# taz.de -- Tarifstreit zwischen GDL und Bahn: Lokführer fordern Schlichtung | |
> Die GDL hat in ihren Verhandlungen mit der Bahn die Schlichtung | |
> eigeleitet, weil der Konzern sich „dauerhaft verweigere“. Die Bahn wies | |
> den Vorwurf zurück. | |
Bild: Zu Beginn der Tarifverhandlung: Bahn- und GDL-Vertreter im Oktober | |
BERLIN afp | Der Tarifstreit zwischen der Deutschen Bahn und der | |
Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) geht in eine Schlichtung. | |
GDL-Chef Claus Weselsky erklärte die Verhandlungen am Freitag für | |
gescheitert und setzte das Schlichtungsverfahren in Gang. Konzern und | |
Gewerkschaft müssen nun zunächst jeweils einen Schlichter benennen. | |
Reisende müssen erst mit Streiks rechnen, sollte das Verfahren scheitern. | |
Weselsky warf der Deutschen Bahn nach sechs Verhandlungsrunden eine | |
„dauerhafte Verweigerungshaltung“ vor. Insbesondere bei den Forderungen zur | |
Arbeitszeit- und Ruhezeitverteilung sei beim Arbeitgeber „zu keinem | |
Zeitpunkt auch nur der Hauch von Verhandlungsbereitschaft“ zu erkennen | |
gewesen. Die Angebote zu höherer Vergütung seien ebenfalls nicht | |
überzeugend. | |
„Nun sind die Schlichter aufgerufen, eine gute Lösung für die Beschäftigten | |
zu erarbeiten“, betonte Weselsky. Sowohl die GDL als auch die Deutsche Bahn | |
müssen jeweils einen Schlichter benennen. Der Konzern will die Besetzung | |
bereits „in den nächsten Tagen“ klären, wie eine Sprecherin ankündigte. | |
Sie wies zudem die Vorwürfe der Gewerkschaft zurück. Der Konzern habe zu | |
den insgesamt 66 Forderungen der GDL „viele Angebote“ gemacht und auch | |
einen Praxistest für Vorschläge der Gewerkschaft zugesagt. Das Vorgehen der | |
GDL, während laufender Gespräche die Verhandlungen für gescheitert zu | |
erklären, sei „nicht vom ernsthaften Willen geprägt, am Verhandlungstisch | |
zu einer Lösung zu kommen“. | |
Die Tarifverhandlungen zwischen der Deutschen Bahn und der GDL gestalteten | |
sich bereits in den Vorjahren schwierig. Die vorangegangene Tarifrunde zog | |
sich rund ein Jahr hin und wurde von neun Streiks der Lokführer begleitet. | |
Erst in einer Schlichtung wurde im Juni 2015 eine Einigung gefunden. | |
Damals schlossen beide Seiten auch eine Vereinbarung, wonach die | |
Lokführergewerkschaft künftig erst ein Schlichtungsverfahren durchlaufen | |
muss, bevor Streiks möglich sind. Das Verfahren kann – wie nun geschehen – | |
auch einseitig in Gang gesetzt werden. Zuvor mussten beide Seiten | |
zustimmen, was frühere Verhandlungen erschwert hatte. | |
Mit der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) hatte die Deutsche Bahn | |
in der diesjährigen Tarifrunde bereits Mitte Dezember einen Abschluss | |
erzielt – ohne Schlichtung oder Streiks. Die Einigung sieht Lohnerhöhungen | |
von insgesamt 5,1 Prozent und eine Einmalzahlung vor. Für einen Teil der | |
Erhöhung können die Beschäftigten zwischen mehr Geld und mehr Freizeit | |
wählen. | |
Der Konzern strebt grundsätzlich „widerspruchsfreie“ Tarifverträge mit EVG | |
und GDL an. Die diesjährige Tarifrunde bei der Deutschen Bahn betrifft rund | |
150.000 Mitarbeiter in Deutschland. Etwa 100.000 sind Mitglied bei der EVG. | |
23 Dec 2016 | |
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