# taz.de -- Auslandsinvestitionen Chinas: Gezähmtes Powershopping | |
> Die Führung in Peking will die hohen Auslandsausgaben drosseln. Alle | |
> Investitionen über zehn Millionen US-Dollar müssen geprüft werden. | |
Bild: Das Geld soll nur noch kontrolliert das Land verlassen | |
PEKING taz | Schon das ganze Jahr über hatten sie mit exzessiven | |
Auslandsinvestitionen Schlagzeilen gemacht. Chinesische Investoren schlugen | |
beim Augsburger Roboterhersteller Kuka zu, sie bieten noch beim | |
Elektronik-Unternehmen Aixtron mit und stehen vor der Übernahme des | |
Schweizer Agrochemie-Riesen Syngenta. Auch in Deutschland haben viele | |
mittlerweile Angst vor dem Ausverkauf wichtiger Technologien nach Fernost. | |
Doch nun könnte Chinas Einkaufstour zu Ende sein. | |
Laut Medienberichten will die Zentralregierung das Auslandsengagement | |
drastisch zurückfahren. Alle chinesischen Auslandsinvestitionen im Wert von | |
über 10 Milliarden US-Dollar sollen künftig geprüft werden, berichtet die | |
in Hongkong erscheinende South China Morning Post. Laut dem | |
Nachrichtenportal Bloomberg sollen Investitionen in dieser Höhe sogar | |
komplett verboten werden. | |
Zudem dürfe das Investitionsvolumen eine Milliarde nicht überschreiten, | |
wenn es um branchenfremde Firmen geht. Die Maßnahmen sollen zunächst bis | |
September 2017 gelten. | |
Offiziell bestätigt sind die Maßnahmen nicht. Allerdings sind die Banken | |
des Landes in den vergangenen Tagen angewiesen worden, sämtliche | |
Auslandsüberweisungen mit einem Wert von über 5 Millionen Dollar genau zu | |
prüfen. Bislang lag die Obergrenze bei 50 Millionen Dollar. | |
## Kontrolle ist wichtig | |
Möglicher Grund für die drastischen Maßnahmen: Seit einiger Zeit fließt | |
viel mehr Kapital aus China ab als hinein. Zwar hält die Volksrepublik mit | |
geschätzt rund 3 Billionen US-Dollar auch weiter die größten | |
Devisenreserven der Welt. Sie sind in den vergangenen zwei Jahren aber | |
offenbar um fast eine Billion Dollar geschrumpft. | |
Arm ist China noch lange nicht. Gleichwohl will Peking aber die Kontrolle | |
über den Kapitalverkehr behalten. Denn ein zu rascher Geldabfluss hat auch | |
Auswirkungen auf den Yuan. Die Landeswährung hat im Vergleich zum Dollar | |
allein seit Jahresbeginn um rund 6 Prozent an Wert verloren. Lange hat | |
Peking den Kapitalabfluss selbst befeuert. Chinas Staats- und Parteichef Xi | |
Jinping persönlich hatte die heimischen Unternehmer aufgefordert, verstärkt | |
im Ausland zu investieren, vor allem in Biotechnologie, Medizintechnik und | |
Mikroelektronik. | |
Das zeigte Wirkung. Zuletzt gab es einen regelrechten Kaufrausch in Europa | |
und den USA. Doch nicht nur auf Schlüsselindustrien hatten es Chinas | |
Investoren abgesehen, auch auf Filmstudios, Fußballvereine, vor allem aber | |
auf Immobilien in London, Sydney, New York oder Vancouver. Mit dem | |
Ergebnis, dass die Preise hier in die Höhe schossen. Auch gegen diese Käufe | |
dürfte sich die verschärfte Kapitalkontrolle richten. | |
Die bislang größte Übernahme sollte der Kauf des Basler Agrochemiekonzerns | |
Syngenta durch den Chemieriesen ChemChina werden. Satte 43 Milliarden | |
Dollar hatte ChemChina geboten. Derzeit allerdings stockt der | |
Übernahmprozess. Zuletzt kursierten Gerüchte, die chinesischen Behörden | |
hätten Bedenken. Dient die verschärfte Kapitalkontrolle dazu, diese | |
Rekordübernahme zu stoppen? „Kein Kommentar“, heißt es aus dem | |
Syngenta-Zentrale in Basel. | |
30 Nov 2016 | |
## AUTOREN | |
Felix Lee | |
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