# taz.de -- Öl-Industrie in Ghana: Der Traum vom Schwarzen Gold | |
> Vor zehn Jahren entdeckte Ghana Öl im Land. Die Hoffnung auf Wachstum | |
> wurden nicht erfüllt, Jobs gehen nur selten an Einheimische. | |
Bild: Ölschiff vor der Küste Ghanas | |
ACCRA taz | „Auf der Suche nach einem Job im Ölsektor? Wir bieten | |
Studiengänge an.“ So wirbt das große Poster neben dem Tor des | |
Technologieinstituts Malku im Stadtteil Osu von Accra. Aber Studenten sucht | |
man noch vergebens. Der erste Ausbildungsjahrgang soll erst in ein paar | |
Wochen starten – knapp zehn Jahre nach dem ersten Ölfund in Ghana an der | |
Grenze zur Elfenbeinküste. | |
Vizekanzler Joshua Doe sagt: „Wir dachten ja immer, dass es einen | |
Regierungsplan gibt, um Jobs zu schaffen. Aber den gibt es gar nicht. Viele | |
Ghanaer sind sogar ins Ausland gegangen, etwa nach Schottland, um sich | |
ausbilden zu lassen.“ Jetzt will Doe groß einsteigen, da seiner Meinung | |
nach im Öl – Ghana ist aktuell sechstgrößter Ölproduzent Afrikas – | |
weiterhin die Zukunft liegt. | |
Diese Einstellung teilten nach den Funden im Jahr 2007 zahlreiche | |
Landsleute. Die Hoffnung war groß, dass das schwarze Gold Wachstum und Jobs | |
bringen würde. Im Land gilt nach Weltbank-Angaben knapp jeder Zweite unter | |
25 als arbeitslos. Mitte 2016 sagte Ölminister Emmanuel Armah Kofi Buah | |
auch, dass der Ölsektor 5.700 Stellen geschaffen habe. | |
Diese aber gehen – so empfinden es viele der knapp 27 Millionen Ghanar – | |
oft an Ausländer und hoch ausgebildete Experten. Das meint auch Kwabena | |
Tabiri von der Nichtregierungsorganisation „Penplusbytes“. Tabiri erlebt | |
oft, dass das Thema Öl, die Einnahmen sowie die Verwendung der Gewinne | |
häufig zu kompliziert sind und sich deshalb niemand damit befasst. „Selbst | |
im Wahlkampf haben Politiker das Thema nicht angesprochen.“ | |
## Streit mit der Elfenbeinküste | |
Das liege auch an enttäuschten Erwartungen. „Sie waren sehr hoch. Jetzt ist | |
klar, dass der Sektor nicht zum Jobmotor geworden ist.“ Das Öl trage 5 bis | |
7 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt bei, nur ein Teil der Gewinne floss in | |
Infrastrukturprojekte wie neue Straßen. | |
Im Zentrum für politische Analyse (Cepa) warnt auch Institutsleiter Joe | |
Abbey vor falschem Optimismus. „Unsere Ölära ist keine Erfolgsgeschichte.“ | |
Trotz der Funde habe die Staatsverschuldung zugenommen. Der Ölpreis ist auf | |
knapp über 50 US-Dollar pro Fass gesunken. Auch sei die Förderung des | |
schwarzen Goldes schlicht nicht mehr zeitgemäß. Wenn sich der Trend hin zu | |
regenerativen Energien fortsetze, könne Öl irgendwann kaum noch Wert haben. | |
„Ghana darf einfach nicht mehr davon träumen, dass sich diese Entwicklungen | |
noch einmal umkehren lassen“, findet Abbey. | |
Doch nicht nur das: Um das Jubilee-Feld, 60 Kilometer vor der Küste und das | |
wichtigste Ölfeld, gibt es Streit, ob es zum Teil der Elfenbeinküste | |
zusteht. Der Ertrag ist mit 102.000 Fass am Tag eher gering, und schon 2018 | |
soll der Höhepunkt erreicht sein. Bleibt es beim Jubilee-Feld, gehen Abbeys | |
Berechnungen zufolge die Fördermengen bereits 2021 zurück. | |
In Osu will Joshua Doe dennoch an seinem Ausbildungsinstitut für künftige | |
Ölarbeiter festhalten: „Wer sagt uns denn, dass wir nicht noch mehr | |
Ölquellen entdecken. Und dann brauchen wir auch viele Fachkräfte.“ | |
5 Jan 2017 | |
## AUTOREN | |
Katrin Gänsler | |
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