# taz.de -- Bahn und EVG schließen Tarifvertrag: Mehr Geld oder weniger Arbeit | |
> Die Bahn hat sich mit der Gewerkschaft EVG geeinigt. Nun will der Konzern | |
> sich auch bei der GDL durchsetzen, die bessere Bedingungen ausgehandelt | |
> hatte. | |
Bild: Abgefahren: Bahnmitarbeiter sollen bald mehr Geld verdienen | |
Berlin afp | Die meisten Beschäftigten der Deutschen Bahn bekommen bald | |
mehr Geld. Der Konzern einigte sich am späten Montagabend mit der | |
Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) auf eine Lohnerhöhung von | |
insgesamt 5,1 Prozent und eine Einmalzahlung. Für einen Teil der Erhöhung | |
können die Beschäftigten zwischen mehr Geld und mehr Freizeit wählen. | |
Arbeitsniederlegungen der EVG sind damit abgewendet, auch die | |
Konkurrenzgewerkschaft GDL will an den Weihnachtstagen nicht streiken. | |
Bahn und EVG hatten zuletzt in mehreren Marathonsitzungen verhandelt; der | |
Durchbruch gelang schließlich am Montagabend. Demnach steigen die Löhne zum | |
1. April um 2,5 Prozent. Für die Zeit von Oktober 2016 – nach Auslaufen des | |
vorherigen Tarifvertrags – bis März 2017 erhalten die EVG-Mitglieder eine | |
Einmalzahlung von 550 Euro, bei Nachwuchskräften wie etwa Azubis sind es | |
250 Euro. Außerdem gibt es etwas mehr Freizeitausgleich für Nachtdienste. | |
Zum 1. Januar 2018 gibt es dann noch einmal 2,6 Prozent mehr – dabei können | |
die Beschäftigten zwischen drei Möglichkeiten wählen: Sie können bei der | |
39-Stunden-Woche bleiben und mehr Geld bekommen, sie können bei gleich | |
bleibendem Lohn ihre Wochenarbeitszeit um eine Stunde senken, oder sie | |
können bei gleichbleibendem Lohn und gleicher Wochenarbeitszeit sechs Tage | |
mehr Urlaub bekommen. | |
„Eine solche Wahlmöglichkeit hat es bislang noch nie gegeben“, betonte | |
EVG-Verhandlungsführerin Regina Rusch-Ziemba. Als weiteren Erfolg verbuchte | |
sie den Abschluss eines Tarifvertrags „Arbeit 4.0“. Darin ist unter anderem | |
vorgesehen, dass die Bahn-Mitarbeiter ihren Arbeitsort selbst wählen | |
können, sofern ihre Tätigkeit mobiles Arbeiten zulässt. Außerdem gibt es | |
Festlegungen zur Rufbereitschaft. | |
## Zuwächse für Auszubildende | |
Für die Auszubildenden wurden neben einer Lohnerhöhung ein | |
Mietkostenzuschuss und eine Prämie zur betrieblichen Altersversorgung | |
vereinbart. Die Bahn bezifferte die Tariferhöhung für die Azubis auf | |
insgesamt 13 Prozent. | |
Es sei „ein großes Paket“ geschnürt worden, urteilte Rusch-Ziemba. Der EVG | |
sei es gelungen, sich „in allen wichtigen Punkten durchzusetzen“. Der | |
Lohntarifvertrag läuft bis Ende September 2018, begleitende Tarifverträge | |
etwa zur Arbeit 4.0 und zur Ausbildung gelten bis Ende 2018. | |
Die Bahn bezifferte die Gesamt-Tariferhöhung auf mehr als 5,5 Prozent. | |
Bahn-Personalvorstand Ulrich Weber sagte nach Ende der Verhandlungen, die | |
Bahn sei mit dem Abschluss an die Grenzen der Wirtschaftlichkeit gegangen. | |
Er freue sich für die Kunden, dass ein Arbeitskampf abgewendet worden sei. | |
Die derzeitige Tarifrunde bei der Bahn betrifft rund 150.000 Mitarbeiter in | |
Deutschland. Etwa 100.000 sind Mitglied bei der EVG. Parallel führt die | |
Bahn auch Verhandlungen mit der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer | |
(GDL); die nächste Runde ist für Freitag geplant. Der Konzern strebt | |
grundsätzlich „widerspruchsfreie“ Tarifverträge mit beiden Gewerkschaften | |
an. Grund dafür ist, dass die GDL bereits im Sommer 2015 eine | |
Arbeitszeitreduzierung und eine Gelderhöhung ausgehandelt hatte. | |
Ein GDL-Sprecher wollte sich am Dienstag nicht zu den Aussichten auf eine | |
Einigung äußern – die Gewerkschaft gehe „ganz offen“ in die nächste | |
Verhandlungsrunde, sagte er der Nachrichtenagentur AFP. Er bekräftigte | |
zugleich, dass es keine Streiks der GDL über Weihnachten geben werde. | |
13 Dec 2016 | |
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