# taz.de -- Neue Vorwürfe im Abgas-Skandal: Verdacht fällt auf Fiat | |
> Die US-Umweltbehörde wirft Fiat Chrysler Manipulation von Abgastests vor. | |
> Dem Konzern droht eine Strafe von maximal 4,6 Milliarden Dollar. | |
Bild: Angstschweiß ist nicht nötig. Von italienischen Behörden hat Fiat Chry… | |
Nur wenige Tage bevor der neue US-Präsident die Amtsgeschäfte übernimmt, | |
ließ die US-Umweltbehörde EPA ihre industriepolitische Bombe platzen: Der | |
italienisch-amerikanische Autokonzern Fiat Chrysler stehe im Verdacht, bei | |
rund 104.000 Dieselfahrzeugen in den USA die Stickoxidemissionswerte | |
gefälscht zu haben. Die Behörde, die den VW-Skandal aufgedeckt hatte, | |
knöpft sich nun den zweiten Autokonzern vor – und schlägt einen Pflock ein, | |
kurz bevor Donald Trump die Präsidentschaft übernimmt. | |
Denn klar ist: Zwar setzt Trump die Autoindustrie gehörig unter Druck, neue | |
Werke in den USA statt in Mexiko zu errichten. Aber Umwelt- und | |
Verbraucherschutz, das ist Trumps Sache nicht. Stattdessen will er den | |
Justizministers von Oklahoma, Scott Pruitt, zum neuen EPA-Chef machen. | |
Pruitt bezweifelt den Einfluss des Menschen auf den Klimawandel. | |
Jetzt aber wirft die Umweltbehörde Fiat Chrysler vor, illegal eine Software | |
zur Manipulation von Schadstoffemissionen einzusetzen. Der Konzern habe die | |
Software nicht angemeldet. „Wenn eine Software, die Emissionen in einem | |
Fahrzeugmotor beeinflusst, nicht offengelegt wird, ist dies ein ernsthafter | |
Gesetzesverstoß, der zu einer schädlichen Verschmutzung der Luft führen | |
kann, die wir atmen“, hieß es. | |
Dem Konzern droht eine Strafe von maximal 4,6 Milliarden US-Dollar. Hinzu | |
kommen dürften Entschädigungen für Kunden und Händler. VW muss – wegen me… | |
als 500.000 manipulierter Fahrzeuge auf dem US-Markt – [1][bislang dafür | |
etwa 20 Milliarden Dollar aufbringen]. Zudem sieht sich der Wolfsburger | |
Konzern mit Schadenersatzforderungen von Anlegern konfrontiert, die | |
Kursverluste beklagen. Auch die Fiat-Aktie brach nach Bekanntwerden der | |
EPA-Vorwürfe stark ein, erholte sich am Freitag aber wieder. | |
## Fiat-Chef gibt sich kämpferisch | |
Mit ihrem Vorgehen gegen Fiat Chrysler räumt die Behörde auch den Verdacht | |
aus dem Weg, gerade aus industriepolitischen Gründen hart gegenüber VW zu | |
sein. Schließlich fehlt dem deutschen Konzern jeder Euro, den er für | |
Strafen und Entschädigungen aufbringen muss, für Investitionen – etwa in | |
die Elektromobilität oder das autonome Fahren, das auch US-amerikanische | |
Auto- und Internetkonzerne vorantreiben. Nun trifft es aber einen | |
italienisch-amerikanischen Konzern, dessen Fahrzeuge auch in Deutschland | |
negativ aufgefallen sind: Bei einigen Modellen wird die Abgasreinigung nach | |
22 Minuten komplett ausgeschaltet, wie das Kraftfahrtbundesamt | |
herausgefunden hat. Der offizielle Abgastest dauert in der Regel 20 | |
Minuten. Was für ein Zufall. | |
Dennoch gibt sich Fiat-Chef Sergio Marchionne kämpferisch. Vermutlich hofft | |
er auf Milde der Behörden, wenn er Trump Investitionen in den USA | |
verspricht. „Wir haben nichts getan, was illegal ist“, sagte Marchionne. | |
Wer Fiat mit VW vergleiche, „raucht etwas Illegales“. | |
Von italienischen Behörden hat Marchionne bislang nichts zu befürchten, | |
wohl aber aus Brüssel, auch wenn deren Einfluss begrenzt ist. Die | |
EU-Kommission jedenfalls fordert von den italienischen Behörden, | |
überzeugende Erklärungen über mögliche Abgasmanipulationen von Fiat zu | |
liefern. | |
Weiter als in Italien sind die Behörden in Frankreich. Die Pariser | |
Staatsanwaltschaft ermittelt jetzt wegen möglicher Abgasmanipulationen | |
gegen Renault. Der Konzern wies die Anschuldigungen am Freitag zurück. | |
Renault beachte alle Gesetze zu Abgasemissionen. | |
13 Jan 2017 | |
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## AUTOREN | |
Richard Rother | |
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