# taz.de -- Bund-Länder-Finanzreform entschieden: Einigung nach neun Stunden | |
> Trotz erheblicher Differenzen raufen sich Bund und Länder zusammen: Die | |
> Länder bekommen mehr Geld, die Bundesregierung erhält mehr Kompetenzen. | |
Bild: „Gar nicht einfach“: Die Bundeskanzlerin bei der Pressekonferenz mit … | |
Berlin dpa | Bund und Länder haben sich nach heftigem Streit überraschend | |
doch noch auf ein Gesetzespaket zur Neuordnung der Finanzbeziehungen | |
verständigt. Das teilte Kanzlerin Angela Merkel (CDU) am frühen | |
Freitagmorgen nach einem Treffen mit den Ministerpräsidenten der Länder in | |
Berlin mit. | |
Man habe sich auf alle notwendigen Grundgesetzänderungen sowie die | |
politischen Eckpunkte für die Einzelgesetze verständigt, um den | |
Bund-Länder-Finanzausgleich auf den Weg zu bringen, sagte Merkel nach den | |
etwa neunstündigen Gesprächen im Kanzleramt: „Im Grundsatz ist das heute | |
ein Riesenschritt.“ Es sei fair, ehrlich und hart verhandelt worden, sagte | |
Merkel. „Einige Dinge“ müssten aber noch geklärt werden – vor allem der | |
erweiterte Unterhaltsvorschuss für Alleinerziehende. Einzelne Beratungen | |
zur Feinabstimmung seien noch nötig. Es gebe aber breite Übereinstimmung, | |
dass auch dieses Gesetz mit dem Gesamtpaket auf den Weg gebracht werde. | |
Bund und Länder hatten sich am 14. Oktober auf [1][eine Neuordnung ihrer | |
Finanzbeziehungen] verständigt. Im Gegenzug für jährliche Hilfen des Bundes | |
von [2][gut 9,52 Milliarden Euro für die Länder] ab dem Jahr 2020 soll der | |
Bund mehr Kompetenzen erhalten – etwa bei Fernstraßen, in der | |
Steuerverwaltung, bei Investitionen in Schulen sowie Online-Angeboten der | |
Verwaltung. Einigkeit besteht nun auch zu den Sanierungshilfen für das | |
Saarland und Bremen. | |
Es seien wichtige Gemeinsamkeiten auf den Weg gebracht worden, sagte | |
Merkel. Der Vorsitzende der Ministerpräsidentenkonferenz, | |
Mecklenburg-Vorpommerns Regierungschefs Erwin Sellering (SPD), rechnet mit | |
einer Einigung zum erweiterten Unterhaltsvorschuss. Es müssten aber noch | |
viele schwierige Fragen geklärt werden. Völlig klar sei aber, dass dies | |
ebenfalls zum Gesamtkonzept gehöre, sagte Sellering. Noch ist die | |
Finanzierung der schon vom Bundeskabinett beschlossenen Ausweitung des | |
Unterhaltsvorschusses offen. Bisher trägt der Bund ein Drittel der Kosten, | |
die Länder zwei Drittel. | |
Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) sagte, wichtig sei | |
gewesen, dass das föderale System nicht „dejustiert“ und in die | |
grundsätzliche Struktur nicht eingegriffen werde. „Das war nicht einfach zu | |
formulieren.“ | |
## Streit um Schäuble | |
Nach einem Kompromiss hatte es angesichts erheblicher Differenzen bis kurz | |
vor dem Treffen im Kanzleramt nicht ausgesehen. Die Länder hatten die vom | |
Bund geforderten Kompetenzen als viel zu weitgehend abgelehnt. Sie warfen | |
besonders Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) vor, mit immer neuen | |
Vorschlägen für Grundgesetzänderungen weit über die | |
Bund-Länder-Vereinbarungen vom Oktober hinauszugehen. | |
Mit der Einigung könnte das Bundeskabinett wie zuletzt geplant noch an | |
diesem Freitagvormittag die Änderungen des Grundgesetzes und Einzelgesetze | |
zur Umsetzung der Bund-Länder-Vereinbarungen auf den Weg bringen. Nach dem | |
Spitzentreffen war dies zunächst offen. Das endgültige Reformpaket würde | |
dann im weiteren Gesetzgebungsverfahren in Bundestag und Bundesrat | |
ausverhandelt. Beschlossen werden sollen die zahlreichen | |
Grundgesetzänderungen sowie die Einzelgesetze dann im Frühjahr nächsten | |
Jahres. Der schwierige Finanzpakt könnte damit aus dem Bundestagswahlkampf | |
2017 herausgehalten werden. | |
Um die Zahl der Rückführungen abgelehnter Asylbewerber zu erhöhen, wollen | |
Bund und Länder Abschiebungen künftig auf nationaler Ebene koordinieren. | |
Angestrebt wird auch ein gemeinsames Zentrum zur Unterstützung der | |
Rückkehr. Die Länder fordern für diese zentrale Behörde mehrere hundert | |
Mitarbeiter. Die bisher geplante Personalausstattung hatten sie als zu | |
gering kritisiert. | |
Nach Angaben Merkels muss der Bund noch beraten. Anfang Februar solle | |
nochmals mit den Ländern gesprochen und versucht werden, Eckpunkte | |
zusammenzubringen. „Die gute Nachricht war, dass es bei allen eigentlich | |
das Verständnis gibt, wir wollen Recht und Gesetz durchsetzen.“ Sonst könne | |
denjenigen mit Aufenthaltserlaubnis nicht ausreichend geholfen. Es gebe nun | |
einen gemeinsamen Ansatz. | |
9 Dec 2016 | |
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