangenen das im | |
spanischen Strafvollzug festgeschriebene Recht auf heimatnahe | |
Haftverbüßung. 81 Prozent der Gefangenen sitzen in Haftanstalten ein, die | |
weiter als 500 Kilometer von ihrem Heimatort entfernt sind. Die Angehörigen | |
müssen für die wöchentlichen Besuche lange und nicht ungefährliche Reisen | |
auf sich nehmen. Immer wieder verunglücken Angehörige bei diesen Fahrten. | |
Die „heimatferne“ Strafverbüßung wurde einst von der Regierung des | |
Sozialisten Felipe González eingeführt, um Druck auf die ETA und deren | |
Umfeld auszuüben. Die Angehörigen beklagen, dass die Gefangenen damit zu | |
Geiseln des Staates werden. | |
Die ETA, die seit den 1960er Jahren laut Angaben der Justiz über 800 | |
Menschen ermordet hat, legte vor etwas mehr als vier Jahren die Waffen | |
endgültig nieder, doch an der Politik gegenüber den Gefangenen hat sich | |
nichts geändert. Die konservative Regierung unter Ministerpräsident Mariano | |
Rajoy unternahm bisher nichts, um auf ETA zuzugehen. Selbst das Angebot, | |
die Übergabe der Waffen auszuhandeln, ignoriert Madrid. | |
Kurz vor Weihnachten wurden in Südfrankreich bei einer Aktion der | |
französischen und spanischen Polizei fünf Personen in einem Waffenversteck | |
verhaftet. Die Presse berichtete von einem „legalen“ ETA-Kommando. Wenig | |
später machte die baskische Regierung öffentlich, um wen es sich | |
tatsächlich handelte. Es waren fünf Friedensaktivisten, die die Waffen | |
vernichten sollten: eine Journalistin, der Exvorsitzende der baskischen | |
Landwirtschaftskammer, zwei Umweltschützer, ein Winzer und ein Kameramann, | |
der die Aktion filmen sollte. Sie sind jetzt des illegalen Waffenbesitzes | |
im terroristischen Rahmen angeklagt. | |
15 Jan 2017 | |
## AUTOREN | |
Reiner Wandler | |
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