# taz.de -- Einigung zwischen Bahn und GDL: 5,1 Prozent mehr Lohn | |
> Nach einem Jahr Streit: Bahn und GDL haben sich auf einen | |
> 450-Seiten-Tarifvertrag samt Lohnerhöhungen einigen können. | |
Bild: Das Schlichtungsverfahren sollte ursprünglich nur drei Wochen dauern. | |
FRANKFURT/MAIN afp | Der Konflikt zwischen Deutscher Bahn und der | |
Lokführergewerkschaft GDL ist beendet. „Wir haben einen Abschluss mit | |
Vernunft und Augenmaß hinbekommen“, alles sei unterschrieben, sagte der | |
ehemalige brandenburgische Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD), der | |
mit dem thüringischen Ministerpräsidenten Bodo Ramelow (Linke) vor fünf | |
Wochen das Schlichtungsverfahren aufgenommen hatte. Bahn und GDL zeigten | |
sich mit dem Ergebnis zufrieden. | |
„Das, was ich hier erlebt habe, überschreitet alles“, sagte Ramelow. Zu | |
Beginn der Schlichtung sei die Lage „äußerst angespannt“ gewesen, die | |
Verhandlungen seien kurzzeitig sogar unterbrochen worden, sagte Platzeck. | |
Am Ende hätten dann aber doch 450 Seiten Verträge auf dem Tisch gelegen, | |
die bereits am Dienstagabend von allen Parteien unterschrieben worden | |
seien. Der Tarifvertrag läuft bis zum 30. September 2016. | |
Verständigt haben sich Bahn und GDL auf ein Gesamtpaket mit Lohnerhöhungen, | |
Regelungen zur Entlastung der Mitarbeiter und einer langfristigen | |
Perspektive der GDL als Tarifpartner der Bahn – unabhängig vom | |
Tarifeinheitsgesetz der Regierung. | |
Um die Beschäftigten zu entlasten, verpflichtete sich die Bahn, bis Ende | |
2017 eine Million über die Jahre angesammelte Überstunden abzubauen. Um | |
dies zu erreichen, sollen 300 zusätzliche Lokomotivführer und 100 | |
Zugbegleiter eingestellt werden. | |
## Einmalzahlung im Juli | |
Die vereinbarten Lohnerhöhungen sind identisch mit dem, was die Bahn | |
bereits Ende Mai mit der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) | |
beschloss: Insgesamt bekommen die Beschäftigten in den Zügen 5,1 Prozent | |
mehr Lohn. Die Lohnerhöhung erfolgt in zwei Stufen: Zum 1. Juli 2015 werden | |
die Gehälter um 3,5 Prozent – mindestens aber 80 Euro – erhöht und zum 1. | |
Mai 2016 noch einmal um mindestens 40 Euro oder 1,6 Prozent. Hinzu kommt | |
eine Einmalzahlung im Juli. | |
Bahn-Personalvorstand Ulrich Weber bezeichnete die Einigung als „ein faires | |
Kompromisspaket“. Die Streikgefahr sei gebannt, was enorm wichtig für | |
Kunden und Mitarbeiter der Bahn sei. | |
Der GDL-Vorsitzende Claus Weselsky sagte, seine Gewerkschaft habe alle ihre | |
Ziele erreicht; das Ergebnis zeige, dass der Streik notwendig gewesen sei. | |
## Tarifliche Spaltung verhindert | |
Heftige Streiks wie in den vergangenen zwölf Monaten werden künftig | |
deutlich erschwert, denn eine Schlichtung kann in Zukunft nicht mehr nur | |
einvernehmlich von beiden Seiten, sondern auch nur von einer Seite | |
angerufen werden. | |
Die EVG bewertete die Einigung positiv: „Wir begrüßen die völlige Übernah… | |
unseres Tarifergebnisses in die Tarifverträge mit der GDL, dadurch wurde | |
die drohende tarifliche Spaltung einzelner Beschäftigtengruppen | |
verhindert,“ erklärte Regina Rusch-Ziemba, die Verhandlungsführerin der | |
EVG. | |
Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) äußerte sich erleichtert: | |
„Ich begrüße die Einigung im Tarifkonflikt bei der Deutschen Bahn. Streiks | |
und die damit verbundenen erheblichen Beeinträchtigungen der Bahnkunden | |
könnten damit für lange Zeit vom Tisch sein“. | |
Das Schlichtungsverfahren sollte ursprünglich nur drei Wochen dauern, war | |
jedoch zwei Mal mit Verweis auf die Komplexität der Aufgabe verlängert | |
worden. Vorausgegangen war ein monatelanger Streit, der wechselseitig mit | |
schweren Vorwürfen und hart im Ton geführt wurde. | |
1 Jul 2015 | |
## TAGS | |
Bahn | |
Deutsche Bahn | |
Streik | |
Tarifstreit | |
Deutsche Bahn | |
Deutsche Bahn | |
Bodo Ramelow | |
Deutsche Bahn | |
Bahn | |
GDL | |
Lokführer | |
Lokführer | |
Streik | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Schlichtung im Bahntarif-Konflikt: Keine weiteren Streiks bis Ende 2018 | |
Nach ergebnislosen Runden und zwei Monaten Schlichtung: Der Tarifstreit | |
zwischen Bahn und Lokführern ist beigelegt. | |
Bahn und EVG schließen Tarifvertrag: Mehr Geld oder weniger Arbeit | |
Die Bahn hat sich mit der Gewerkschaft EVG geeinigt. Nun will der Konzern | |
sich auch bei der GDL durchsetzen, die bessere Bedingungen ausgehandelt | |
hatte. | |
Bodo Ramelow über Bahn-Tarifkonflikt: „Honeymoon ist es trotzdem nicht“ | |
Trotz einer massiven Entfremdung zwischen Bahn und GDL wurde laut | |
Schlichter Bodo Ramelow in den Verhandlungen sogar gelacht. Das freut auch | |
seine Frau. | |
Kommentar Einigung im Tarifkonflikt: Teure Halsstarrigkeit der Bahn | |
Die Sturheit der Bahnmanager hat Millionen gekostet. Der Tarifstreit hätte | |
früher enden müssen. Aber die Ausdauer der GDL hat sich gelohnt. | |
Bahn-Tarifkonflikt beendet: Schöner Bahnfahren in den Ferien | |
Streiks der Lokomotivführer in der Urlaubszeit sind abgewendet. Den | |
Schlichtern gelang nach fünf Wochen die Einigung in dem Tarifkonflikt. | |
Kommentar erneuter Bahnstreik: Der Egoismus der GDL | |
Es führt in die Irre, bei Gewerkschaften von „Wettbewerb“ zu sprechen, wie | |
es die GDL tut. Denn das ist anderen Angestellten gegenüber unsolidarisch. | |
Kommentar Pro Bahnstreik: Die GDL streikt nicht nur für sich | |
Ein Großteil der grün-affinen Mittelschicht will gesellschaftlichen Wandel | |
ohne Wohlstandseinbuße. Der Lokführerstreik zeigt: Das geht nicht. | |
Kommentar Contra Bahnstreik: Gleicher Lohn für gleiche Arbeit | |
Der GDL geht es nicht um höhere Löhne für die Lokführer, sondern um die | |
Ausdehnung ihrer Macht. Die Folgen des Ausstands sind nicht angemessen. | |
Tarifkonflikt bei der Deutschen Bahn: Neue Streiks in dieser Woche | |
Gewerkschaften GDL und EVG lehnen das Tarifangebot des Konzernvorstands ab. | |
Ab Dienstag soll sechs Tage lang gestreikt werden. |