# taz.de -- Präsidentenwahl in Österreich: Alles im grünen Bereich | |
> Der grünen-nahe Alexander Van der Bellen wird Bundespräsident. | |
> FPÖ-Kandidat Norbert Hofer verliert die Wahl deutlich. | |
Bild: Einer freut sich, der andere tut nur so | |
WIEN taz | In den Sofiensälen in Wien fallen sich die Menschen in die Arme, | |
einige von ihnen haben Tränen in den Augen. Alle jubeln und klatschen, als | |
die erste Hochrechnung des Fernsehsenders ORF Alexander Van der Bellen mit | |
53,6 Prozent zum Sieger kürt. | |
Die Stimmung bei dem Wahlfest der Unterstützer Van der Bellens, die in dem | |
großen Prunksaal mitten in Wien zusammengekommen sind, war zuvor | |
angespannt. Während die beiden Kandidaten in der Wiener Hofburg, dem | |
offiziellen Amtssitz des Bundespräsidenten, auf das Ergebnis warten, werden | |
hier die wichtigsten Szenen dieses fast einjährigen Wahlspektakels an eine | |
Leinwand projiziert. Das „Ja“, das „Nein“, das „Doch nicht“, der Wa… | |
die internationale Presse, der drohende Rechtsruck – das alles hat die | |
Österreicher in den vergangen Monaten geprägt. | |
Als dann die Auszählung voranschreitet, die Ergebnisse der ersten Gemeinden | |
kommen und es deutlich wird, dass sogar in Pinkafeld, der Heimatgemeinde | |
des FPÖ-Kandidaten Norbert Hofer – auch wenn der natürlich deutlich vorne | |
liegt – Van der Bellen 3,5 Prozentpunkte mehr als beim letzten Mal holen | |
kann, wird die Stimmung immer ausgelassener. | |
„Ich kann noch nicht glauben, dass es vorbei ist“, sagt Lothar Lockl, der | |
Wahlkampfmanager von Van der Bellen, nachdem auch die zweite Hochrechnung | |
den Sieg seines Kandidaten bestätigt. „Schöne Grüße vom nächsten | |
Bundespräsidenten Alexander Van der Bellen“ richtet er aus der Hofburg aus. | |
## Freiheit, Gleichheit, Van der Bellen | |
Alexander Van der Bellen selbst zeigt sich von der Deutlichkeit seines | |
Sieges überrascht. „Ich habe schon gehofft, dass es gut geht“, sagte der | |
72-jährige Wirtschaftsprofessor beim Eintreffen in der Wiener Hofburg. | |
Allerdings habe er nicht mit diesem Vorsprung gerechnet. „Ich bin dankbar“, | |
sagte er. | |
Van der Bellen glaubt, dass die alten Werte wie Freiheit, Gleichheit, | |
Solidarität überzeugt hätten. Er freute sich über „das Engagement von | |
Tausenden, vielleicht Zehntausenden“; eine breite Bewegung sei entstanden, | |
die ihresgleichen sucht in Österreich. | |
In den Sofiensälen lächelt Sandra Müllbacher, eine weitere Unterstützerin | |
Van der Bellens, zufrieden. „Ich bin sehr erleichtert. Ich habe zwar | |
gehofft, dass er gewinnt, aber ich war nicht sicher, ob es noch einmal | |
klappt“, sagt sie. | |
Norbert Hofer gesteht schon früh via Facebook seine Niederlage ein. „Ihr | |
habt mich großartig unterstützt und ich bin unendlich traurig, dass es | |
nicht geklappt hat. Ich hätte gerne auf unser Österreich aufgepasst“, | |
schreibt er. Auch FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache gratuliert und schließt | |
– was noch wichtiger ist – eine Wahlanfechtung aus. Eine solche Anfechtung | |
der FPÖ war es ja gewesen, die den Wahlsieg Van der Bellens am 22. Mai | |
annulliert hatte. | |
## „Scheitern“ klingt blöd | |
Der Applaus der FPÖ-Funktionäre mag nicht so recht überzeugen. Stadträtin | |
Ursula Stenzel, die sich zuletzt als Scharfmacherin gegen Van der Bellen | |
betätigt hatte, blickt betreten auf ihr Handy. Harald Vilimsky, der die | |
Partei im EU-Parlament vertritt und dort mit Marine Le Pen in einer | |
Fraktion sitzt, will keinen Zusammenhang zwischen der Wahlentscheidung und | |
der EU-Feindlichkeit seiner Partei sehen. Das Wort „Scheitern“ will er | |
nicht in den Mund nehmen. Es sei „Eine Sensation, dass de facto jeder | |
Zweite ein freiheitliches Programm gewählt hat“, versucht er die Niederlage | |
in einen Sieg umzudeuten. | |
Hofer selbst ruft seine Anhänger auf, das Wahlergebnis zu akzeptieren. | |
„Viele Wähler haben mich unterstützt. Deshalb werde ich wieder antreten“, | |
sagte Hofer mit Blick auf die nächste Präsidentschaftswahl. Schon zuvor, | |
2018, will die FPÖ als stärkste Partei die Regierungsverantwortung | |
übernehmen. | |
Wählerbefragungen zeigen, dass die proeuropäische Haltung Van der Bellens | |
ein wichtiges Wahlmotiv gewesen ist. 65 Prozent seiner Wähler gaben diese | |
Antwort. 67 Prozent sind der Meinung, er werde Österreich im Ausland besser | |
vertreten. Während Hofer-Wähler die Veränderung wählten, entschieden sich | |
die Van-der-Bellen-Anhänger für das traditionelle Amtsverständnis. | |
4 Dec 2016 | |
## AUTOREN | |
Saskia Hödl | |
Ralf Leonhard | |
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