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# taz.de -- Amtsantritt von UN-General Guterres: Kontrastreicher Wechsel
> Der neue Generalsekretär Antonio Guterres muss die Handlungsfähigkeit der
> UNO auf eine neue Grundlage stellen. Frieden ist sein oberstes Ziel.
Bild: Antonio Guterres wird aus dem Schatten treten. Er gilt als durchsetzungsf…
Genf taz | Noch nie war der Wechsel im Amt des UN-Generalsekretärs so
kontrastreich. Am Samstag verließ der Südkoreaner Ban Ki Moon nach zehn
Dienstjahren das Chefbüro im 38. Stock der New Yorker Zentrale, am Sonntag
zog der Portugiese Antonio Guterres dort ein. Bereits die Auswahlverfahren
für die beiden Männer verliefen höchst unterschiedlich.
Ban wurde im Herbst 2006 erst gewählt, nachdem die beiden mächtigsten
UN-Mitglieder USA und China sich verständigt hatten. Von der Rolle als
kleinster gemeinsamer Nenner der Interessen Washingtons und Pekings konnte
sich Ban nie emanzipieren. Seine Kritik am fünf Jahre währenden Versagen
des Sicherheitsrates im Syrienkonflikt kam viel zu spät.
Guterres hingegen erhielt bei sämtlichen Probeabstimmungen des
Sicherheitsrates über sechs weibliche und vier männliche Kandidaten die
meisten Stimmen. Obwohl eigentlich ein/e Osteuropäer/in an der Reihe
gewesen wäre und vielfach auch eine Frau an der Spitze der Weltorganisation
gewünscht war, setzte Guterres sich durch. Nachdem Moskau seine Vetoabsicht
aufgegeben hatte, bestimmten der Sicherheitsrat und die Generalversammlung
den 67-jährigen Portugiesen mit demonstrativer Einstimmigkeit zum neuen
Generalsekretär.
Diesen Vertrauensvorschuss kann Guterres gut brauchen. Denn keiner seiner
Vorgänger seit 1945 hat den Posten unter derart schwierigen
Rahmenbedingungen übernommen. Ob es im Syrienkonflikt nach der jüngsten
Waffenruhe zu einer dauerhaften Deeskalation kommt, die die humanitäre
Versorgung der Bevölkerung und die Wiederaufnahme von Friedensverhandlungen
ermöglicht, bleibt abzuwarten. Guterres rief an seinem ersten Amtstag dazu
auf, den „Frieden an erster Stelle zu setzen“. Er forderte, der Frieden
müsse Ziel und Leitfaden sein.
Der künftige US-Präsident Donald Trump hat deutlich gemacht, wie wenig er
von der UNO und von multilateraler Kooperation versteht und hält. Die von
ihm angekündigte Aufkündigung des Klimaabkommens, das in jahrelangen
Verhandlungen errungen wurde, würde den Glauben an die gemeinsame
Handlungsfähigkeit der Staatengemeinschaft vollends zerstören und die UNO
in eine schwere Krise stürzen. Doch angesichts all dieser Widrigkeiten als
UN-Generalsekretär gegenüber den Regierungen der Mitgliedstaaten
leisezutreten, wäre die falsche Strategie.
## Das wichtigste Reformvorhaben
Als UN-Hochkommissar für Flüchtlinge in den Jahren 2005 bis 2015 hat
Guterres bewiesen, dass er zu einem couragierten Auftreten gegenüber den
Mitgliedstaaten fähig ist. Auch in seinem künftigen Amt als Generalsekretär
kann er nur gewinnen und die UNO in ihrer Handlungsfähigkeit stärken, wenn
er von allen Mitgliedstaaten öffentlich Kooperation einfordert sowie die
Einhaltung und Umsetzung aller Normen und Konventionen der
Weltorganisation. Und wenn er Verstöße und die dafür Verantwortlichen
jederzeit klar benennt.
In seinem letzten UN-Amt hat Guterres die bittere Erfahrung gemacht, dass
ihm die Mitgliedstaaten die erforderlichen finanziellen Mittel zur
Versorgung der syrischen Flüchtlinge im Libanon, Jordanien und Irak
verweigert haben. Das wichtigste Reformvorhaben, das der neue
Generalsekretär sich vornehmen sollte, ist ein neues Finanzierungssytem,
das die realen Kosten für humanitäre Notversorgung und alle anderen
Aufgaben des UN-Systems deckt. Dies könnte finanziert werden durch eine
globale UN-Steuer, berechnet nach dem Bruttosozialprodukt der
Mitgliedstaaten.
1 Jan 2017
## AUTOREN
Andreas Zumach
## TAGS
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